Süddeutsche Zeitung

Grafrath:Auf den Spuren von Batman

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Der Vogelschutzbund lädt zu einer "Fledermauswanderung" ein

Von Jakob Mandel, Grafrath

In der Nacht auf Sonntag, 25. August, findet die 23. Europäische Fledermausnacht statt. Vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) werden zehn verschiedene Veranstaltungen im ganzen Freistaat organisiert, unter anderem eine "Fledermauswanderung" in Grafrath, andernorts gibt es ebenfalls Exkursionen, Vorträge oder auch "Fledermausfeste". Alle Angebote sind kinderfreundlich und sollen auf die Gefährdung der Tiere aufmerksam machen. In 37 Ländern findet die "Batnight" statt. Der Termin Ende August ist der erhöhten Aktivität der Nachtjäger auf der Suche nach Winterquartieren geschuldet.

Im Landkreis Fürstenfeldbruck sind aktuell 14 Fledermausarten anzutreffen. "Die genaue Größe der Population lässt sich nicht ermitteln, da man sie tagsüber nicht finden und in der Nacht nicht beobachten kann", sagt Uschi Anlauf, Leiterin der LBV-Geschäftsstelle Fürstenfeldbruck. Jedoch ist sie sich sicher, dass inzwischen alle in Bayern lebenden Arten, beispielsweise das graue Langohr oder die Mopsfledermaus, gefährdet seien. Dafür gibt es laut Katharina Platzdasch, die die Grafrather Fledermauswanderung des LBV am Samstag leiten wird, hauptsächlich zwei Gründe: erstens den Verlust des Wohnraums und zweitens das Verschwinden der Nahrungsgrundlage.

"Fledermäuse können in Felshöhlen, Felsspalten, Baumhöhlen, aber auch hinter abgelösten Rindenstücken, Fensterläden oder anderweitigen Schlupflöchern an Gebäuden leben", erklärt Platzdasch. Doch gingen immer mehr dieser Tagquartiere verloren, da Spalten in modernen Bauten vermieden und alte Gebäude wie Kirchen renoviert werden, um die Wärmedämmung zu erhöhen. Aus diesem Grund müsse den "Handflüglern", wie ihr Name übersetzt aus dem Lateinischen lautet, durch Fledermauskästen, die ihnen Obdach gewähren und an Hauswänden oder Bäumen aufgehängt werden, geholfen werden. Diese Kästen werden von den Säugetieren als Schlafplatz oder auch als Nest zur Aufzucht ihres Nachwuchses genutzt.

"Fledermäuse sind sehr standorttreu. Deshalb sind die Wochenstuben auch jedes Jahr an der gleichen Stelle", führt die geprüfte Fledermausberaterin Anlauf aus. Wochenstuben sind eine größere Gruppe von Muttertieren, die ein gemeinsames Quartier beziehen, das immer am selben Ort ist. Wenn die Ausgewachsenen nachts auf die Jagd gingen, könnten sich die Jungen aneinanderhängen, um sich so gegenseitig zu wärmen, wie Anlauf schildert. Die Beute der Eltern sind nachtaktive Insekten wie Motten, Falter oder Mücken. Diese finden sich vor allem an Gewässern, was Flussläufe zu regelrechten Straßen für die Fledermäuse macht. Aus diesem Grund sind Ampermoos und Ampertal laut Platzdasch sehr fledermaus-freundliche Orte, als Beispiel nennt Anlauf: "Am Silbersteg in Bruck kann man gut Fledermäuse beobachten." Da Insekten, also auch die Beute der Fledermäuse, aber wegen des Einsatzes von Pestiziden oder zu viel Beleuchtung immer weniger werden, bekämen auch die Fledermäuse Probleme mit der Nahrungssuche.

Die Nahrungssuche will auch Frau Platzdasch am Samstagabend mit den Familien, die an der Fledermauswanderung teilnehmen, beobachten. Dazu wird ein "Batdetektor" benutzt, das die hochfrequenten Schreie der Nachtjäger für das menschliche Ohr hörbar macht. Außerdem gibt es Fledermausspiele für die Kinder, die weitere Fakten zu Fledermäusen vermitteln sollen.

Fledermauswanderung des LBV, Eingang Forstlicher Versuchsgarten Grafrath, Samstag, 24. August, 18.45 bis 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 22.08.2019
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