Süddeutsche Zeitung

Gastronomie:Differenzen mit der Gemeinde

Lesezeit: 2 min

Der Wirt der "Alten Schule" in Gröbenzell gibt der Gemeinde Schuld an seiner Kündigung

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Acht Jahre lang hat Thomas Letsch die Alte Schule in Gröbenzell bewirtet. Die Gröbenzeller wirkten zufrieden mit ihm. Immerhin ist seinem Team sechs Mal in Folge der "Stern der Gastlichkeit", eine auf Gästeempfehlungen basierende Auszeichnung Münchner Brauereien, verliehen worden. Doch zum Ende des Monats verlässt der Pächter das im Gemeindebesitz befindliche Gasthaus. "Das hat mehrere Gründe, der Hauptgrund ist, dass man mit der Gemeinde nicht mehr zusammenarbeiten kann", sagt der Gastronom. Eine Ursache für Probleme ist die Rathausbaustelle direkt gegenüber der Gaststätte. Aber das Hauptproblem scheint mangelnde Kommunikation zu sein.

Schon im August hatte Letsch die Gemeinde darauf aufmerksam gemacht, dass die Heizung in der Alten Schule nicht richtig funktioniert. Das ist in der Gastronomie von besonderer Bedeutung, nicht nur wegen der Gäste, sondern auch wegen der Gasherde, die sonst nicht funktionieren. Trotz seiner Anzeige habe es bis November gedauert, bis die Gemeinde einen Handwerker vorbeigeschickt habe, nennt der Wirt eines der Probleme. Die Auswirkungen waren fatal, zumal wenn man bedenkt, dass die Küche der Alten Schule den Mittagstisch für 80 Kinder bereitstellt. "Das ging im Sommer schon los, dass wir teilweise nicht kochen konnten", berichtet er. Einmal hätten ihm Gemeindemitarbeiter als Ersatz allen Ernstes eine einzelne Herdplatte vorbeigebracht. Inzwischen sorge er sich auf dem Weg in die Arbeit, ob der Herd nun funktioniert oder nicht.

Letsch moniert darüber hinaus mangelnde Information von der Gemeinde, etwa wenn morgens wegen der Baustelle einfach für mehrere Stunden das Gas abgestellt wird. Ganz zu schweigen von der Poststraße: Da sie wegen der Baustelle gesperrt ist, ist der Weg für die Gröbenzeller aus diesem Viertel inzwischen deutlich länger. Insbesondere in den Wintermonaten bemerkt der Gastronom sinkende Gästezahlen. Letsch spricht von einem fünfstelligen Betrag, der ihm wegen der vielen Probleme verloren gehe. Und das bereits seit weit mehr als einem Jahr. So lange nämlich wird bereits das alte Rathaus abgerissen und das neue gebaut.

Ein weiterer Punkt ist die Bewirtung in den Räumen im ersten Stock. Laut Letsch ist vertraglich geregelt, dass die Gäste dort keine selbst mitgebrachten Speisen und Getränke konsumieren dürfen. Da die Gemeinde aber die Räume vermiete, werde diese Regelung immer wieder missachtet. "Wenn selbst der Bürgermeister sein eigenes Wasser nach oben trägt", und er das als Lappalie herunterspiele, moniert der Wirt. Hinzu kommt, dass es offenbar von Gemeindeseite keinerlei Bemühungen um Verbesserung gegeben hat. "Einfach mal das Gespräch suchen, aber da kam von der Gemeinde nichts", berichtet der Gastronom. Nicht einmal ein Angebot zur Mietminderung wegen der Ausfälle hab es gegeben. Deshalb hat Letsch nun seinen Pachtvertrag mit der Paulaner-Brauerei gekündigt, nach drei statt der vorgesehenen fünf Jahre. "Paulaner wollte mich unbedingt behalten", erklärt er. Bereits im April wird er eine Gaststätte im Münchner Osten, in Forstinning, übernehmen.

Die Paulaner-Brauerei hat Bürgermeister Martin Schäfer zufolge einen lang- fristigen Vertrag mit der Gemeinde abgeschlossen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4353176
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 04.03.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.