Süddeutsche Zeitung

Gründung im Biedermeier:Der Landkreis feiert seinen 200. Geburtstag

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Nach der Säkularisation 1803 und der damit verbundenen Entmachtung kirchlicher Institutionen, braucht es neue Verwaltungsstrukturen. Mit Ausstellungen und einem Vortrag erinnert Fürstenfeldbruck nun an diese Geschichte.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Der Landkreis Fürstenfeldbruck feiert in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen. Dazu gibt es eine Sonderausstellung im Bauernhofmuseum Jexhof zur Gründung des Landgerichts Bruck sowie der Entwicklung des Landkreises im Außenbereich unter dem Titel "Vom Landgericht zum Landkreis", eine Fotoausstellung im Landratsamt, die am Donnerstag eröffnet wurde, sowie einen Festvortrag von Anna Ulrike Bergheim, der ehemaligen Vorsitzenden des Historischen Vereins, am Mittwoch, 26. Oktober, in der Aula der Hochschule der Polizei.

Durch die Säkularisation 1803 wurden Klöster wie Fürstenfeld aufgelöst und verloren die niedere Gerichtsbarkeit. Die Landgerichte in Dachau, Landsberg und Starnberg, die die sogenannten Pflegämter ersetzten, waren für die Administration des heutigen Brucker Gebiets zuständig. Bald zeigte sich, dass die Gebiete zu groß und die Wege zu lang waren.

Deshalb erließ König Max I. Joseph am 29. Oktober 1823 den Beschluss, das neue Landgericht Bruck einzurichten. Es dauerte allerdings, bis die Landgerichte Dachau und Landsberg alle Akten, Briefe und Protokolle nach Bruck transportiert hatten, zumal die Akten von Hand abgeschrieben werden mussten. Das Finanzministerium ernannte erst im Februar 1824 mit Anton Fischer den ersten Landrichter.

Das Brucker Landgericht bestand am Anfang aus Gebieten der Landgerichte Dachau und Landsberg, dann kamen Orte aus den Landgerichten Weilheim, Friedberg und Starnberg (1852) hinzu. Der Landrichter hatte wesentlich mehr Macht als der Landrat heute, er war nicht nur für die Verwaltung, sondern auch für Justiz und Polizei zuständig. Im Sinne der Gewaltenteilung sollten Justiz und Verwaltung eigentlich getrennt sein, aber dafür fehlte das Geld, wie Bergheim recherchiert hat.

Erst 1862 wurde die Verwaltungsreform fortgesetzt und die Bezirksämter als reine Verwaltung von den Gerichten getrennt. So entstand das Bezirksamt Bruck. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden die Bezirksämter 1938 in Landratsämter umbenannt, deren Gebiete seitdem Landkreise heißen. Anlässlich des Jubiläums waren alle Beschäftigten der Kreisbehörde zu einem internen Fotowettbewerb eingeladen. In der Ausstellung auf der Galerie des Landratsamts werden 43 Aufnahmen gezeigt, mit Gebäuden und Landschaften, aber auch Sehenswürdigkeiten aus dem Brucker Land.

Zu sehen sind das Kloster Fürstenfeld offensichtlich aus Drohnenperspektive, die ausgedörrte Ebene unterhalb des Germannsberges und die Hoflacher Kapelle mit Reif an Bäumen und Gebäuden. Selbst eine trostlose aber typische Einöde aus Gewerbegebiet und Eigenheimen wirkt unter einem blauen Himmel mit zahlreichen Wolkenformationen auf einem Foto noch richtig schön. Die Jury aus Mitarbeitern des Büros des Landrates sowie einem Vertreter des Brucker Fotoclubs hat Jennifer Finn zur Siegerin gekürt, die die Böllerschützen porträtiert hat. Der zweite Preis ging an Markus Fraunhofer, der die Willibaldskirche bei Jesenwang in der Nacht abgelichtet hat.

Die beiden waren zur Ausstellungseröffnung und Siegerehrung am Donnerstag nicht erschienen, die insgesamt nur spärlich besucht war. Die Kreisräte, die vorher eine Sitzung hatten, waren allesamt schon gegangen. Persönlich ihre Preise überreichen konnte Landrat Thomas Karmasin deshalb nur Irene Berkman, die ein sehr stimmungsvolles Bild des beleuchteten Grafrater Bahnhofs in der Nacht abgeliefert hatte. Anwesend war auch die zehntplazierte Stephanie Weigl. Sie hatte ihr Foto von den Gestaden bei Schöngeising mit "Amperflimmern" betitelt.

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