Süddeutsche Zeitung

Eichenau:Grüße aus Oussoubidiagna

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Eine Kleinstadt in Mali wirbt um Starzelbachgemeinde als Partner

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Schokolade und Wodka aus der Ukraine, eine Flasche Wein aus der Emilia-Romagna oder Spezialitäten aus dem Erzgebirge - das sind die Eichenauer von ihren Partnergemeinden gewöhnt. Aber ein Krokodil als Gastgeschenk, so wie es die Stadt Magdeburg von ihrer Partnerstadt Kayes in Mali bekommen hat?

Anscheinend hat Eichenau in der Welt einen so guten Ruf, dass er bis in den kleinen Ort Oussoubidiagna im Südwesten des westafrikanischen Staats Mali gedrungen ist. 4000 Einwohner leben in dem Hauptort der Kommune Tomora, die mehr als 30 Ortsteile und laut der jüngsten Statistik im Jahre 2009 mehr als 32 000 Einwohner hat. Tomora liegt vergleichsweise nahe an der Regionshauptstadt Kayes, durch die der Senegal fließt, aus dem das Magdeburger Krokodil stammt.

Vermutlich hätte der Bürgermeister von Tomora, Madicoulé Toure, nicht mit einem Reptil aufgewartet, wenn es denn zu einem ersten Zusammentreffen mit der neuen Partnerstadt im Landkreis Fürstenfeldbruck gekommen wäre. Doch diese Begegnung zwischen Toure und Bürgermeister Peter Münster findet nicht statt. Und von dem Scherz-Antrag der SPD-Fraktion, den Referenten für die Partnerschaften, Claus Guttenthaler, für drei Monate nach Mali zu schicken, wird auch nichts werden. Denn der Eichenauer Gemeinderat möchte keine weitere Partnerstadt. Dennoch mussten sich die Gemeinderäte in ihrer Sitzung am Dienstagabend mit der Anfrage aus Oussoubidiagna auseinandersetzen, sind doch Partnerschaftsangelegenheiten eine wichtige Aufgabe des Gremiums. "Höflich, aber bestimmt" werde man nun dem Bürgermeister von Tomora zurückschreiben, fasste Peter Münster die für Eichenauer Verhältnisse extrem kurze Beratung des Tagesordnungsordnungspunktes zusammen, "und ihm mitteilen, dass wir ausgelastet sind."

Diese Formulierung hatte zuvor Claus Guttenthaler benutzt, der anscheinend gut vorbereitet zur Sitzung kam. Stellte er doch eine "Langversion und eine Kurzversion" seiner Recherchen zur Debatte. Hören wollte das Gremium aber nur die kurze, die im Kern die Botschaft enthielt: "Das ist aus Sicherheitsgründen abzulehnen." Schließlich seien in der Krisenregion fast 1000 Mann der Bundeswehr stationiert.

Dabei hatte sich Bürgermeister Madicoulé Toure vorgestellt, die "Erfahrungen im Bereich Handwerk, Tourismus, Kultur, lokaler Führung, Landwirtschaft und Tierhaltung zu teilen". Handwerksbetriebe hätte Eichenau und eine lebendige Kulturszene auch. Nur beim Thema Tierhaltung, da hätten nur die Eichenauer von den Leuten aus Tomora etwas lernen können. Denn in der Gemeinde mit dem für ein Krokodil geeigneten Starzelbach gibt es keinen einzigen Landwirt mehr.

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Quelle:
SZ vom 09.11.2017
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