Süddeutsche Zeitung

Fürstenfeldbruck:Zankapfel Pucher Meer

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OB Christian Götz weist Vorwürfe der CSU zurück, er sei mitverantwortlich für Verzögerungen rund um die Erweiterung des Erholungsgeländes.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die CSU-Stadtratsfraktion wirft der Stadtverwaltung und letztlich auch dem Oberbürgermeister Versäumnisse vor rund um den gescheiterten Erwerb des Baggersees in direkter Nachbarschaft des Pucher Meers - als Voraussetzung für die Erweiterung des dortigen Erholungsgeländes. In einer Presseerklärung werden Fraktionssprecher Andreas Lohde und Fraktionsgeschäftsführer Michael Piscitelli zitiert. Sie kritisieren die Informationspolitik von Christian Götz (BBV) und machen diesen mitverantwortlich für die Verzögerungen bei der Planung. Götz zeigte sich auf Nachfrage der SZ verwundert über die Vorwürfe.

Man habe es versäumt, den vorliegenden Vertrag zu unterzeichnen, findet Andreas Lohde

Seit vielen Jahren gibt es den Plan, das knapp sechs Hektar umfassende Gelände rund ums Pucher Meer um die fünf Hektar im Westen zu ergänzen. Nachdem der Kiesabbau dort beendet ist, schien die Zeit gekommen für die Übernahme durch die Stadt. Den vereinbarten Notartermin im Sommer ließ die Fürstenfeldbrucker Firma Kiesgruben Rekultivierung Oberbayern (KRO) dann aber platzen. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, auf Anfragen der SZ reagierte das Unternehmen bislang nicht. Einige Stadträte vermuten, dass es eine Retourkutsche ist. Denn das Unternehmen, das auch die zwei Kilometer entfernte ehemalige Stockinger-Kiesgrube im Fürstenfeldbrucker Westen betreibt, war in die Kritik geraten, weil es dort nicht auf den Kiesabbau in den Rothschwaiger Forst hinein sowie die damit verbundenen Rodungen verzichten und die Prüfung geeigneter Alternativflächen abwarten wollte.

Laut CSU hätte die Stadt sich die als Erholungsgebiet ausgewiesene Fläche mit dem Baggersee längst sichern können, wenn sie vor dem Verstreichen der bekannten Fristen einfach den seit vielen Jahren vorliegenden und von KRO bereits einseitig unterzeichneten Vertragsentwurf unterschrieben hätte. Zudem sei noch im vergangenen Jahr geplant gewesen, die Renaturierungsarbeiten an der Erweiterungsfläche 2023 abzuschließen und spätestens bis 2025 auch die Wasserwachtstation zu verlegen. Dass Götz nun eine Fertigstellung erst in vier Jahren in Aussicht stelle, "ist wohl dem Versäumnis der Stadtführung bei der Unterzeichnung der Vereinbarung geschuldet", heißt es in der Erklärung der CSU.

Der Oberbürgermeister ist zuversichtlich, dass der Erwerb des Baggersees noch gelingt

Götz weist die Vorwürfe zurück und ruft die Ausführungen seines Amtsvorgängers Erich Raff (CSU) in Erinnerung. Der hatte im Februar und damit lange vor dem geplatzten Notartermin absehbare Verzögerungen unter anderem damit begründet, dass der Erholungsflächenverein, dem die Gestaltung des Uferbereichs zugedacht ist, noch stark ausgelastet sei. Erst in vier Jahren und damit 2027 rechne er mit der Fertigstellung des dann um den Baggersee erweiterten Erholungsgeländes.

Auch Raff hatte den offenbar seit der Amtszeit seines Vorgängers Sepp Kellerer (CSU) vorliegenden Vertrag mit dem Kiesunternehmen nicht unterzeichnet. Das begründet der amtierende OB, der Raff Ende Mai im Rathaus abgelöst hat, mit Änderungen, die der Stadt wichtig seien. So habe der ursprüngliche Vertrag unter anderem den Durchstich vom Baggersee zum alten Pucher Meer unmittelbar vor Übergabe des Geländes an die Stadt vorgesehen. Dann aber hätten Schwimmer bereits hinüber in den Baggersee schwimmen können, noch bevor das Wasserwachthaus aus Sicherheitsgründen an eine zentralere Stelle versetzt worden wäre. Götz: "Deshalb wollten wir den Durchstich zu einem späteren Zeitpunkt, was wiederum in dem neuen Vertrag geregelt gewesen wäre". Dieser freilich hätte dann der erneuten Zustimmung von KRO bedurft.

Dennoch ist Götz zuversichtlich, dass man sich noch mit dem Unternehmen einigen kann. Am Mittwoch gab es ein Gespräch mit dem Kiesunternehmen. Details dazu will Götz nicht nennen. Nach einem "angeregten Austausch" habe man sich immerhin auf einen Folgetermin Ende des Jahres verständigt. Anfang 2024 soll die Angelegenheit erneut im Fürstenfeldbrucker Stadtrat behandelt werden.

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