Süddeutsche Zeitung

Aktion der Volkshochschule:Wie der Klimawandel die Alpen gefährdet

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Bei einem Vortrag in Gröbenzell erfahren die Besucher, welche Folgen der Bergwelt drohen. Untermauert wird das mit einer Ausstellung, die noch bis Sonntag zu sehen ist.

Von Verena Lohr, Gröbenzell

Im Juli 2022 werden am Berg Marmolata in den Dolomiten mehrere Bergsteiger von Eis-, Schnee- und Felsmassen getroffen. Bei einem massiven Gletscherabbruch sterben sechs Menschen, mehrere weitere werden verletzt. Am Samstag davor wird auf dem Gipfel der Marmolata mit zehn Grad Celsius die bislang höchste Temperatur gemessen. Experten zufolge ist die Schneedecke aufgrund der anhaltenden Hitze viel zu dünn für die Jahreszeit. Alles Fakten, mit denen Annemarie Räder, Regionalreferentin des Bund Naturschutz für Oberbayern, ihre Zuhörer bei einem Vortrag im Bürgerhaus Gröbenzell zum Nachdenken anregt. Beim Dienstagsforum der Volkshochschule spricht sie über "Die Bergwelt - ein empfindlicher Lebensraum" und führt anschließend noch durch die Wanderausstellung "Klimawandel, Klimaschutz" des Deutschen Alpenvereins, die noch bis zum Sonntag, 19. März, besucht werden kann.

Räder studierte bis 2017 Umweltwissenschaften und ist seitdem hauptamtlich beim Bund Naturschutz tätig. Dieser ist mit 260 000 Mitgliedern der größte Umwelt- und Naturschutzverband in Bayern. Sein Ziel ist es, die natürlichen Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erhalten. Ein besonderes Anliegen ist ihm der Kampf gegen den Klimawandel in den Alpen. Annemarie Räder zeigt mit beeindruckenden Bildern auf, was die Alpen so besonders macht. Ob es die beachtliche Vielfalt der Tiere und Pflanzen ist, die unberührte Natur- und traditionelle Kulturlandschaft oder die wichtigen Funktionen für den Ressourcenschutz. Die Alpen sind ein wichtiges Trinkwasserreservoir und die Bergwälder dienen zur Luftreinhaltung, zum klimatischen Ausgleich und als Erosionsschutz.

Nach den Bildern und Fakten schwenkt Räder dann zum Ernst der Lage um und zeigt den Besuchern die sogenannte Keeling-Kurve von 2019, welche der erste Beweis dafür sei, dass die CO2-Werte in den Bergen neue und erschreckende Rekordwerte erreichen. Die Messstation auf dem Mauna Loa auf Hawaii registrierte erstmals Jahreshöchstwerte von knapp 415 ppm. Es seien vor allem der Ausbau des Verkehrssystems und der Ski-Gebiete, die stark zu den Belastungen in den Bergen beitragen. Die Auswirkungen seien verheerend.

Im Pariser Klimaschutzabkommen habe sich die Staatengemeinschaft verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Die Staaten sollen sich zudem bemühen, den Temperaturanstieg unter eineinhalb Grad zu halten, um die verheerendsten Folgen des Klimawandels zu verhindern. Im Alpenbereich jedoch ist die Temperatur seit 1990 bereits um zwei Grad gestiegen. Mit einer Grafik zeigt Räder den rapiden Rückgang von vier Gletschern, deren Volumen von 100 auf teilweise 10 Prozent gesunken ist. Im Sommer 2022 hat der "südliche Schneeferner" seinen Status als Gletscher ganz verloren.

Zum Schluss des Vortrages stellt Annemarie Räder verschiedenste Forderungen an die Politik. Auch alpenpolitische Notwendigkeiten formuliert sie. Zum Beispiel die Bergstraßen autofrei zu machen und keine weiteren Alm/Alperschließungen und Kapazitätserhöhungen für touristische Zwecke zu bauen.

Die sichtlich betroffenen Besucher bahnen sich dann noch ihren Weg durch die Ausstellung des DAV, welche den Vortrag noch mal untermalt. Zu sehen sind Stellwände mit Bildern und Texten, Bücher, nachhaltige Klamotten und Beschreibungen, wo man diese finden kann. Die Ausstellung kann noch bis zum Sonntag, 19. März, im Bürgerhaus Gröbenzell kostenlos besucht werden.

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