Süddeutsche Zeitung

Freizeit in München:Die Stadt investiert 38 Millionen Euro in Sportanlagen

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Von Sebastian Winter

Wenn dem Stadtrat am kommenden Mittwoch das zweite Maßnahmenpaket des Sportbauprogramms vorgelegt wird, geht es um viel Geld: Immerhin 38,4 Millionen Euro sollen in vier große Sportanlagen fließen, die aktuell von insgesamt mehr als 100 Vereinen und elf Schulen genutzt werden. Konkret handelt es sich um die beiden Bezirkssportanlagen an der Grohmannstraße (Feldmoching-Hasenbergl) und der Siegenburger Straße (Sendling-Westpark) sowie die Freisportanlagen an der Hans-Denzinger-Straße (Milbertshofen) und der St.-Martin-Straße (Obergiesing). Die Standorte sind also über die Stadt verteilt, auf den Bezirkssportanlagen entstehen Neubauten mit Umkleidekabinen, Kunstrasenplätze und 400-Meter-Bahnen, auf den Freisportanlagen hauptsächlich neue Kunstrasenfelder.

Das Paket ist Teil einer Sportoffensive der Stadt, die wegen des Zuzugs und der teils maroden und ohnehin zu knappen Sportinfrastruktur nötig geworden war. Das erste 18,2 Millionen Euro teure Maßnahmenpaket wurde bereits 2017 verabschiedet und umfasst ebenfalls vier städtische Sportanlagen - die Bezirkssportanlage an der Thalkirchner Straße soll noch 2018 als erste fertig werden. Paket Nummer drei ist schon geschnürt, Mitte 2019 stimmt der Stadtrat darüber ab. Flankiert werden die Aktionen von Bauzuschüssen und -darlehen für Vereine, in neuen Stadtteilen wie Freiham entstehen ganze barrierefreie Sportkomplexe.

Und dann plant die Stadt noch einige Großprojekte, wie Bürgermeisterin Christine Strobl und Sportreferentin Beatrix Zurek (beide SPD) am Freitag bei der Präsentation des zweiten Maßnahmenpakets im Rathaus verdeutlichen: das neue Actionsportzentrum in der ehemaligen Eggenfabrik etwa, für das die Vorplanung begonnen hat. Das Dantestadion, 1928 gebaut, wird saniert und soll später bei Leichtathletik-Meetings oder Footballspielen der Munich Cowboys eine Kapazität von 4999 Sitzplätzen haben. Im erst von der Stadt erworbenen Hermann-von-Siemens-Sportpark soll unter Beteiligung der Bevölkerung eine 13,5 Hektar große öffentliche Sport- und Grünanlage entstehen.

Auf dem Areal des alten Olympia-Eissportzentrums könnte nach Wünschen der SPD eine in München bislang fehlende mittelgroße Halle für 3000 bis 4000 Zuschauer gebaut werden und die Olympia-Regattaanlage in Oberschleißheim soll saniert werden und danach weiter dem Spitzen- und Breitensport dienen. Allein dieses Mammutprojekt verschlingt Strobl zufolge einen gut zweistelligen Millionenbetrag. Die Pläne klingen gut aus Sicht der Stadt, für die auch der temporäre Umzug der von Baumaßnahmen betroffenen Klubs an andere Sportstätten recht reibungslos verläuft.

Doch bei nicht wenigen der inzwischen mehr als 700 Vereine gibt es auch heftige Kritik: Zu wenige Zuschüsse, zu wenig Unterstützung für Ehrenämtler, viel zu viel Ämter-Bürokratie - die Liste ist lang. Beispielsweise dürfen die von der Stadt bezahlten Platzwarte auf Bezirkssportanlagen Schnee nicht maschinell räumen. "Es kann ja nicht sein, dass die Vereine das dann per Hand machen müssen", sagt Michael Franke, der 1. Vorsitzende der FT München-Gern. Auch die 72 Millionen Euro, die die Stadt 2018 für den Sport insgesamt ausgibt, hält Franke für längst nicht ausreichend: "Wenn wir da noch eine Null dranhängen, könnten wir ernsthaft was bewegen für den Sport in der Stadt München." Zumindest das Schneeräumproblem soll bald vom Tisch sein, wie Sportreferentin Zurek sagt: "Dass muss gelöst werden. Wir haben jedenfalls nicht vor, auf den Klimawandel zu warten."

Mit Spannung wird auch die Entwicklung beim strittigen Sportgelände an der Osterwaldstraße samt SV Weißblau Allianz verfolgt. Die Stadt plant, die Anlage im Rahmen eines Erbpachtvertrags zu übernehmen. Voraussetzung dafür ist die Zustimmung des Stadtrats am Mittwoch - und des Vereins, der bereits für Montag zur außerordentlichen Mitgliederversammlung geladen hat.

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SZ vom 06.10.2018
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