Süddeutsche Zeitung

Zollinger Bürgermeister Helmut Priller:Seine Tür steht immer offen

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Bürgermeister Helmut Priller zieht nach hundert Tagen im Amt eine erste Bilanz. Er will sich auch künftig Zeit nehmen für Gespräche mit den Bürgern und seinen Mitarbeitern.

Von Katharina Aurich, Zolling

Es ist Sonntagnachmittag und der Zollinger Bürgermeister Helmut Priller trifft sich mit seinen Mitarbeitern zur Lagebesprechung. Im Zollinger Trinkwasser sind wieder Keime entdeckt worden, jetzt muss über die weiteren Maßnahmen entschieden werden. "Meine Mitarbeiter haben ein sehr hohes fachliches Niveau, auf das ich mich verlassen kann", resümiert Priller, der seit drei Monaten im Amt ist. Außerdem arbeite er sehr eng mit den drei anderen Bürgermeistern der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Zolling zusammen, von denen zwei weitere wie er neu im Amt sind. Er sei froh, dass der langjährige und erfahrene Haager Bürgermeister Anton Geier den Vorsitz der VG übernommen hat, den bisher immer der Zollinger Rathauschef inne hatte, sagt Priller.

Über jahrzehntelange kommunalpolitische Erfahrung als Kreisrat und Freisinger Stadtrat verfügt Priller ebenfalls. Als Bürgermeister jetzt die volle Verantwortung für eine Kommune zu tragen, sei aber etwas anderes, sagt er. Zum Glück stehe ihm der Geschäftsstellenleiter der VG, Eugen Altmann, zur Seite. Bereits wenige Tage, nachdem er ihm Amt war, habe er seine erste Sitzung geleitet, erinnert sich Priller.

Bisher bewältigte der neu gewählte Gemeinderat über hundert Abstimmungen. Sieben Ratsmitglieder sind neu dabei und brächten frischen Wind in das Gremium, das zudem mit dem neuen digitalen Ratsinformationssystem mit vielen Informationen versorgt werden könne, bevor es zu einer Entscheidung komme, schildert der Bürgermeister. Oft müssten aber auch schnelle und pragmatische Entscheidungen von ihm getroffen werden, dabei profitiere er von seiner langjährigen Erfahrung.

Priller legt Wert auf guten Kontakt zu Bürgern und Mitarbeitern

Zufrieden ist Priller über den guten Kontakt zu den Bürgern, den er in den ersten drei Monaten seiner Amtszeit aufgebaut habe. Außerdem habe er in zähen Verhandlungen Grundstückseigentümer dazu bewegen können, der Gemeinde Land für das fehlende Teilstück des Radwegs zwischen Palzing und Haindlfing zu verkaufen. Für das Ökokonto hätte Priller gerne noch mehr Flächen erworben, aber es zögen leider nicht alle Grundstückseigentümer mit, schildert er. Großen Wert lege er auf den "zwischenmenschlichen Kontakt" zu seinen Mitarbeitern. Darin unterscheide sich die Führung einer Verwaltung nicht von einem Unternehmen, meint Priller, der zuvor in Freising eine Installationsfirma betrieben hat. Derzeit führe er mit allen Mitarbeitern Gespräche, die auch "in die Tiefe" gingen, um ihre Zufriedenheit mit ihrer Arbeit auszuloten. Diese Gespräche benötigten natürlich Zeit, dafür gebe er fachliche Aufgaben an seine Mitarbeiter ab, schildert Priller.

Er bietet keine spezielle Bürgersprechstunde an, seine Tür stehe immer offen und jeder könne spontan zu ihm kommen, auch in den Abendstunden. "Man muss auch Aufgaben abgeben können und Raum schaffen für Gespräche und die Nöte der Bürger", so seine Haltung. Vor allem von Verkehrsproblemen, aber auch über umgestürzte Bäume oder klappernde Gullydeckel werde ihm berichtet. Doch es gehe nicht nur um Beschwerden, wichtig sei ihm, die Ideen der Bürger zu erfahren und ihnen dann auch in der Gemeinderatssitzung Raum zu geben, ihre Anträge und Wünsche vorzutragen.

Der geplante Zaun um eine Flüchtlingsunterkunft gefällt Priller gar nicht

Sehr enttäuscht ist Priller über die Regierung von Oberbayern, die für die Flüchtlingsunterkunft in der Gemeinde mit 120 Bewohnern zuständig ist. Die Regierung will die beiden Gebäude mit einem Zaun umgeben und eine Securityfirma mit der Bewachung beauftragen. Es gebe keine bekannten Vorkommnisse, die diese Schritte rechtfertigten, sagt der Bürgermeister. "Diese Menschen sind auch Zollinger, wir möchten sie integrieren. Wer soll denn mit diesem Zaun vor wem geschützt werden?" fragt er. Das Zusammenleben der Flüchtlinge mit den Zollingern sei modellhaft positiv. "Mit diesem Zaun und der Beauftragung von Securitymitarbeitern machen wir einen großen Rückschritt, das ist ein ganz falsches Signal", ist sich Priller sicher. Leider habe die Kommune keinen Einfluss auf die Entscheidung der Regierung, müsse aber dann mit den Konsequenzen dieser Maßnahmen leben, wenn sich die Flüchtlinge beispielsweise ausgeschlossen fühlen sollten oder die Mitglieder des Helferkreises, die seit Jahren eine sehr gute Arbeit leisteten, abgewiesen würden.

Die Arbeit als Bürgermeister mache ihm viel Freude, deshalb achte er nicht darauf, ob seine Arbeitswoche 50 Stunden oder mehr habe, bekennt Priller. In seiner Freizeit unterstützt der Rathauschef seine Tochter beim Hausbau. Wenn er etwas baue oder repariere, könne er wunderbar abschalten. Oder er schwinge sich auf sein Motorrad und erkunde "unser schönes Bayern".

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Quelle:
SZ vom 18.08.2020
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