Süddeutsche Zeitung

Tiere des Jahres:Schön, bunt - und oftmals gefährdet

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Einige der ausgewählten Arten gelten zwar nicht als bedroht, die Bestände aber gehen zurück, weil auch im Landkreis geeignete Lebensräume knapp werden.

Von Gudrun Regelein, Freising

Manche sehen ungewöhnlich aus und sind kaum bekannt. Andere dagegen wie das Reh kennt jeder. Der Naturschutzbund (Nabu) Deutschland hat auch für 2019 wieder die Tiere des Jahres, die von verschiedenen Organisationen vorgeschlagen wurden, gesammelt. Nicht alle seien gefährdet, sagt Wolfgang Willner, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bunds Naturschutz (BN) Freising, aber bei vielen sei die Bestandszahl stark rückläufig. Fast alle kommen auch im Landkreis Freising vor. Wolfgang Willner und andere Experten stellen sie gemeinsam mit der SZ Freising vor.

Die Feldlerche

Dass die Feldlerche bereits zum zweiten Mal nach 1998 zum Vogel des Jahres gekürt wurde, habe einen traurigen Grund. "Ihr Bestand ist massiv zurückgegangen, auch im Landkreis ist das leider so", sagt Hans Jürgen Unger, Vorsitzender der Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz (LBV). Den Vögeln fehle die Zeit für die zweite Brut, erklärt er. Die Feldlerche ist ein Bodenbrüter, zwischen April und August nistet sie in Beständen, die maximal 50 Zentimeter hoch und nicht zu dicht sein dürfen: Getreidefelder, Wiesen oder Hackfruchtäcker. "Ihr Problem sind die vielen Wintergetreidefelder, diese werden früher dicht als Sommergetreide", sagt Unger. Auch die dichten Maiskulturen seien ungeeignet. Geeigneten Lebensraum findet die Lerche in der Region dagegen noch in der Garchinger Heide, dort sei der Grasbewuchs locker genug. "Wenn man Glück hat, kann man sie dort beim Auf- oder Absteigen singen hören."

Das Schachbrett

Das optisch vielleicht außergewöhnlichste Tier des Jahres ist das Schachbrett. Der Name des Schmetterlings komme nicht von ungefähr, die Musterung seiner Flügel - schachbrettartig in den Farben schwarz und weiß - sei namensgebend, weiß Wolfgang Willner. Im Landkreis sei der Schmetterling zwar noch vertreten, allerdings nicht mehr in so großer Zahl wie früher. Der typische Sommerfalter finde noch gute Lebensbedingungen in den Brennen entlang der Isar wie bei Dietersheim oder auch in der Garchinger Heide und am Freisinger Buckel bei Hirschau. "Das Schachbrett braucht als Lebensraum blütenreiche Graslandschaften", sagt Willner. Die Raupen leben an verschiedenen Grasarten, den Falter sieht man deshalb vor allem in lichten Wäldern, in Wiesen, aber auch in Trockenrasen und feuchtem Grünland.

Der Bergmolch

Der Bergmolch bevorzugt feuchte Gegenden wie Sümpfe oder Weiher. Im Landkreis findet er sich an der Isar in Altwasserbereichen und vereinzelt auch in Kies- und Sandgruben. "Das ist sein Hauptverbreitungsgebiet", sagt Wolfgang Willner vom BN. Aber auch seine Anzahl sei in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. "Grund dafür ist die deutlich spürbare Gewässererwärmung", erklärt er. In den Voralpen oder den Alpen könne der Lurch in höhere und kühlere Regionen ausweichen, im Landkreis sei das nur begrenzt möglich. Ein weiteres Problem sei die zunehmende Zerschneidung der Landschaft. Die Molche leben in Waldgebieten und wandern zu ihren Laichorten in Gewässern. Dazu müssen sie meist Straßen überqueren - und werden dabei häufig überfahren. Auf der Straße zwischen Niederhummel und Gaden habe der BN deshalb schon vor einigen Jahren einen Amphibientunnel angelegt, um eine sichere Querung zu ermöglichen.

Die Senf-Blauschillersandbiene

Optisch sei die Biene mit ihren blauschimmernden Flügeln sehr attraktiv, sagt Julie Weissmann, Doktorandin an der TU München mit dem Spezialgebiet Wildbienen. Allerdings benötige die eher selten vorkommende Art einen sehr speziellen Lebensraum. Sie braucht die Pollen von Kreuzblütlern, beispielsweise von Ackersenf, Raps oder auch weißem Senf. Die Wildbiene baut ihr Nest im Boden, sie bevorzugt Steilwände aus Sand, Löss oder Lehm. Im städtischen Bereich sieht man sie während ihrer Flugzeit von Mitte Mai bis Ende Juni auf Brachflächen, am Isardamm oder auch in Streuobstwiesen.

Die Rostrote Mauerbiene

Etwa die Hälfte der 585 Wildbienenarten ist vom Aussterben bedroht, der Mauerbiene geht es aber noch recht gut. Das sei im Siedlungsbereich eine der am häufigsten vorkommenden Wildbienen, sagt Julie Weissmann. "Sie ist sehr flexibel bei der Auswahl ihres Nistplatzes." In Hohlräumen von Tothölzern, in Ritzen von Fensterrahmen und sogar in Türschlössern habe man sie schon entdeckt. Auch habe die Wildbiene, die durch ihre starke Behaarung optisch ein bisschen einer Hummel ähnelt, keine besonderen Pollenansprüche, sondern bediene sich an verschiedenen Pflanzenarten. Häufig sieht man sie im städtischen Bereich in privaten Gärten oder in Nisthilfen.

Das Reh

Für die Deutsche Wildtier-Stiftung ist das Reh das Wildtier des Jahres. Rehe sind weder vom Aussterben bedroht noch müssen sie durch spezielle Maßnahmen geschützt werden. Auch im Landkreis ist der Bestand nicht gefährdet, wie es aus dem Landratsamt heißt. "Rehe haben wir viele", sagt Pressesprecher Robert Stangl. Dennoch gebe es ein Problem: Der große Freizeitdruck im Wald nämlich führe immer wieder zu Wildunfällen. Freilaufende Hunde oder auch Jogger, die in der Dämmerung mit Stirnlampe unterwegs sind, schreckten die Tiere auf. "Die flüchten dann aus dem Wald und leider kommt es immer wieder zu Kollisionen mit Autos."

Die Schwarze Heidelibelle

Vereinzelt komme die Libelle, die stark im Rückgang begriffen ist, noch in Mooren und Niedermooren vor, sagt Wolfgang Willner vom BN. Im Landkreis findet man sie in den Altwässern der Amper und in Tümpeln im Freisinger Moos - früher häufig, mittlerweile immer seltener. Wenn man sie dann aber sieht, fällt die Libelle durch ihre schwarze Färbung sofort auf. Auch die Schwarze Heidelibelle steht auf der Roten Liste, zählt also zu den gefährdeten Tieren. Sie wurde bereits zum achten Mal in Folge zur "Libelle des Jahres" bestimmt.

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Quelle:
SZ vom 07.03.2019
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