Süddeutsche Zeitung

Moosburger Gebrauchtwarenladen:Tante Emma geht es gut

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Der Verein, der eine soziale Begegnungsstätte und einen Gebrauchtwarenladen betreibt, steht fünf Jahre nach der Gründung finanziell gut da und sucht schon nach neuen Ideen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Dass das Ganze gut gehen wird, war keine Selbstverständlichkeit. Als 2016 Ersatz für das aufgelöste Moosburger Gebrauchtwarengeschäft "Nowaswert" gesucht wurde, hoben ehrenamtlich Engagierte innerhalb kürzester Zeit den Verein "Tante Emma" und die gleichnamige soziale Begegnungsstätte samt Gebrauchtwarenladen aus der Taufe. "Und das hätte auch in die Hosen gehen können", wie der Zweite Vorsitzende Klaus Reichel einmal anmerkte. "Eigentlich ist es unglaublich, was aus dem Projekt geworden ist", sagt der Vorsitzende Johannes Becher heute. Tante Emma entwickelte sich zum Erfolgsmodell, das heuer den fünften Geburtstag feiern kann und dieses kleine Jubiläum kürzlich mit einem Festabend beging.

Dass das Moosburger Vorzeigeprojekt auch über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung findet, zeigte sich an der Riege der Gäste, zu denen Landrat Helmut Petz zählte. "Eine sehr schöne Anerkennung", sagt Becher, der sich auch über die wohlwollenden Worte des Landrats freute. Petz habe über den Verein gesagt, diese "Tante" sei ihm sympathisch. Auch bei der Stadt Moosburg weiß man um die Verdienste der sympathischen Tante Emma, die, so sagte es Vizebürgermeister Georg Hadersdorfer, einen wesentlichen Beitrag zum sozialen Frieden in der Stadt leiste.

Der rund 250 Mitglieder zählende Verein, in dem alles auf ehrenamtlicher Basis läuft, steht auf finanziell gesunden Füßen. Man habe in den vergangenen fünf Jahren insgesamt einen Umsatz von 280 000 Euro gemacht, berichtet Becher im Gespräch mit der SZ. "Wir zahlen deutlich mehr an Steuern, als wir zu Beginn als Zuschüsse bekommen haben."

Überschüsse dienen sozialen Zwecken

Und nicht zuletzt lässt Tante Emma andere am finanziellen Erfolg teilhaben. Jedes Jahr schüttet der Verein erwirtschaftete Überschüsse an soziale Zwecke aus, die den Zielen der eigenen Satzung entsprechen. Das sind die Förderung von bürgerschaftlichem Engagement, die Unterstützung von Menschen in finanziellen und sozialen Notlagen, Begegnung und Völkerverständigung und Umweltschutz. Bis Ende dieses Jahres wird Tante Emma seit der Gründung insgesamt 70 000 Euro auf diesem Weg gespendet haben. Inklusive der 15 000 Euro, die dieses Jahr ausgeschüttet werden. "Trotz Corona", wie Becher betont.

Während die Pandemie dem Verein finanziell nichts anhaben konnte und dieser seinen Laden nach dem Lockdown sogar länger geschlossen ließ, um auf der sicheren Seite zu sein, gab es organisatorisch schon ein paar Unebenheiten. Unter den engagierten Ehrenamtlichen seien viele "junge Rentnerinnen und Rentner, die vorsichtig sein müssen und in der Corona-Zeit deshalb nicht mehr ganz so aktiv waren", sagt Becher, "aber wir haben dann ein bisschen umstrukturiert und alles gut geschafft".

Basis sind die gespendeten Waren

Ein Teil im Erfolgspuzzle sind auch die Bürgerinnen und Bürger, die nach wie vor gut erhaltene Waren für den Verkauf im Tante-Emma-Laden spenden. "Das gehört genauso dazu, ohne diese Spenden ginge es nicht", sagt Becher. So wie Tante Emma mit der Bevölkerung zusammenarbeitet, tut der Verein es auch mit anderen Organisationen, "das ist kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander".

Gut möglich, dass man das künftig auch bei neuen Projekten macht. Nachdem mit der ökologischen Begegnungsstätte "Onkel-Anton-Garten" das Spektrum bereits erweitert worden ist, "haben wir schon zwei, drei neue Ideen im Kopf", verrät Becher. "Tante Emma ist nicht fertig, der Verein lebt und entwickelt sich weiter." Welche neuen Ideen konkret umgesetzt werden könnten, will der Vorsitzende nicht verraten, "weil es noch nicht spruchreif ist". Aber vielleicht mache man was im Bereich Nachhaltigkeit.

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Quelle:
SZ vom 30.10.2021
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