Süddeutsche Zeitung

Straßennetz in Freising:Fast alles im grünen Bereich

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Freisings Straßennetz ist in vorbildlichem Zustand. Damit das so bleibt, müsste man jährlich 4,5 Millionen Euro investieren.

Von Kerstin Vogel, Freising

Auch wenn sich die Stadt Freising den Wandel zur wirklich fahrradfreundlichen Kommune längst auf die Fahnen geschrieben hat und viele Bürgerinnen und Bürger unter anderem mittels des aktuell angestrebten Radentscheids auf eine schnelle Umsetzung drängen, wird in Freising weiterhin eine ordentliche Summe in den klassischen Straßenbau fließen müssen. Soll das bestehende Netz in verkehrssicherem Zustand erhalten werden, müssen jährlich mindestens 4,47 Millionen Euro in die entsprechenden Maßnahmen gesteckt werden.

Bezogen auf die nächsten zehn Jahre summieren sich die notwendigen Investitionen für den Erhalt auf etwa 16,5 Millionen Euro für Unterhaltsmaßnahmen und gut 27,3 Millionen für den Neubau, insgesamt also 43,8 Millionen Euro, wie Professor Andreas Großmann am Mittwoch im Bau- und Planungsausschuss des Stadtrats vorrechnete. Seine Firma Lehmann + Partner hatte 2020 im Auftrag der Stadt das insgesamt 280 Kilometer lange Straßen- und Wegenetz untersucht, für dessen Unterhalt die Kommune zuständig ist.

Nur in wenigen Bereichen Schäden, die möglichst zeitnah behoben werden sollten

Zuletzt war so eine Bestandsaufnahme 2012/2013 erfolgt - und Großmann war voll des Lobes für die Arbeit, die das Freisinger Tiefbauamt seither geleistet hat. Was man in Freising vorgefunden habe, sei "beachtenswert", so sein Schluss aus der umfassenden Untersuchung, die mit einem zertifizierten Laserscanner durchgeführt wurde. Anders als früher, als man teilweise auf Schätzungen angewiesen war, können mit den modernen Messmethoden auch geringfügige Quer- und Längsunebenheiten auf Straßenflächen exakt gemessen und mögliche Folgeschäden frühzeitig erkannt werden.

Das Ergebnis der Messungen: Nur in wenigen Bereichen des Straßennetzes existieren Schäden der Kategorie "rot", deren Behebung möglichst zeitnah erfolgen sollte - als ein Beispiel dafür nannte Großmann etwa die Kreuzbach- oder die Tuchinger Straße. An einigen anderen Stellen, die als "gelb" eingeordnet wurden, müssten innerhalb der nächsten fünf bis acht Jahre Mittel bereitgestellt werden, so der Experte weiter. Dazu zählten etwa die Wippenhauser oder die Ismaninger Straße. In weiten Teilen aber zeige sich im untersuchten Straßennetz "alles schön grün", man habe hier ein "sehr, sehr gutes Niveau", lobte Großmann. Das Tiefbauamt habe sehr gut gewirtschaftet und den unmittelbaren Handlungsbedarf stark reduziert - auch im Vergleich zu anderen Kommunen ihrer Größenordnung stehe die Stadt Freising ziemlich gut da.

Manches Stadtratsmitglied würde das Geld lieber in andere Maßnahmen stecken

Mit den 4,47 Millionen Euro aus dem aktuellen städtischen Budget, die Großmann auch als jährlichen Mindest-Einsatz empfiehlt, ließe sich das "strategische Erhaltungsmanagement" gut fortsetzen, wie er sagte. Natürlich wäre das mit sechs Millionen noch etwas besser - und man könne natürlich auch acht Millionen pro Jahr in das Straßen- und Wegenetz stecken, sagte er weiter: "Aber das ist dann ,nice to have', dieses Geld kann man vielleicht anders besser einsetzen."

Über eine möglicherweise andere Priorisierung bei den Investitionen der Stadt würde ÖDP-Stadträtin Emilia Kirner grundsätzlich gerne nachdenken. Natürlich müsse man das Verkehrswegenetz erhalten, räumte sie ein, dennoch sollten die Stadträtinnen und Stadträte bei den im Herbst anstehenden Haushaltsberatungen für das kommende Jahr schon auch prüfen, ob nicht das Geld an anderer Stelle dringender benötigt würde, etwa für Investitionen in den Rad- und Fußgängerverkehr oder in den Mobilitätsverbund des Öffentlichen Personennahverkehrs.

Langfristig würde man durch Erhaltungsmaßnahmen am meisten sparen

In der angespannten Haushaltslage werde man um eine Priorisierung nicht herumkommen, bestätigte auch Kollege Manfred Drobny von den Grünen, während Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) noch einmal betonte, dass man lediglich von Erhaltungsmaßnahmen spreche. "Sie sind in der glücklichen Lage, dass das Straßennetz noch erhaltbar ist", machte auch Professor Großmann deutlich: "Mittel- und langfristig gesehen, werden Sie auf diese Weise am meisten sparen."

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SZ vom 17.09.2021
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