Süddeutsche Zeitung

Vorbildliche Fortbewegung:Gut für Körper, Umwelt und Geschäft

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Jürgen Obermaier hat einen Installateur- und Heizungsbaubetrieb in Massenhausen und besucht seine Kunden bei kleineren Reparaturen jetzt mit einem E-Lastenfahrrad.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Jürgen Obermaier ist begeisterter Radler. Und er ist selbständiger Handwerker. Zum Radeln blieb ihm daher in den vergangenen Jahren nicht mehr so viel Zeit wie früher. Seit kurzem aber bringt er Hobby und Beruf wunderbar unter einen Hut: Der 48-Jährige hat sich ein Lastenfahrrad gekauft, mit dem er jetzt zu seinen Kunden fährt. 30 bis 40 Prozent der geschäftlichen Touren kann der Günzenhausener so erledigen, das Auto bleibt derweil auf dem Betriebshof in Massenhausen. Davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch er selbst: "Ich bin an der frischen Luft, fahre durch die Natur und komme viel entspannter an." Den einen oder anderen Stau hat der Installateur- und Heizungsbaumeister dabei schon hinter sich gelassen. Und seine Kunden finden das neue Firmenfahrzeug ebenfalls gut: "Es gab schon Leute, die haben mich direkt mit dem Radl bestellt", schmunzelt Obermaier.

Wenn es um "kleinere Sachen" geht, lässt sich der Wunsch leicht erfüllen: Armaturen wechseln, Schwimmventil im Spülkasten reparieren, Heizung warten - für solche Einsätze hat Jürgen Obermaier verschiedene Koffer mit dem jeweils nötigen Material und Werkzeug parat. Alles ist genau durchdacht. So genügt ein Handgriff, und der jeweils benötigte Koffer kommt in den Lastenbehälter. Auch ein Koffer mit Schrauben und Dübeln, Geräte wie ein kleiner Staubsauger und ein Wasserschlauch, sind immer dabei. Wenn viel mehr Material gebraucht wird oder noch unklar ist, was beim Kunden oder auf einer Baustelle genau gemacht werden muss, kommt nach wie vor der Firmenwagen zum Einsatz.

150 bis 200 Kilogramm kann Obermaier beim Fahrrad zuladen. Reizt er das aus, ist es beim Elektrorad freilich nicht mehr mit den Einstellungen "Eco" oder "Tour" getan. Dann braucht es schon eher "Sport" oder "Turbo" - eine Unterstützung mit bis zu 25 Stundenkilometern. Mit voller Ladung ist Jürgen Obermaier so einmal von Massenhausen nach Unterschleißheim, Eching, Neufahrn und wieder zurück gefahren. "Da hab ich zum Schluss schon geschwitzt, ob ich das noch schaffe", erinnert er sich. Denn da stößt er mit der Reichweite an die Grenze. "Von der Akku-Leistung hatte ich mir mehr versprochen", räumt der Handwerksmeister ein. Immerhin: Mit der "Eco"-Einstellung liegt die Reichweite bei mehr als 60 Kilometern.

Das Fahren ist gewöhnungsbedürftig

Das Fahren selbst ist "schon gewöhnungsbedürftig", wie Obermaier erzählt. Das Rad ist 3,50 Meter lang und mit dem Lastenbehälter vor dem Lenker in Kurven und beim Umdrehen nicht so beweglich, wie ein Freizeitrad. Auch werde die Länge des Vorderstücks von anderen Verkehrsteilnehmern schon mal unterschätzt, hat der Handwerker festgestellt.

6800 Euro hat er in das Lastenfahrrad investiert. Anders als zum Beispiel in München gebe es in der Gemeinde Neufahrn noch keine Förderung für so ein Fahrzeug, ärgert sich Obermaier. Bedauert hat er die Anschaffung trotzdem nie: In den ersten zwei Monaten hat er nun schon 1000 Kilometer zurückgelegt. Er hat wieder mehr Bewegung, und für die Umwelt wird auch etwas getan. "Auch ein kleiner Betrieb kann was beitragen", bekräftigt seine Lebensgefährtin Sabine Winklmeier, und sie betont: "Der Umweltgedanke ist uns sehr wichtig." So würden sie etwa auch versuchen, Plastikabfall zu reduzieren und Verpackungsmüll zumindest bewusst und genau getrennt zu entsorgen. Privat hatte Sabine Winklmeier "20 Jahre lang gar kein Auto", und jetzt ist es ein sehr kleines, das sie bei nächster Gelegenheit durch ein Elektroauto ersetzen will. Auch privat fährt das Paar am liebsten Rad und versucht, Autofahrten zu vermeiden. Dabei hilft jetzt auch das Betriebs-Lastenrad: Sabine Winklmeier und Jürgen Obermaier erledigen damit nach Möglichkeit auch ihre privaten Einkäufe.

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Quelle:
SZ vom 14.09.2019
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