Süddeutsche Zeitung

Schulen in Moosburg:"Irgendwann müssen wir mal konkrete Aussagen treffen"

Lesezeit: 4 min

Steigende Schülerzahlen und Anspruch auf Ganztagsbetreuung - die Schulen in der Stadt haben teils gehörigen Erweiterungsbedarf. Gerade im Schulzentrum Nord, wo die Ausbaupläne aber weiterhin in Konflikt mit dem Denkmalschutz stehen. Schulreferent Martin Pschorr fordert zügig einen Kompromiss. Denn die Zeit drängt.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Moosburg wächst. Allein zwischen 2012 und 2022 ist die Einwohnerzahl um knapp 4000 gestiegen und lag Ende Dezember vergangenen Jahres bei 20 631. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Der Siedlungsdruck im Münchner Umland und damit auch in Moosburg flaut nicht ab, weil die Mieten in der Landeshauptstadt für viele nicht mehr erschwinglich sind und nicht zuletzt Familien in nahe gelegene, ländlichere Gebiete abwandern. Neben genügend Wohnraum braucht es dort jedoch auch die entsprechende Infrastruktur, etwa ausreichend große Schulen.

In Moosburg stoßen diese teilweise an ihre Kapazitätsgrenzen. Sei es durch Zuzug oder durch den gesetzlichen Anspruch auf Ganztagesbetreuung vom Jahr 2026 an. Mittelfristig scheint ein dritter Grundschulstandort im Westen der Stadt, für den man bereits Vorbereitungen trifft und ein passendes Grundstück sucht, unumgehbar zu sein. Derzeit bestehe der größte Handlungsbedarf jedoch im Schulzentrum Nord, sagt Martin Pschorr (SPD), der Schulreferent des Stadtrats. Dort sind die Theresia-Gerhardinger-Grundschule, die Georg-Hummel-Mittelschule sowie das Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium beheimatet - und alle drei benötigen bald oder schon sehr bald mehr Platz. Beim Bestreben, geeignete Grundstücke dafür klarzumachen, dreht man sich seit Jahren im Kreis. Doch die Zeit drängt.

Die Grundschulen

Anfang März wurde der erste Spatenstich für den Anbau der Anton-Vitzthum-Grundschule im Süden der Stadt gesetzt. Nachdem man "viele Jahre geplant" habe, so Martin Pschorr. Der Anbau wird für die Mensa und die Nachmittagsbetreuung im Rahmen der Offenen Ganztagsschule benötigt. Geplant sind 18 Monate Bauzeit. Der Rohbau soll Ende dieses Jahrs stehen, im September 2024 soll das neue Gebäude in Betrieb gehen können. Als "sportlich" bezeichnet der Schulreferent diesen Zeitplan, er rechnet eher mit einer Fertigstellung im Laufe des Schuljahres 2024/25.

Was die Schülerzahlen angehe, sei die Grundschule Süd relativ stabil. Derzeit besuchen dort 491 Kinder den Unterricht, im Vergleich zur Gerhardinger-Schule deckt sie in der Stadt den größeren Sprengel ab. "Die Schülerzahlen im Süden werden auch zunehmen, aber nicht in dem Maß wie im Norden, das kann man leichter handeln", sagt Pschorr. Sollte man für den Unterricht einmal mehr Räume benötigen, lasse sich womöglich im Anbau für die Nachmittagsbetreuung eine Lösung finden.

Prekärer stellt sich die Situation an der Gerhardinger-Grundschule im Norden dar, für die die ursprünglich prognostizierten Schülerzahlen nicht mehr stimmen. Derzeit besuchen dort 337 Kinder den Unterricht. Auch die Bevölkerungszahl für Moosburg, die in einer bis 2035 reichenden Prognose für das Jahr 2022 angesetzt worden war, sei in Wahrheit schon höher gewesen, sagt Pschorr. Für die Schule wurde eine neue Prognose in Auftrag gegeben, die Zahlen sollen nun für den Stadtrat aufbereitet werden. Im aktuellen Haushalt sind bereits Mittel für die Planung und die Erstellung eines Anbaus enthalten, der nun Platz für vier statt wie ursprünglich vorgesehen zwei Räume bieten soll. In nächster Zeit geht man an der Gerhardinger-Grundschule von einer Vier- bis Fünfzügigkeit aus, mittelfristig werde es aber "wohl auf eine Sechszügigkeit hinauslaufen", sagt Pschorr.

Übergangsweise kann man sich womöglich mit Räumen in der benachbarten Mittelschule behelfen, bis der Anbau fertig ist. Pschorr rechnet nicht vor dem übernächsten Schuljahr damit. Als Grundstück käme eine zirka 4600 Quadratmeter große Fläche der Stadt auf dem Rockermaier-Areal in Frage. Zu klären ist, was man dort alles unterbringen kann. Denn auch die Grundschule Nord muss zur Ganztagsschule ausgebaut werden und benötigt dafür Mensa und Betreuungsräume.

Die Mittelschule

Mehr Platz und vor allem eine neue Mensa braucht auch die Mittelschule, die Stand Oktober 519 Schüler besuchten. Und rechne man deren Bedarf mit ein, "wird es ohne unser Grundstück an der Schlesierstraße nicht gehen", sagt der Schulreferent. Bei der Prognose können man nur die Regelklassen berechnen, aber er gehe davon aus, "dass die Schülerzahl ansteigt und die Räume auf Dauer nicht ausreichen", sagt der Schulreferent. Entscheidend ist, ob der seit Jahren schwelende Dauerkonflikt bezüglich der denkmalgeschützten ehemaligen Wachbaracken des Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A endlich beigelegt werden kann, die sich auf besagtem Grundstück an der Schlesierstraße befinden. Auf eine Maximal-Lösung zu Gunsten der Schulen möchte Pschorr gar nicht drängen, um auch dem Denkmalschutz Rechnung zu tragen, aber es müsse nun endlich ein Kompromiss erzielt werden.

CSU-Ortsvorsitzender Maximilian Mader forderte diese Woche, wie einst vorgesehen, die Baracken 3 und 5 zugunsten schulischer Zwecke abzureißen und in der Baracke 1 ein Stalag-Informations- und Dokumentationszentrum zu errichten. Die unter anderem von Bürgermeister Josef Dollinger (FW) präferierte Variante wäre jedoch der Abriss der ohnehin nur noch zur Hälfte stehenden Baracke 1, um die Fläche für schulische Zwecke zu nutzen. "Damit wäre uns schon sehr geholfen", sagt Pschorr. Zusammen mit den noch weiter hinten, neben den beiden anderen Wachbaracken, zur Verfügung stehenden Flächen sowie dem Grundstück auf dem Rockermaier-Areal "könnten wir unsere Bedürfnisse befriedigen - aber dann haben wir noch nicht über das Gymnasium geredet".

Das Gymnasium

Das Gymnasium, wenn auch in Trägerschaft des Landkreises, dürfe man nicht vergessen, das sei auch eine Moosburger Schule, so Pschorr. Und an diesem sei wohl "die aller größte Steigerung der Schülerzahlen zu erwarten". Im Herbst gingen dort 683 Kinder und Jugendliche zur Schule, "es ist zu erwarten, dass wir dort künftig fünf Züge haben", sagt der Schulreferent. Bekannt ist, dass eine dritte Turnhalleneinheit benötigt wird, die wiederum auf dem angrenzenden Freiluftsportplatz errichtet werden könnte. Der müsste dann weichen, wobei als Option weiterhin das Grundstück an der Schlesierstraße gilt.

Für den steigenden Raumbedarf des Gymnasiums ist neuerdings das Grundstück der benachbarten Baywa im Gespräch, die in ein potenzielles neues, aber umstrittenes Gewerbegebiet in Unterreit umsiedeln möchte. "Dass wir diese Fläche für das Gymnasium kriegen, sehe ich längst noch nicht als gesichert an", sagt Pschorr. In jedem Fall "müssen wir wieder die Zusammenarbeit mit dem Landkreis intensivieren, um gemeinsam eine Lösung für unsere Schulen zu finden, denn irgendwann müssen wir mal konkrete Aussagen treffen - bisher ist alles zu schwammig".

Die Realschule

Ebenfalls in Trägerschaft des Landkreises befindet sich die Kastulus-Realschule mit, Stand Herbst, 852 Schülerinnen und Schülern. Diese gilt derzeit jedoch nicht als "Problemkind". Nach dem Bau der Realschule in Au "scheint das Problem des Schülerzahlenzuwachses in Moosburg nicht so groß zu sein", sagt Pschorr, der vor seiner Pensionierung selbst an der Moosburger Realschule unterrichtet hat. Aber man werde natürlich weiterhin "ein Auge darauf werfen".

Montessorischule und Förderzentrum

Bezüglich der Ansiedlung einer Montessorischule "haben wir uns sehr bemüht", ein städtisches Grundstück an der Westumfahrung angeboten und beim Landkreis erreicht, dass dafür Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen wurden, so Pschorr. "Wir haben das in die Hand genommen, obwohl es eine private Schule ist, für die wir eigentlich nicht zuständig wären", so der Schulreferent. Letztlich scheiterte es an der Finanzierung durch den Förderverein. Dieser sei momentan wohl in einer Findungsphase, neue Erkenntnisse bezüglich der Montessorischule gebe es nicht.

Was die Moosburger Außenstelle des Förderzentrums Pulling angehe, sei nun alles im grünen Bereich. "Durch den Pavillon-Anbau haben wir dort Gott sei Dank keine räumlichen Probleme mehr."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5775122
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.