Süddeutsche Zeitung

Das Jahr in Moosburg:Die unendliche Geschichte

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Das neue Hallenbad öffnet wegen Baumängeln auch 2023 nicht seine Pforten. Beim Bahnhof entscheidet man sich unterdessen für eine Sanierung. Und ein Elternbündnis macht ordentlich Druck bei den Kinderbetreuungsplätzen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die Moosburger und ihr Hallenbad, das ist eine lange Geschichte. Gemeint ist nicht die der alten Kleinschwimmhalle im Untergeschoss der Stadthalle, die bereits seit mehr als sechs Jahrzehnten ihren Dienst tut. Sondern die andere Geschichte, die des Hallenbadneubaus am Freibadgelände in der Bonau, der zwar noch keine Jahrzehnte andauert, aber sich wegen Baumängeln doch arg in die Länge zieht und langsam zur Neverending Story entwickelt. Im Jahr 2023 ging das Drama in die nächste Runde.

Eigentlich hätte das neue Hallenbad bereits im September 2022 eröffnet werden sollen. Wegen eines fehlerhaft aufgetragenen Estrichs musste die Eröffnung dann um eine Saison geschoben werden. In diesem Jahr wiederholte sich das Spielchen. Ende Januar hieß es noch, es sei nicht sicher, ob das Bad bis zum Herbst fertig werde. Ende März verkündete Architekt Rainer Eckert, dass aufgrund eines Gutachtens auch dieser Termin nicht zu halten sei und stellte eine Eröffnung im März 2024 in Aussicht.

Sehr optimistisch fanden diese Prognose viele im Stadtrat, in dem Formulierungen wie "komplette Katastrophe" und "Murks", "Fiasko" und "Pfusch" fielen. Im Oktober beschloss das Gremium, den Estrich zu sanieren und nicht komplett herauszureißen. Man darf gespannt sein, wie lange es dauert.

Ein kleines Ewigkeitswerk ist auch der Moosburger Bahnhof. Das heruntergekommene Gebäude ist seit bald vier Jahren im Eigentum der Stadt, weil die Bahn sich nicht mehr darum kümmern wollte. Im Frühjahr stellten die Planer im Stadtrat verschiedene Varianten einer Sanierung und eines Neubaus vor: eine "Pinselsanierung", bei der nur das Nötigste gemacht würde, zu einem Bruttopreis von 971 000 Euro, eine Generalsanierung für rund 3,2 Millionen Euro und einen Neubau gut 2,8 Millionen Euro.

Das Thema beschäftigte den Stadtrat bis in den Herbst. Im September entschied sich das Gremium schließlich mehrheitlich für eine Generalsanierung. Der Hauptgrund dafür war: Für einen Neubau hätte es praktisch keine öffentlichen Zuschüsse gegeben, eine Sanierung dagegen könnte mit bis zu einem Drittel gefördert werden.

Auf ihr gutes Trinkwasser sind sie in Moosburg seit jeher stolz. Und dann das: Im Sommer gab es für das Versorgungsgebiet des Moosburger Wasserwerks wochenlang die Empfehlung des Gesundheitsamts, das Trinkwasser vorsichtshalber abzukochen, weil es mit coliformen Keimen belastet war. Die Empfehlung galt am Ende nur noch für vulnerable Gruppen.

Die Wasserwerksmitarbeiter bekamen das Problem durch Spülungen und weitere Maßnahmen schließlich in den Griff. Um die Trinkwasserversorgung zukunftssicher zu machen, hat der Stadtrat bereits im Mai eine Sanierung des Wasserwerks beschlossen. Ende Oktober billigte das Gremium dann die ausgearbeitete Entwurfsplanung für die geplante Sanierung im laufenden Betrieb. Diese wird rund vier Millionen Euro kosten und soll von September 2024 bis August 2026 über die Bühne gehen.

Treue Begleiter der Stadtratssitzungen waren in diesem Jahr viele Mütter und Väter des Elternbündnisses, die nachdrücklich auf das Problem fehlender Kinderbetreuungsplätze aufmerksam machten und selbst an Lösungsvorschlägen mitarbeiten. Circa 70 Kinder auf der Warteliste für die Krippe, rund 90 für den Kindergarten und noch mal 40 beim Hort - so lasen sich die Zahlen Ende September. Die Stadt blieb bei dem Thema am Ball, so wurde in den Haushalt 2024 zusätzlich Geld für eine Krippe im Ortsteil Aich eingeplant. Und der Bürgermeister dankte in der letzten Stadtratssitzung des Jahres "den Damen und Herren, die uns immer wieder auf Schwächen hinweisen, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung".

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