Süddeutsche Zeitung

Mitten in Moosburg:Damit alles seine (Ver-)Ordnung hat

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Es ist absolut in Ordnung, dass die Stadt Moosburg kürzlich zwei ihrer Verordnungen, die dafür sorgen, dass alles seine Ordnung hat, überarbeitet und neu erlassen hat.

Kolumne von Alexander Kappen

Ordnung ist halbe Leben. Und deshalb ist es natürlich absolut in Ordnung, dass die Stadt Moosburg kürzlich zwei ihrer Verordnungen, die dafür sorgen, dass alles seine Ordnung hat, überarbeitet und neu erlassen hat. Nach 20 Jahren war es mal wieder an der Zeit.

So eine neue Verordnung hat ja zuweilen auch was Gutes. Zum Beispiel, dass man nun abends eine Stunde länger seinen Rasen trimmen, seine Hecke mit der Motorschere malträtieren und die Hofeinfahrt mit dem Presslufthammer bearbeiten darf. Die neue Hauslärmordnung machts möglich. Gut ist natürlich auch, dass durch den Neuerlass solcher Verordnungen in Internetdiskussionen der Gesprächsstoff nicht ausgeht, weil sich so vortrefflich drüber schimpfen und frotzeln lässt, was an den neuen Regelungen alles schlecht, unklar, unausgegoren, unverständlich oder nicht zu Ende gedacht ist. Wobei solche Vorwürfe dann gerne auch mal von Leuten kommen, die ein paar Tage zuvor im Stadtrat erst kritisch nachgefragt und dann doch selbst zugestimmt haben. Offenbar der Logik folgend: Lieber eine schlechte Verordnung, als gar keine.

Also wird neuerdings halt der Gehweg, nach der ebenfalls neu gestylten Reinigungs- und Winterdienstverordung, vor dem eigenen Grundstück gereinigt und vom Unkraut befreit - unter Protest und Wehklagen, weil man keine geeignete, weil nachhaltig effektive Methode dafür finden kann. Aber was soll's. Verordnung ist schließlich Verordnung. Dass eine solche ab und zu mal neu gefasst wird, schadet übrigens auch deshalb nicht, weil dann wieder ins Bewusstsein gerufen wird, was bereits in der alten Fassung Jahrzehnte lang drin stand und irgendwie von niemandem so recht beachtet wurde - und das aus gutem Grund. Etwa, dass man, wenn es keinen Gehsteig vor dem eigenen Grundstück gibt, auf der Straße im Winter einen Streifen für Fußgänger freiräumen muss. In vielen Straßen stehen so viele geparkte Autos dicht an dicht gedrängt, dass man deren Dächer und Kühlerhauben freiräumen müsste, um eine Spur für Fußgänger zu schaffen. Stehen keine Autos dort, kann man natürlich problemlos räumen - bevor eine halbe Stunde später der städtische Schneepflug kommt und aus der Straßenmitte alles wieder auf unseren provisorischen Gehweg schippt. Aber so ist das nun mal. Verordnung muss sein.

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SZ vom 20.07.2021
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