Süddeutsche Zeitung

Im Landkreis Freising:Wolf reißt Tier in Damwildgehege

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Genetische Untersuchungen bestätigen den Verdacht.

Ausgerechnet im dicht besiedelten Landkreis Freising hat sich ein Wolf aufgehalten. Wie das Landesamt für Umwelt am Donnerstagmorgen mitteilte, ist bereits am Sonntag, 25. Oktober, ein totes weibliches Damwild in einem Gehege im Landkreis gefunden worden. Anhand des genetischen Materials hat man jetzt einen Wolf als Verursacher identifizieren können.

Dem Vernehmen nach handelt es sich um ein Gehege in der Nähe von Mauern, was das Landesamt jedoch nicht bestätigen wollte. "Für Aktionismus vor Ort besteht kein Anlass", sagte eine Sprecherin. In der Vergangenheit habe man immer wieder erlebt, dass Neugierige oder Pressevertreter die Betroffenen geradezu überrannt hätten, dem wolle man vorbeugen. Die Sprecherin wies auch darauf hin, dass Wölfe in einer Nacht bis zu 60 Kilometer weit laufen und das Tier den Landkreis vermutlich längst wieder verlassen hat.

Walter Bott, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Freising Stadt und Land, war einer der Ersten vor Ort. Ihn hatte der betroffene Besitzer alarmiert, woraufhin Bott das "Netzwerk große Beutegreifer" am Landesamt für Umwelt informierte. Noch am gleichen Tag, immerhin einem Sonntag, sei der Zuständige da gewesen, erzählt Bott. Er selbst hatte gleich vermutet, dass ein Wolf in das umzäunte Areal eingebrochen sei. Die Verletzungen an dem toten Damwild seien schwerwiegend gewesen, "der Wolf muss richtig Hunger gehabt haben", so Bott. Mit einem Biss habe dieser das Damwild jedenfalls nicht erlegt, "da gab es schon eine rechte Blutspur".

Walter Bott ist sich sicher, dass es sich bei dem Wolf um ein einzelnes Tier handelt und auch er kann sich gut vorstellen, dass es inzwischen weitergezogen ist. Schließlich gebe es im Landkreis kaum für den Wolf geeignete Naturräume. Das sieht man auch bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt so und verweist darauf, dass seit 25. Oktober kein Tier mehr im Landkreis gerissen wurde.

Wie Jäger Walter Bott betont, kann sich ein Wolf auch hier mit Wildtieren ernähren, "aber es ist für ihn natürlich viel bequemer, in ein Damwildgehege oder einen Schafspferch einzubrechen". Aus den östlichen Bundesländern und östlichen Nachbarländern wisse man, dass, wo ganze Wolfsrudel leben, auch größere Weidegänger wie Kühe oder Pferde gefährdet seien. Aber davon sei man im Landkreis ganz weit entfernt.

Eine Gefahr für Spaziergänger besteht ebenfalls nicht, teilt das Landesamt für Umwelt mit. Einzelne, durchziehende Wölfe könnten überall und jederzeit in Bayern vorkommen. Vor allem junge Rüden wanderten auf der Suche nach einem eigenen Territorium Strecken von täglich 50 bis 70 Kilometer oder mehr. Woher der Wolf kam, weiß man nicht. "Aus einer einzelnen Beobachtung können keine Rückschlüsse auf die Wanderbewegung des Tieres gezogen werden", heißt es auf Nachfrage. Der Wolf sei von Natur aus vorsichtig und weiche dem Menschen aus, höchstens Jungtiere seien manchmal neugierig. "Dies stellt aber keine Gefährdung des Menschen dar", so das Amt. Seit es wieder Wölfe in Deutschland gebe, "hat es keinen Angriff auf Menschen durch Wölfe gegeben".

Nutztierhalter, die sich über Förderungen zum Herdenschutz oder zu Entschädigungen informieren möchten, finden mehr Infos unter www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/wolf/.

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