Süddeutsche Zeitung

Große Belastung für Schulkinder:Baustelle verschärft Schulbus-Ärger

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Die Kranzberger Kinder sind derzeit teils eine Stunde in völlig überfüllten Bussen unterwegs, weil die Ortsdurchfahrt gesperrt ist - die Umleitung bleibt voraussichtlich bis Ende Oktober.

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Vom Kranzberger Ortskern nach Freising sind es gerade einmal zwölf Kilometer, eine Autofahrt von etwa zwölf Minuten. Auf dem Weg zu weiterführenden Schulen sind Kinder und Jugendliche derzeit aber bis zu eine Stunde unterwegs - in teils völlig überfüllten Bussen. Grund für die aktuelle Situation ist eine Baustelle in der Oberen Dorfstraße in Kranzberg, daran lässt sich wenig ändern. Vielen Eltern aber reicht es endgültig, denn Probleme mit übervollen Bussen und Kindern, die erst nach Unterrichtsbeginn in der Realschule in Lerchenfeld ankommen, gibt es schon lange. Auch fühlen sie sich schlecht informiert.

In Kranzberg kommt in diesem Jahr viel zusammen, was nicht nur Eltern und Kindern viel Geduld abverlangt: Noch bis Ende März finden in der Oberen Dorfstraße und anschließend in der Kirchbergstraße Kanalbauarbeiten statt. Anschließend, im April und Mai, lässt der Zweckverband Wasserversorgungsgruppe Freising-Süd die Hauptwasserleitung vom Metzgerwirt im Ortskern bis zur Hohenbachernstraße austauschen. Wieder ist somit die Kreisstraße Richtung Freising betroffen. Mitte Mai beginnt der Landkreis dann mit der Erneuerung von Straße und Gehwegen. Die Umleitungen auf den MVV-Linien 616, 619 und 695 gelten deshalb "vorsorglich" gleich bis zum Beginn der Herbstferien Ende Oktober, wie es auf der Homepage der Gemeinde heißt.

Für Schulkinder, die nach Freising müssen, bedeutet dies, dass sie monatelang bereits um viertel vor sieben an der Bushaltestelle Untere Dorfstraße stehen müssen, eine halbe Stunde früher als sonst, weil die Busse in einer großen Schleife über Allershausen fahren und auch dort halten. Etwa 25 Minuten später stoppen sie dann im Kranzberger Ortsteil Berg, normalerweise eine Strecke von vier Minuten. Dort steigen die Kinder aus dem oberen Dorf zu, wenn sie irgendwie Platz finden.

Die Busse seien schon vor 30 Jahren voll gewesen, die Zustände würden aber immer schlimmer, sagt Beatrix Zotz, ihre drei Kinder besuchen die Realschule Gute Änger in Freising. Es sei ein grundsätzliches Problem, dass die Busse viel zu voll seien. Teilweise klebten die Schülerinnen und Schüler an der Scheibe, wenn sie überhaupt in den Bus rein kommen. "Das ist eine große Belastung." Oft wüssten sie nicht, ob noch ein zweiter Bus folgt. Der Frust sei groß. "Meine Kinder hassen Busfahren", sagt Zotz. Meistens nehme sie inzwischen ihr Mann mit, der in der Nähe von Freising arbeitet. "Sie stöhnen, wenn der Papa sie mal nicht fahren kann." Dies ist kein Einzelfall, es sind wieder zahlreiche Elterntaxis unterwegs.

Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) hat vor wenigen Tagen an das Landratsamt geschrieben, um eine Lösung für das Problem zu finden, nachdem die aktuelle Situation Thema im Gemeinderat war. Aus dem Landratsamt heißt es dazu: "Dass es auf einzelnen Buslinien beziehungsweise bei einzelnen Fahrten zu Überlastungen kommt, wurde uns erst im Nachgang zur Gemeinderatssitzung in Kranzberg bekannt. Hier sind wir aktuell mit den Verkehrsplanern im Gespräch, um die Situation zu evaluieren." Weder Eltern noch die Gemeinde seien in dieser Sache bisher an das Landratsamt herangetreten.

Zwischen den Bauarbeiten gibt es kaum zeitliche Lücken

Aus Elternkreisen heißt es dagegen, dass sich einige sehr wohl an Landratsamt und Gemeinde gewandt hätten, ohne eine Rückmeldung zu bekommen. Die Mütter sind per Whatsapp inzwischen gut vernetzt und tauschen sich aus. Generell beklagen sie die aus ihrer Sicht mangelhafte Kommunikation. Der ursprüngliche Umleitungsfahrplan der Regionalbuslinien war zunächst bis Anfang Dezember 2022 befristet und wurde dann bis Ende Januar verlängert. Davon waren viele Familien nach den Weihnachtsferien überrascht worden.

Zunächst sei man davon ausgegangen, dass zwischen den Kanalbauarbeiten der Gemeinde und der Verlegung der Wasserleitung eine zeitliche Lücke bestehe. Wegen witterungsbedingter Verzögerungen gebe es nun aber einen nahtlosen Übergang, erklärt Robert Stangl, Pressesprecher im Landratsamt. Inzwischen sei absehbar, dass sich die Straßenbaumaßnahmen direkt anschließen werden. In Abstimmung mit der MVV GmbH habe man sich deshalb dazu entschlossen, die Umleitungsfahrpläne bis zum Ende aller Arbeiten beizubehalten. Gemeinde und Schulen seien darüber umfassend informiert worden.

Aus Sicht des Landratsamts ist es sowohl personell als auch organisatorisch nicht zielführend, für kurze Lücken von zwei bis vier Wochen zwischen den Bauabschnitten zum ursprünglichen Fahrplan zurückzukehren. Die erforderlichen Vorlaufzeiten für die Programmierung der Software und die Information der Fahrgäste und Busfahrer wären zu groß.

Bei den Eltern aber wächst der Frust. "Ich habe das Gefühl, man will uns mürbe machen", sagt Beatrix Zotz. Sie wünscht sich mehr Busse, auch um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten. In Reisebussen habe jeder seinen Platz und könne sich anschnallen, in Schulbusse "werden die Kinder reingequetscht", kritisiert sie.

Die Verbindungen zur Realschule Gute Änger werden überprüft

Bereits seit Längerem Thema ist eine schnellere Verbindung für die etwa 250 Schülerinnen und Schüler aus dem Ampertal, die zur Realschule in Lerchenfeld fahren. Bisher sind sie durch das ganze Freisinger Stadtgebiet unterwegs, bis sie an der Schule, der letzten Haltestelle, aussteigen können. Mit Eröffnung der Freisinger Westtangente könnte ein Teil der Busse die Realschule Gute Änger direkt und schneller ansteuern, so eine Forderung der Eltern.

An einer Überplanung der Anbindung zur Realschule Gute Änger arbeiteten die Verkehrsplaner derzeit ebenfalls, so Stangl. Bei den Schulbusverbindungen handele es sich "um eng verwobene, oftmals historisch gewachsene Verflechtungen zwischen einzelnen Buslinien", so dass alle Beziehungen zwischen den einzelnen Gemeinden und den weiterführenden Schulen im Landkreis betrachtet werden müssten.

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