Süddeutsche Zeitung

Nominiert für den Tassilo-Preis:Aus dem Leben gegriffen

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Sophie Hofer, Magdalena Thumann und Marion Daschner kamen durch Zufall zum Musik-Kabarett. "Hanghena" nennt sich das erfolgreiche Trio, das jetzt für den Tassilo-Preis nominiert ist.

Von Clara Lipkowski, Au

Auf die Frage, ob sie schon von der Nominierung für den Tassilo-Preis erfahren habe, antwortet die Musikerin und Kabarettistin Marion Daschner ungläubig: "Na, i hab noch net davon g'hört. Damit hab i jetzt net gerechnet." Aber sie freue sich riesig darüber, sagt sie. Daschner ist eine der drei Musikerinnen der Gruppe "Hanghena" aus Au. Sophie Hofer, Magdalena Thumann und Marion Daschner sind Hobbymusikerinnen und -sängerinnen und seit drei Jahren mit einem musikalisch-kabarettistischem Programm unterwegs, das derzeit "Emanzipation schiabt o . . ." heißt. Darin nehmen die drei jungen Frauen, die privat eng befreundet sind, mit bayerischem Humor und Dialekt vor allem Männer, aber mit Vorliebe auch sich selbst aufs Korn. Ein Abend mit den "Henan" ist "lustig, bayerisch, unkompliziert und aus dem Leben gegriffen", sagt Magdalena Thumann.

Das Programm schreibt die Gruppe selbst und nimmt sich dafür viel Zeit. Die Musik ist bislang vor allem ein Hobby neben Bürojob und Beruf als Erzieherin. Innerhalb etwa eines Jahres erarbeiten sie ein neues Programm. Vor Kurzem haben sie damit begonnen, sich "im Haus der Sophie, in einem nichtgenutzten Kinderzimmer", das als Proberaum fungiert, zu treffen, sagt Marion Daschner. Dort haben sie mit dem Schreiben und Üben begonnen. Üblicherweise treffen sie sich einmal wöchentlich. Jetzt ist die Zeit gekommen, ein neues Programm auf die Beine zu stellen. Über zu wenig Aufträge können sich die Drei nicht beschweren, an bis zu 40 Abenden spielen sie und sogar in Wien sind sie bereits aufgetreten.

Angefangen hat alles vor drei Jahren mit einem Unterhaltungsprogramm für die Marktkapelle Au. Daschner, Thumann und Hofer sind Musikerinnen der Kapelle und spielten nach einem Neujahrskonzert der Kapelle eine "After-Show" mit musikalischen und kabarettistischen Einlagen. Die Rückmeldungen waren so positiv, dass sie sich entschieden, weiterzumachen. Ohne viel Werbung schafften sie es, sich einen Namen zu machen. "Die Kritiken in der Presse waren immer so gut, dass wir sogar manchmal gebucht wurden, ohne, dass uns die Veranstalter zuvor jemals gehört hatten", sagt Magdalena Thumann. So konnten die drei Frauen ihre Zahl an Auftritten kontinuierlich steigern. Das kleinste Publikum vor dem sie bisher gespielt haben, war etwa 15 Mann stark: Als die Band ein neues Programm erarbeitet hatte, gab sie den Eltern und Geschwistern eine "interne Programmvorstellung", sagt Magdalena Thumann. Dass sie damit Erfolg hatten, zeigte sich spätestens, als sie es vor etwa 700 Zuschauern präsentierten.

Die drei sind in musikalischen Familien aufgewachsen und haben über viele Jahre unterschiedliche Instrumente gelernt, die allesamt auf der Bühne zum Einsatz kommen. Gitarre, Akkordeon, Mundharmonika und Posaune sind nur einige davon. Marion Daschner spielt außerdem Querflöte, Magdalena Thumann Posaune, und Sophie Hofer Klarinette. "Da wir alle drei mehrere Instrumente beherrschen, wechseln wir die Instrumente im Programmablauf durch", sagt Magdalena Thumann. "Das macht unser Programm auch immer sehr vielfältig." Wer ein Konzert der Band erlebt hat, weiß, wie sie mit dem Publikum kommuniziert: Ab dem zweiten Stück werden die Zuhörer eingebunden, sodass der Abend für alle ein besonderer wird.

"Jedes Publikum ist anders", sagt Magdalena Thumann, "je nachdem wie schnell die Zuschauer mitmachen, werden auch wir auf der Bühne lockerer". Das Programm ist von vielen Musikstücken geprägt, welche die drei mit kleinen Moderationen einleiten. "Dabei sorgen wir gerne für Überraschungen, denn die Ansagen können auch schon mal absichtlich in die Irre führen", sagt Thumann. Auf der Bühne präsentieren sie sich nicht nur äußerlich in Lederhosen typisch bayerisch, sondern auch in der Sprache: In starkem bayerischem Dialekt führen die Musikerinnen durchs Programm. Daher musste auch ein bayerischer Gruppenname her: Auf "Hanghena" kam Sophie Hofers Mutter. Passenderweise leben die drei Musikerinnen wie Hanghühner auch alle an einem Hang. Für das Preisgeld müssten sie sich erst einmal eine Verwendung überlegen, sagt die Kontrabassistin Thumann. Aber für die Produktion ihres zweiten Albums ließe es sich gut einsetzen, "da die CD-Produktion nicht ganz billig ist".

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Quelle:
SZ vom 12.05.2016
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