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Neuer Studiengang in Weihenstephan:Das Innenleben des Roggenkorns verstehen

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Die Absolventen des neuen Weihenstephaner Masterstudiengangs "Agricultural Biosciences" wollen dazu beitragen, die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern und dem Klimawandel zu begegnen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Für das Innenleben eines Roggenkorns kann sich Chris-Carolin Schön schon begeistern - und für die Schlüsse, die sich aus dem Wissen darüber ziehen lassen. Wer all das richtig verstehe, der könne beispielsweise neue Sorten entwickeln und damit helfen, die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern und dem Klimawandel zu begegnen, sagte sie am Mittwoch, als sie bei einer Pressekonferenz im Rathaus den neuen Weihenstephaner Masterstudiengang "Agricultural Biosciences" vorstellte.

Chris-Carolin Schön ist Professorin am Lehrstuhl für Pflanzenzüchtung an der TU München in Weihenstephan und hat den neuen, bisher einzigartigen Studiengang mit anderen Professoren konzipiert. Er verbindet die verschiedenen Disziplinen aus den Agrar- und Biowissenschaften und setzt ausdrücklich auf die fachübergreifende Lehre. Die Wissenschaft sei so dynamisch geworden, dass die Grenzen zwischen den Fachgebieten immer mehr verschwimmen würden, sagte Schön: "Erkenntnisse aus einem Fachgebiet können auch in anderen Bereichen wichtig sein und diese Synergien sollte man nutzen."

Neue Produkte für Feld und Teller - um die Bedeutung der Landwirtschaft zu unterstreichen

In den Tier- und Pflanzenwissenschaften würden zudem moderne Disziplinen wie Agrarbiotechnologie, molekulare und statistische Genetik oder Bioinformatik immer wichtiger - oder, um es am Beispiel des Roggenkorns zu verdeutlichen: Die Absolventen des neuen Studiengangs sollen nicht nur verstehen, was so ein Korn ausmacht, sondern aus den dazu vorhandenen Daten "auch etwas Sinnvolles machen können". Die großen Herausforderungen der Zukunft seien neben dem Klimawandel die Themen Ernährung und Gesundheit, betonte Schön. Hier Antworten zu geben, sei Ziel des neuen Studiengangs.

Gleichzeitig sehe man es als "klare Verpflichtung", die Landwirtschaft voranzubringen. Hier habe zuletzt ein ganz großes Umdenken stattgefunden. Man wolle helfen, die Bedeutung der Landwirtschaft für die Gesellschaft und die Ernährungssicherung zu unterstreichen und "neue Produkte auf das Feld und auf den Teller bringen". Ungern verwendet die Professorin in diesem Zusammenhang das Wort "Genmanipulation", wie sie sagte. Es gebe jedoch "sinnvolle Veränderungen, die wir herbeiführen sollten", erklärte sie mit Blick beispielsweise auf Resistenzen. Diese würden sich aber nicht von natürlichen Mutationen unterscheiden.

Der Master ist englischsprachig und hat im Wintersemester 2020/2021 nur 30 Plätze

"Aus dem Campus Weihenstephan kommen Antworten auf Fragen, die wirklich die Welt bewegen", begeisterte sich Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher für die jüngste Entwicklung der TU: "Darauf sind wir wirklich stolz."

Stolz darf im Übrigen auch sein, wer einen der neuen Studienplätze ergattert. Noch bis Ende Mai läuft die Bewerbungsphase für den Studiengang, der dann im Wintersemester 2020/2021 an der TUM School of Life Sciences startet. Er ist international, das heißt komplett englischsprachig und richtet sich an insgesamt 30 "nationale und internationale Studierende mit den besten Bachelor-Abschlüssen". Jeder Bewerber werde einzeln angeschaut, sagte dazu Professorin Schön: "Und wir haben Ansprüche an wissenschaftliche Exzellenz." Entsprechend geht Schön davon aus, dass die Absolventen einmal "extrem gefragt" sein werden, egal ob in der Forschung an den Universitäten, in den Forschungsabteilungen großer Unternehmen, in der Tiermedizin oder auch als Pflanzenzüchter oder im ökologischen Landbau.

Alle Informationen zum Studiengang und der Link zum Bewerberportal finden sich im Internet: www.wzw.tum.de/agbiosciences.

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SZ vom 05.03.2020
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