Süddeutsche Zeitung

Alles aus Schokolade:Süße Ideen aus Freising

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Seit elf Jahren produziert Luca Modolo originelle Schokoladenfiguren - beispielsweise in Form von Fußballschuhen oder Espressokannen. Anfangen hat alles auf einem Christkindlmarkt, inzwischen liefert die Firma auch nach Spanien und in die USA.

Von Nadja Tausche, Freising

Es ging recht schnell nach oben. Angefangen hat Luca Modolo auf einem Weihnachtsmarkt in Freising, 2009 war das. In einem Monat verkaufte er dort Figuren aus über 300 Kilogramm Schokolade. Weil es so gut lief, bewarb er sich für andere Weihnachtsmärkte in Deutschland - und erhielt so viele Zusagen, dass er einigen wieder absagen musste. "Ich kann nicht ohne Erfahrung auf 40 Weihnachtsmärkten verkaufen", sagt Modolo.

Inzwischen bietet er seine Schokoladenfiguren unter anderem in München und Madrid an, in Erfurt und im US-amerikanischen Philadelphia. Neben den Christkindlmärkten verkauft er sie auch an Firmen, die sie als Werbegeschenke nutzen. Modolo hat Schokoladenfiguren in Form von Fußballschuhen im Sortiment, Handtaschen, Kuhglocken - und ein Taschenmesser, mitsamt weißem Kreuz auf roter Lackierung. Viele in Freising wüssten nichts davon, sagt Modolo, dass seine Firma A.M. Schoko, die ihren Sitz an der Oberen Hauptstraße mitten in der Stadt hat, auf der ganzen Welt präsent ist. Modolo wohnt selbst in Freising, hat hier zwischenzeitlich die Eisdiele "Veneto" geführt. Weil er dort im Winter nichts verkaufte, gründete er schließlich A. M. Schoko.

Wegen Corona musste Modolo mehrere Mitarbeiter entlassen

Einen Strich durch die Rechnung gemacht hat Modolo jetzt die Corona-Krise. Er habe mehrere Mitarbeiter entlassen müssen, erzählt er: "Es ging nicht anders." Er hofft darauf, sie bald wieder einstellen zu können. Denn im Juli beginne die Produktion für Weihnachten: "Da geht es voll los." 20 Mitarbeiter arbeiten normalerweise für A. M. Schoko, die Hauptproduktion findet in Bulgarien statt. In den USA und Spanien hat Modolo je einen Mitarbeiter, und normalerweise findet ein Teil der Produktion in Freising statt - wegen Corona hat Modolo die Produktion aber komplett nach Bulgarien verlagert.

Wer die Figuren zum ersten Mal sieht, dürfte vor allem von der Detailtreue überrascht sein. Etwa bei der Espressokanne: Es gibt ein Unterteil und ein oberes Teil mitsamt Henkel und aufklappbarem Deckel. Wer die Kanne aufschraubt, findet einen kleinen runden Behälter, in den man bei der echten Kanne das Kaffeepulver füllen würde. Aber warum eine aufschraubbare Kanne entwickeln, wenn man sie sowieso nur von außen anschaut - oder gleich aufisst? "Die Kunden wollen das", sagt Modolo. Details seien wichtig: "Und so wirkt es noch echter." Deshalb bestäubten sie die Kanne zusätzlich mit Kakao, so wirke sie leicht verrostet, erklärt der Firmengründer. Andere Figuren werden wiederum mit Lebensmittellack bemalt.

Um Schokoliebhaber direkt zu beliefern, verschickt die Firma die Figuren auch per Paket. Es gibt einen Online-Shop - mit ganz eigenen Herausforderungen. Im Sommer müsse man schon mal zwei bis drei Tage warten, erzählt Modolo, wenn es besonders heiß ist, schmelzen die Figuren. Beim Versandriesen Amazon ist A. M. Schoko rausgeflogen: Einmal sei etwas zu spät angekommen, ein anderes Mal sei ein Stück von der Figur abgebrochen. Auch, wenn man dann eine zweite Figur nachschicke - man sei bei dem Händler sehr streng in Deutschland, so Modolos Erfahrung.

40 Minuten dauert es, die Espressokanne herzustellen

Und nicht nur beim Verschicken können die Figuren brechen. Auch in der Produktion ist das Risiko hoch. Für jede der Figuren gibt es Modolo zufolge Silikonformen. In die wird die flüssige Schokolade eingegossen, nachdem sie in entsprechenden Maschinen auf die richtige Temperatur erhitzt wurde. Zwischen 29,5 und 30 Grad muss sie haben, nicht wärmer, nicht kälter. Ist die Schokolade in der Form, werden in einer anderen Maschine mit Hilfe von Vibration die Luftblasen herausgeschüttelt. Dann kühlt die Schokolade aus, bevor die Mitarbeiter sie aus der Form herauslösen. Wenn ein Teil abbricht, muss man das Ganze wieder einschmelzen. Für die Espressokanne dauere dieser Prozess rund 40 Minuten, so der Chef, auf dem Weihnachtsmarkt koste sie dann 26 Euro.

Um in Zukunft weiter zu wachsen, plant Modolo, mit einem Großkunden zusammenzuarbeiten. Der konzentriere sich auf Einkaufszentren, berichtet er, so könnten Kunden seine Figuren auch dort erwerben. Gerade in München will er außerdem mehr vegane und Bioschokolade anbieten: Das werde explizit nachgefragt. Und dann soll sich noch der Name der Firma ändern: In den USA heißt Modolos Firma schon jetzt "Chocoidea". Die Amerikaner könnten A. M. Schoko schwer aussprechen, erzählt er, und er habe immer erklären müssen, wofür "A. M." steht: Für Amira und Amoreo Modolo nämlich, die Namen seiner beiden Kinder. Auf lange Sicht soll der neue Name den alten komplett ablösen.

Und seine Pläne für Freising? Einen Laden will Modolo hier nicht eröffnen. "Das würde nur zwei Monate im Jahr laufen", glaubt er, nämlich vor Weihnachten. Aber er habe schon öfter mit Andreas Muschler geredet, dem Inhaber der gleichnamigen Chocolaterie in Freising: Eventuell könne man eine Figur für die Stadt produzieren und vor Ort ausstellen. Für eine Messe in Köln habe er mal einen zwei Meter hohen Kölner Dom produziert - für Freising kann sich Modolo zum Beispiel einen Bären vorstellen, der auch das Stadtwappen ziert. Das Ganze soll dann ein Geschenk an die Stadt werden. Denn: "Am Ende ist alles hier geboren", sagt Luca Modolo.

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Quelle:
SZ vom 13.06.2020
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