Süddeutsche Zeitung

Öffentlicher Nahverkehr:Es geht nur gemeinsam raus aus dem Stau

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Bei der Verlängerung der U 6 von Garching in den Landkreis Freising hofft Landrat Helmut Petz auf Impulse von der "Internationalen Bauausstellung". Denn die widmet sich auch dem Thema "Räume der Mobilität".

Von Peter Becker, Freising

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist, entgegen aller Erfahrungen aus den vergangenen Jahren, kein Wunschkonzert. Der Blick auf den Haushalt 2024 ist ernüchternd, darum regiert auch im Straßenverkehrsamt des Landkreises von sofort an der Rotstift.

In der letzten Kreistagssitzung des Jahres 2023 haben die Kreisrätinnen und Kreisräte ein großes Projekt schon mal gestrichen: die Verlängerung der Buslinie 693 nach Garching-Hochbrück. Die wird fürs Erste weiterhin nur Schülerinnen und Schüler von Hohenkammer nach Lohhof fahren.

So sind auf die Schnelle mal Kosten von mindestens einer halben Million Euro gespart. Eigentlich gar einer Million, denn zu diesem Preis hätte der Landkreis die Linie alleine betreiben müssen, nachdem Pfaffenhofen und München bereits abgewinkt hatten. Unter diesen Vorzeichen zog sich auch der Landkreis Dachau zurück. Die Kosten hätten nach dem Territorialprinzip aufgeteilt werden sollen. Ursprünglich war geplant, die 693 in Reichenkirchen im Landkreis Pfaffenhofen am Bahnhof starten zu lassen. Der Bus sollte dann zur U-Bahnhaltestelle in Hochbrück weiterfahren.

Dennoch hat der Landkreis im vergangenen Jahr einige Neuerungen auf den Weg gebracht. Der "Radlbus" von Freising nach Mainburg ist jetzt durch eine weitere Haltestelle an der Auer Hopfenhalle ergänzt. Die Linie 633 fährt jetzt als Verstärker direkt von den Marzlinger Ortsteilen aus zur Lerchenfelder Realschule, was wiederum die Stadtbuslinie 633 entlastet. Der Flughafenbus 635 verkehrt seit dem Fahrplanwechsel im Zehnminutentakt zwischen Freising und dem Flughafen im Erdinger Moos. Die Linie X660, der Hochschulexpress, erfreut sich großer Beliebtheit, weshalb seine Betriebszeit seit dem Fahrplanwechsel im Dezember am Abend erweitert und ein Angebot an den Sonn- und Feiertagen geschaffen wurde.

Ein Novum ist eine Busverbindung in den Landkreis Landshut hinein. Die Regionalbuslinie 678 verbindet seit Dezember, Moosburg und die ländlichen Gemeinden im Hinterland mit der Gemeinde Buch am Erlbach. Ein Jahr lang müssen sich die Moosburger gedulden, bis in ihrer Stadt das Pilotprojekt "Flexibler Bedarfsverkehr" an den Start geht. Der Kreistag hat jedenfalls dazu grünes Licht gegeben. Bürgerinnen können den Bus bei Bedarf kurzfristig und flexibel buchen.

Eines längeren Atems bedarf es wohl, bis der U-Bahnanschluss des Landkreises Freising in Garching geschaffen ist. Landrat Helmut Petz verkündete während des Jahrespressegesprächs, dass der Gesellschaftsvertrag der Internationalen Bauausstellung (IBA) jetzt geschlossen ist. Diese, sich über einen Zeitraum von zehn Jahren erstreckenden Veranstaltung in der Metropolregion München widmet sich dem Thema "Räume der Mobilität".

Mobilitätsprobleme sind nur gemeinsam zu lösen

Der Landkreis Freising geht mit dem Ziel, den Landkreis mit der U6 in Garching zu verbinden, an den Start. "Wir im Landkreis Freising sind überzeugt davon, dass wir die Mobilitätsprobleme im Großraum München und in der Flughafenregion nur gemeinsam lösen können", sagte Petz aus Anlass der Unterzeichnung des Gesellschaftervertrags. "Wir sind deshalb bereit, in der IBA bei der Umsetzung unserer gemeinsamen Mobilitätsprojekte eine engagierte Rolle zu übernehmen." Er hoffe, dass der IBA-Prozess nachhaltige Mobilitätskonzepte hervorbringe, die im Großraum München gut funktionierten und vielleicht auch international Beachtung fänden.

Petz erhofft sich von der Teilnahme an der IBA eine große Chance für den Landkreis. Dort sei die Fachöffentlichkeit der Welt vertreten, sagte er während der Jahrespressekonferenz. "Die kommen auf Dinge, von denen wir heute noch nichts wissen."

Neben den finanziellen Engpässen in den Kommunen kämpft der ÖPNV in den Landkreisen um München auch mit dem eklatanten Personalmangel. Daraus resultieren Verspätungen, Ersatzfahrpläne und weitere Einschränkungen. Um den Mangel an Busfahrern zu beheben, hat der Landkreis Freising im Münchner Verkehrsverbund ein Programm auf den Weg gebracht, das das Anwerben von Personal künftig vereinfachen soll.

Das Landratsamt verweist in seinem Jahresbericht auf das am Regionalbusbahnhof installierte Fahrgastinformationssystem. Dies zeigt die nächsten Abfahrten sowie weitere wichtige Information wie Verspätungen an. Ein Druck auf die TTS-Taste genügt, dann werden die gewünschten Informationen vorgelesen.

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