Süddeutsche Zeitung

Wegen Überfall am Echinger See:Echinger Bürgermeister sucht Zeugen

Lesezeit: 2 min

Da die Ermittlungen gegen einen Mann eingestellt worden sind, der Echings Bürgermeister Sebastian Thaler geschlagen haben soll, sucht der nun Zeugen.

Von Alexandra Vettori, Eching

Eigentlich war der Echinger Bürgermeister Sebastian Thaler davon ausgegangen, der Vorfall auf dem Parkplatz des Echinger Sees sei seine Privatsache. Doch jetzt hat er sich dazu entschlossen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Denn es ist eine Wende eingetreten, die den obersten Repräsentanten der Gemeinde Eching an höherer Gerechtigkeit zweifeln lässt.

Es war ein warmer Augustabend im vergangenen Jahr, Sebastian Thaler war auf dem Heimweg vom Echinger Rathaus nach Dietersheim, mit dem Fahrrad. Auf dem Seeparkplatz geriet er mit einem Autofahrer aneinander, weil dieser ihn überholen wollte, auf dem schmalen Weg zwischen den parkenden Wagen aber nicht vorbei konnte. Das ging so bis zur Höhe des Kiosks, wo das Befahren mit Autos eigentlich schon nicht mehr erlaubt war. Thaler blieb stehen, es kam zum Wortwechsel, der Autofahrer fuhr an ihm vorbei und touchierte dabei das Rad des Bürgermeisters. "Ich habe es gerade noch geschafft, auf die Seite zu springen", schilderte Thaler. Allerdings stürzte sein Rad gegen das Auto. Der Fahrer sprang erbost heraus, packte Thaler am Polo-Shirt, das darauf zerriss, und schlug mit der Faust zu. Drei Zeugen gaben hinterher an, gesehen zu haben, wie der Echinger Bürgermeister zu Boden ging. "Das war so ein 1,90 Meter und 110-Kilo-Mann", erklärte Thaler. Die herbei gerufene Neufahrner Polizei kam, machte Fotos vom zerrissenen Oberteil und dem beim Sturz zerkratzten Radhelm und nahm die Aussagen auf.

Die Ermittlungen wurden eingestellt, weil kein hinreichender Tatverdacht besteht

Sebastian Thaler erstattete schließlich Anzeige wegen Körperverletzung. Im Frühjahr 2019 kam die Überraschung, die Staatsanwaltschaft Landshut hatte die Ermittlungen eingestellt. Eine Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft änderte nichts, die übergeordnete Kammer bestätigte im Frühsommer die Entscheidung der Staatsanwaltschaft. Als der Echinger Bürgermeister diese Geschichte jetzt nach seinem Urlaub im Umfeld erzählte, rieten ihm viele, einen neuerlichen Zeugenaufruf zu starten, wozu er sich nun entschloss. "Mein Anwalt sagt, das ist rechtlich die einzige Möglichkeit, die noch bleibt, dass doch jemand gesehen hat, wie der Mann zugeschlagen hat", so Thaler.

Genau das ist der Grund, warum die Ermittlungen eingestellt wurden. "Es hat wohl keiner der Zeugen so genau gesehen", so Thalers Informationen. Staatsanwalt Achim Kinsky, der die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Landshut betreut, erklärte die Rechtslage auf Nachfrage so: "Das Verfahren ist aus tatsächlichen Gründen eingestellt, das heißt, es besteht kein hinreichender Tatverdacht." Angesichts der Beweislage gehe die Staatsanwaltschaft davon aus, dass "man eher mit einem Freispruch rechnen muss." Das aber, betonte Kinsky, "bedeutet nicht, dass wir meinen, der Anzeigeerstatter lügt. Es kann schon sein, dass es sich so zugetragen hat. Aber wir können es nicht beweisen". Kämen aber neue Zeugenaussagen, "werden wir die Ermittlungen selbstverständlich wieder aufnehmen".

So bleibt dem Bürgermeister nur die Hoffnung, dass sich noch Zeugen melden, genügend Leute seien auf dem Parkplatz gewesen. "Skurril" findet er freilich, dass sich mittlerweile die Versicherung des Autofahrers bei ihm gemeldet hat. Sie fordert Schadenersatz für die durch das Rad am Wagen entstandenen Kratzer. Für ihn selbst, erzählt Thaler, sei die erfahrene körperliche Gewalt eine neue, sehr unangenehme Erfahrung gewesen. Er habe sich noch in der Nacht damals übergeben müssen, ein Hinweis auf eine Gehirnerschütterung. Auch dass der rabiate Autofahrer weiß, wo er wohnt, und ihn schon mehrmals auf Facebook kontaktiert hat, findet er unangenehm. Aber, betont Thaler, "ich werde beim nächsten Mal, wenn ein Auto über einen Feldweg fährt, wieder etwas sagen".

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