Süddeutsche Zeitung

Freimann:Von den "Geißböcken" lernen

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Die Nachbarn der Allianz-Arena sehen zwar erste Verbesserungen durch das neue Anwohner-Schutzkonzept, doch einige Probleme bleiben. Die Betroffenen fordern, sich stärker am Kölner Modell zu orientieren

Von Johannes Korsche, Freimann

Ganz so krawallig wie es ein vorab an den Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann geschickter Brief vermuten ließ, waren die Nachbarn der Allianz-Arena in der Sitzung der Lokalpolitiker dann doch nicht gestimmt. Zwar gebe es in ihren Augen noch Verbesserungspotenzial. Aber die seit Jahren problematische Blechlawine, die vor und nach Fußballspielen durch das Wohnviertel flutet, habe seit der Umsetzung des Anwohner-Schutzkonzeptes deutlich nachgelassen. Walter Hilger, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Kieferngarten, berichtet zwar nach wie vor von Problemen mit Falschparkern, vor allem im südlicheren Bereich der Siedlung, in den Kreuzungsbereichen der schmalen Seitenstraßen zwischen Schlößlanger und Kieferngartenstraße. Dort sei es "noch ein bisschen kritisch". Das ließ den Anwohner in seinem Brief an den Bezirksausschuss zu der Wortschöpfung "Anwohner-Verdrusskonzept" greifen. In der Sitzung sah er das schon ein wenig entspannter, den Brief habe er in einem emotionalen Moment verfasst. An seiner Forderung, konsequenter die verbliebenen Falschparker in der Siedlung mit Strafzetteln zu bestrafen, hielt der Anwohner aber fest.

Zudem halten sich laut Hilger wohl längst nicht alle Fans an die Einfahrtssperren, die etwa drei Stunden vor den Heimspielen des FC Bayern München an einzelnen Kreuzungen aufgebaut werden. Teilweise sperren Ordner dort Einfahrten in die Siedlung komplett ab, wie an der Kreuzung Heidemannstraße und Schlößlanger. Teilweise verbieten weniger eindeutige "Anlieger frei"-Schilder die Einfahrt, beispielsweise an der Kreuzung Kieferngartenstraße. Doch Hilger betont die deutliche Verbesserung in der Siedlung. Die konsequente Halteverbots-Beschilderung sowie die Markierungen von Parkzonen hätten schon viel geholfen. Dafür, dass man die Siedlung aus Rücksicht auf das dortige Altenwohnheim, den Arena-Treff sowie den Baumarkt Hornbach nicht komplett abriegeln könne, habe er Verständnis. Am Ende richtete er einen großen Dank aus an das Engagement der Lokalpolitiker und die Stadtverwaltung, mit der er sehr gut habe zusammenarbeiten können.

Die Bürgervertreter erneuerten ihre Forderung, sich stärker am sogenannten Kölner Modell zu orientieren. Dort dürfen nur noch Autos mit Anwohnerausweis in bestimmte Straßen fahren, wenn der 1. FC Köln - im Jargon "Geißböcke" genannt - spielt. Solche und andere Verbesserungsvorschläge sollen noch während der kommenden Bundesliga-Winterpause besprochen werden. Es sei Hilger ein Treffen zugesagt, an dem sich auch das Kreisverwaltungsreferat beteilige. Hilger will fordern, dass an Heimspieltagen mehr Polizei eingesetzt wird. Zwei Polizisten könnten in seinen Augen Autofahrer aufhalten, die hinter dem Park-and-Ride-Parkhaus an der Kieferngartenstraße unerlaubterweise einbögen.

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Quelle:
SZ vom 22.11.2018
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