Süddeutsche Zeitung

Freimann:Wie der FC Bayern die Nachbarn der Allianz Arena entlasten will

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Von Stefan Mühleisen, Freimann

Zwölf Jahre gibt es nun die Arena in Fröttmaning, "ein Ort der großen Gefühle", wie der FC Bayern sein Stadion einmal feierte. Für die angrenzenden Wohngebiete gilt das auch, allerdings nicht im Sinne des Vereins: Es sind eher Hassgefühle. An den gut 45 Spieltagen im Jahr herrscht Ausnahmezustand in den Siedlungen: Hunderte Fans verstopfen mit ihren Autos die Straßen, parken Hofeingänge zu, führen sich teils wie Rüpel auf.

Immer lauter wurden zuletzt die Rufe nach einem "Anwohnerschutzkonzept". Der FC Bayern hat ein solches Konzept zur Sperrung der Zufahrtsstraßen nun offenbar vorgelegt - doch die Stadtverwaltung lehnt es ab. Es gebe "viele Probleme in der konkreten Umsetzung", schreibt das Planungsreferat in einem Beschlussentwurf für den Stadtrat, welcher der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Aus dem Papier geht hervor, dass der FC Bayern bereit ist, dem lange gehegten Wunsch der Bürger und auch des örtlichen Bezirksausschusses nachzukommen: "Die Allianz Arena München Stadion GmbH schlägt eine Sperrung der Zufahrtsstraßen in die belasteten Gebiete an Spieltagen des FC Bayern vor, sodass nur Anwohnerinnen und Anwohner sowie Besucherinnen und Besucher in die Gebiete einfahren können."

Das klingt nach der Idealvorstellung der Bewohner: Demnach würden sie und ihre Gäste exklusive Berechtigungsausweise bekommen - alle anderen werden von Wachposten an neuralgischen Stellen abgewiesen. In der Behördenvorlage ist zu lesen, dass die Allianz Arena München Stadion GmbH, die das Stadion für den Gesellschafter FC Bayern AG führt, signalisiert habe, "auf eigene Kosten Personal für die Zugangskontrollen" bereitzustellen.

Der Verein will das weder bestätigen noch dementieren. In einer knappen Stellungnahme teilt die FCB-Pressestelle mit: Die Allianz Arena München Stadion GmbH habe im Zuge des Genehmigungsverfahrens den Nachweis erbracht, dass für alle Veranstaltungen ausreichende Parkkapazitäten auf dem Grundstück der Allianz Arena zur Verfügung stünden. "Ob und in welcher Form in den umliegenden Wohngebieten auf den (...) anfallenden Parksuchverkehr reagiert wird, liegt im Verantwortungsbereich der Landeshauptstadt München." Nach Informationen der SZ soll in den nächsten Tagen ein Treffen stattfinden, bei dem die Stadion-Leitung mit Vertretern der Stadtverwaltung, des Bezirksausschusses, der Anwohner sowie der Polizei über das Konzept beraten wird.

Stadtverwaltung und Polizei lehnen das Konzept des FC Bayern ab

Die Behörden-Emissäre dürften sich dabei klar gegen die zeitweise Abriegelung der Freimanner Siedlungen aussprechen - denn ausweislich der Beschlussvorlage hat das Planungsreferat erhebliche rechtliche Bedenken: Sollte demnach ein privater Sicherheitsdienst Kontrollen an den Absperrungen durchführen, wäre dies "hoheitliches Handeln, welches dem Kernbereich staatlicher Aufgaben zuzuordnen" sei. "Für die Kontrolle von Zufahrtsberechtigungen existiert dafür keine Rechtsgrundlage", so die Behörde.

Ähnlich äußert sich auch ein Sprecher des Polizeipräsidiums: "Es ist schwer vorstellbar, dass ein privater Sicherheitsdienst öffentliche Straßen absperrt." Und auch wenn dies Polizisten übernehmen würden, sieht der Polizeisprecher Probleme, da öffentlicher Verkehrsgrund für jedermann zugänglich sein müsse. Die Stadt führt zudem an, dass Gaststätten und öffentliche Einrichtungen für die Öffentlichkeit erreichbar sein müssten. Ferner befürchtet die Stadt offenbar, Begehrlichkeiten zu wecken. "Es würde", so lautet das letzte Argument, "ein Präzedenzfall für andere Gebiet in der Stadt geschaffen, die ein ähnliches Problem mit Eventverkehr haben".

Als Alternative sollen nach Vorstellung der Behörde dagegen "bauliche und organisatorische Verbesserungen" Abhilfe schaffen. Konkret vorgeschlagen wird etwa eine "Optimierung" der Parkverbotszonen und das Aufstellen von "Parkschutzbügeln" an Grünflächen. Dabei erhofft sich das Referat auch Entspannung von dem neuen Parkhaus, das der FC Bayern nördlich der Arena errichten will.

Die Konturen für ein "Anwohnerschutzkonzept" haben der Verein und auch die Stadt seit 2014 in der Schublade. Damals hatte der FCB eine Aufstockung der Zuschauerränge beantragt - und befristet genehmigt bekommen. Ein in diesem Zuge beauftragtes Verkehrsgutachten des TÜV Rheinland schlug acht Zufahrtssperren an Knotenpunkten in der Auensiedlung, Kleinlappen sowie in den Siedlungen Kieferngarten und Haidpark vor.

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Quelle:
SZ vom 06.02.2017
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