Süddeutsche Zeitung

Freiham:Gemeinsam ackern

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Stadt will künftigen Bewohnern auch eine gärtnerische Zwischennutzung im Landschaftspark ermöglichen

Von Ellen Draxel, Freiham

Bei Bauprojekten wird in langen Zeiträumen gedacht. Viel Fläche zum Garteln wünschten sich Aubings Lokalpolitiker vergangenen Herbst für den neuen Stadtteil Freiham - um möglichst vielen Menschen die Erfahrung zu ermöglichen, wie nachhaltig es sein kann, im Garten zu werkeln, einheimisches Gemüse, Früchte und Salat anzubauen und Blumen zu pflanzen. Dass es in Freiham-Nord einen 800 Quadratmeter großen "Freiluftgarten" geben soll, in dem jeder, der Lust und Laune dazu verspürt, nach Herzenslust ackern darf, stand damals schon fest. Bekannt war auch, dass neben der ökologischen Idee auf dieser mit einem großzügigen Geräteschuppen, acht Beeten, einem Schöpfbrunnen und Kompostiertonnen ausgestatteten Fläche insbesondere das soziale Miteinander wichtig sein würde. In Zeiten, in denen das soziale Leben pandemiebedingt nahezu stillsteht, sind Nachrichten, die von Gemeinschaftsaktionen künden, ein willkommener Hoffnungsschimmer. Den Stadtteilpolitikern schien diese Urban-Gardening-Zone allerdings schon damals zu klein konzipiert.

Im Kommunalreferat kann man die Forderung des Gremiums nach mehr Fläche gut nachvollziehen. Die Behörde beabsichtigt daher, für eine Garten-Zwischennutzung Flächen im künftigen Landschaftspark Freiham nördlich des Autobahnzubringers zur Verfügung zu stellen. Noch aber sind diese Teilbereiche an Landwirte verpachtet, sie können frühestens zum Ende dieses Jahres gekündigt werden.

Genutzt werden könnte die zusätzliche Ackerfläche etwa für Krautgärten. Acht dieser sogenannten Krautgärten, in denen Bürger ihr Gemüse selbst ziehen und ernten können, gibt es in München bereits. Träger sind die Stadtgüter München, ein Zusammenschluss aus zehn Gutsbetrieben in und um München. Für einen Krautgarten mit 50 Parzellen à 30 Quadratmeter braucht es laut den Stadtgütern eine Fläche von rund 2250 Quadratmetern. Die Krautgartensaison reicht dabei von Mai bis November: Mithilfe landwirtschaftlicher Maschinen werden die Parzellen auf die Saison vorbereitet, Saatgut wird dabei schon teils mit eingebracht. Weitere Kulturen können die Pächter selbst pflanzen. Die Stadtgüter kümmern sich um die Instandhaltung der Zugangswege und sorgen für eine Grundausstattung an Gartenwerkzeug und Gießwasserversorgung.

Denkbar sein könnte Garteln zudem in Hochbeeten im Siedlungsbereich. In 13 Quadratmeter großen Kästen, der besseren Belichtung wegen in Nord-/Südrichtung ausgerichtet, wäre es künftigen Bewohnern so möglich, direkt vor ihrer Haustür Gemüse, Salat und Kräuter zu ziehen. Die Stadtgüter seien, sagt Edwin Grodeke, der Vertreter von Kommunalreferentin Kristina Frank, dabei "gerne bereit, den Konzeptionsprozess im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter zu begleiten und die Umsetzung der Projekte praktisch zu unterstützen". Etwa beim Aufstellen der Hochbeete.

Gestartet wird nun aber erst einmal mit dem Freiluftgarten. Der Verein Green City hat signalisiert, in einer wöchentlichen Gartensprechstunde fachliche Unterstützung zu leisten. Bei Patrycia Marek, der Leiterin des Freihamer Nachbarschaftstreffs, haben sich schon viele Interessenten gemeldet, wegen des Coronavirus musste ein erstes Kennenlerntreffen der Hobby-Gärtner jedoch zunächst abgesagt werden. Beim Kinderschutz-Bund, dem Träger des Nachbarschaftstreffs, hofft man nun, wenigstens den Eröffnungstermin am 29. Mai einhalten zu können. Gecancelt ist bis jetzt nichts.

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Quelle:
SZ vom 27.03.2020
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