Süddeutsche Zeitung

Freiham:Entree auf Stelzen

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Das Freihamer Zentrum am S-Bahn-Halt wird von Hamburger Architekten gestaltet. Die Wettbewerbs-Jury lobt deren "überlegte architektonische Haltung" sowie die überzeugende Form des Turms am Quartierseingang

Von Alfred Dürr, Freiham

Auf vier Baufelder aufgeteilt, entsteht in den kommenden drei Jahren am S-Bahn-Halt Freiham das Zentrum des künftigen Stadtteils. Auf dem Papier hat das Herzstück des neuen Viertels bereits Gestalt angenommen. Nach dem Konzept des Hamburger Architekturbüros Störmer Murphy and Partners mit dem Büro WES LandschaftsArchitektur soll nach Ansicht der Planer rund um den Mahatma-Gandhi-Platz eine lebendige und attraktive Mitte mit Geschäften, Gastronomie, einem Hotel, Büros und Wohnungen gebaut werden. Die Entwürfe der Siegerbüros und der anderen Teilnehmer am Wettbewerb für die Gestaltung des Stadtteilzentrums sind nun in einer Ausstellung des städtischen Planungsreferats zu besichtigen.

Susanne Ritter, Leiterin der Hauptabteilung Stadtplanung im Planungsreferat, sprach bei der Eröffnung der Ausstellung von einem besonders schwierigen Wettbewerb mit langer Vorbereitung und vielen Planungsstufen. Das Projekt des neuen Zentrums in Freiham gilt als ein Pioniermodell, mit dem man in der Stadtentwicklung die ausgetretenen Pfade verlassen will.

Das bedeutet zum Beispiel eine besondere Gestaltung der Geschäftszonen. Das Waren- und Dienstleistungsangebot soll zwar dem einer herkömmlichen Shopping-Mall entsprechen, aber die Anordnung der Läden will sich an innerstädtischen Vorbildern orientieren. Die Eingänge zu den einzelnen Geschäften liegen also an der Straße oder am Platz davor. Großzügige Schaufensterfronten und Arkaden vor den Gebäuden sollen dafür sorgen, dass das Zentrum zu einem Ort wird, an dem man sich gerne aufhält.

Im vergangenen Sommer hatte die Münchner Rosa-Alscher-Gruppe die vier Baufelder mit insgesamt 90 000 Quadratmetern Geschossfläche erworben. Es sei seit Jahrzehnten sein Anspruch, bemerkenswerte Architektur und prägende Projekte im Münchner Stadtbild zu realisieren, sagte Bauherr und Projektentwickler Alexander Rosa-Alscher. Deswegen habe man bei der Auswahl der Wettbewerbsteilnehmer auf hochkarätige Namen mit internationaler Strahlkraft gesetzt. Fast eine halbe Milliarde Euro werde in das Projekt investiert: "Das macht man schließlich nicht alle Tage." Als Visitenkarte und Eingangstor für den Stadtteil Freiham solle das Zentrum außergewöhnlich werden.

Elf Büros hatten zusammen mit den jeweiligen Landschaftsarchitekten ihre Ideen eingereicht. Ende Januar kürte das Preisgericht unter Vorsitz von Stadtplanungs-Professorin Sophie Wolfrum einstimmig das Siegerteam. Störmer Murphy and Partners hat sich mit einer Reihe von Kultur-, Hotel- und Verwaltungsgebäuden einen Namen gemacht. In München realisierte das Büro 2014 an der Königinstraße beim Englischen Garten ein modernes sechsgeschossiges Wohngebäude. In der Begründung der Jury für den Siegerentwurf ist von der "großen Geste der dreiseitigen Arkaden" die Rede. Dazu komme eine überzeugende Gestaltung des Turmgebäudes am Eingang zum Stadtquartier. Beeindruckt hat die Jury auch, dass die Darstellung der Fassade am Hochhaus "in der Formgebung von gängigen Ausdrucksformen" abweicht und eine "überlegte architektonische Haltung" beweist. Die Fassade des Hochhauses nimmt das Erscheinungsbild der Arkaden mit ihren Rundungen am oberen Ende auf und setzt das Muster an der Front des Turmgebäudes fort. Über den Geschäftszonen sind die Wohnungen beziehungsweise die Büros angeordnet. Die Gruppierung um zentrale Gartenhöfe lasse eine sehr gute Wohnqualität erwarten, heißt es in der Begründung der Jury. Sie kommt zu dem Fazit, dass das vorgeschlagene Konzept mit seinem "sehr individuellen und prägnanten Ausdruck als ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung des neuen Stadtquartiers Freiham" überzeugt.

Abwechslungsreich, lebendig, attraktiv, dicht und aufgelockert - so stellen sich die Planer ein modernes Quartier vor. Mit dem Stadtteilzentrum Freiham Nord sei man bei der Verwirklichung dieser Idee wieder ein Stück vorangekommen, hieß es bei der Ausstellungseröffnung. Alexander Rosa-Alscher sprach sich in diesem Zusammenhang für den Bau von "richtigen Hochhäusern" aus. Diese prägten nicht nur den Charakter einer Stadt: "Wir können auch nicht weiter immer nur in die Fläche bauen, dafür ist unser Land zu klein."

Die Ausstellung ist bis Freitag, 29. März, montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr im Planungsreferat, Blumenstraße 28 b, zu sehen.

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SZ vom 20.03.2019
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