Süddeutsche Zeitung

Unwetter:Gewitter bringt Flughafen in Turbulenzen

Lesezeit: 2 min

Von Kassian Stroh

Im Sommer ist das nicht außergewöhnlich, so lange dauert es allerdings nur selten: Wegen des heftigen Gewitters am frühen Donnerstagabend hat der Flughafen München für fast eine Stunde keine Flugzeuge mehr abgefertigt. Das heißt: Gepäck wurde nicht verladen, und bei vielen Maschinen durften Passagiere weder ein- noch aussteigen. Auch wurde laut Flughafen ein Dutzend Flüge gestrichen, mehr als 30 verspäteten sich.

Ein solcher Abfertigungsstopp sei eine "reine Sicherheitsmaßnahme für die Mitarbeiter und Passagiere", erläuterte ein Sprecher der Flughafen-Gesellschaft FMG. Er werde verhängt, wenn sich über dem Airport oder im Umkreis von fünf Kilometern ein Gewitter entlädt. Weniger wegen des Regens als wegen der Blitze: Denn die Gepäck-Verladebänder, die an die Laderäume der Flieger gefahren werden, werden von Menschen gesteuert, die im Freien somit Gefahr laufen, von einem Blitz getroffen zu werden. Ähnliches gilt für die mobilen Treppen bei den Maschinen, die auf dem Vorfeld parken, und für die "Finger" genannten Fluggastbrücken an den Terminals, die bei Blitzgefahr ebenfalls nicht bewegt werden dürfen.

Um kurz vor 17 Uhr stoppte der Flughafen am Donnerstag die Abfertigung und hob dies erst 55 Minuten später wieder auf, wie ein Sprecher sagte. Das komme im Sommer öfters vor, diesmal habe es aber außergewöhnlich lange gedauert. In dieser Zeit entlud sich ein heftiges Gewitter in und um München, binnen einer knappen halben Stunde fielen in der Stadt etwa 15 Liter Regen pro Quadratmeter. Am Flughafen wurde derweil keine Maschine mehr be- oder entladen, auch Passagiere mussten mit dem Ein- oder Aussteigen warten.

Ob er seinen Flieger während eines Gewitters starten oder landen lassen will, entscheidet - anders als beim Abfertigungsstopp - nicht der Flughafen, sondern der jeweilige Pilot. Er erfährt vom Tower, wie stark der Wind bläst und wie gut oder schlecht es sich auf der nassen Piste bremsen lässt. Am Donnerstag entschieden sich vier Piloten dafür, einen Ausweichflughafen anzusteuern, andere drehten eine Warterunde. Insgesamt verspäteten sich mehr als 30 Flugzeuge um mehr als eine halbe Stunde, zwölf davon um mehr als eine Stunde. Weitere zwölf Verbindungen wurden annulliert. In den Pfingstferien ist am Flughafen im Erdinger Moos deutlich mehr Betrieb: Im Schnitt starten und landen dann jeden Tag 1250 Maschinen, die FMG rechnet mit etwa 2,4 Millionen Passagieren in diesen zwei Wochen.

In München selbst rückte die Feuerwehr wegen des Gewitters am Donnerstag zu 74 Einsätzen aus, wie sie mitteilte: Sie kümmerte sich um umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller. Auch im Rest Bayerns gab es teils heftige Gewitter, aber ohne größere Schäden: Die Polizei meldete in Mittel- und Unterfranken einige Autounfälle auf regennassen Straßen. In Oberbayern wurde der Verkehr von herabgestürzten Ästen und vollgelaufenen Unterführungen behindert, zu größeren Unfällen kam es nicht. In Niederbayern schlug laut Polizei an mehreren Orten der Blitz ein. In Bad Abbach im Landkreis Kelheim habe der Bewohner eines Hauses dabei ein Knalltrauma erlitten. Auch am Freitag müsse wieder mit Regen und Gewittern gerechnet werden, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4493492
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/jael
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.