Süddeutsche Zeitung

Genehmigung für Flugsteig:Münchner Flughafen baut aus

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Von Heiner Effern

Der Flughafen München hat es nun schriftlich, sein größtes aktuelles Bauprojekt ist genehmigt. 455 Millionen Euro will er dafür ausgeben, sechs Millionen Passagiere pro Jahr will er nach der Fertigstellung 2023 zusätzlich abfertigen können. Wer nun reflexartig an die ebenfalls geplante und von der Politik gerade erst auf Eis gelegte dritte Start- und Landebahn denkt, geht allerdings fehl. Der offizielle Planfeststellungsbeschluss erlaubt den Bau eines neuen Flugsteigs am Terminal eins, der fast die Ausmaße eines Regionalflughafens hat. 320 Meter lang, zwischen 60 und 220 Meter breit und 17 Meter hoch darf das neue Gebäude auf dem Vorfeld West werden. Acht zusätzliche Abstellpositionen für Flugzeuge sollen entstehen, dazu Läden, Gastronomie und Lounges.

Nach "sorgfältiger Prüfung" komme das Luftamt Südbayern zu dem Ergebnis, dass niemand durch den neuen Flugsteig beeinträchtigt werde, heißt es in der Mitteilung der Regierung von Oberbayern. Die Zahl der Starts und der Landungen verändere sich deswegen nicht, auch der Fluglärm würde nicht stärker als im Moment.

Flughafenchef Michael Kerkloh freut sich, dass er wenigstens noch ein wegweisendes Bauprojekt vor seinem altersbedingten Ausscheiden Ende 2019 endgültig auf den Weg bringen kann. Einen "Qualitätssprung" wolle der Airport mit dem Neubau hinlegen, mit er dem noch ein bisschen mehr "Bayerns Tor zur Welt" werden soll. Die Kosten von knapp einer halben Milliarde Euro wird die Flughafengesellschaft (FMG) selbst aufbringen. Damit der ohnehin schon um ein Jahr auf 2023 verschobene Betriebsstart des Flugsteigs auch einzuhalten ist, können laut Regierung von Oberbayern die ersten Vorarbeiten auf dem Vorfeld noch dieses Jahr beginnen.

Das 1992 in Betrieb genommene Terminal eins hat vor allem durch zusätzliche Sicherheitsvorschriften deutlich an Kapazität verloren. Zu Hochzeiten konnten mehr als 23 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden, im Moment sind es nur noch 15 Millionen. Dazu sollen die insgesamt 95 000 zusätzlichen Quadratmeter Fläche auf drei Ebenen dazu beitragen, dass das Zweitgeschäft des Flughafens weiter forciert wird.

Hochwertige Läden, gastronomische Angebote und neue Lounges sollen für mehr Service und auch Gewinn sorgen, heißt es in einer Mitteilung. Etwa die Hälfte des Umsatzes generiert die FMG aus dem Betrieb und der Vermietung von Ladenflächen und Lokalen. Ein "an die spezifischen Anforderungen des Luftverkehrs von morgen angepasstes Terminal" stärke die Perspektiven des gesamten Flughafens, sagt FMG-Chef Kerkloh.

Damit das Geschäft weiter floriert, werden die Passagiere weitere Wege zurücklegen müssen, auf denen sie natürlich auch Gelegenheit haben werden, ihr Geld auszugeben. Damit wird das ursprüngliche Konzept der möglichst kurzen Strecken vom Eingang bis zum Gate aufgegeben. So würde man heutzutage kein Terminal mehr planen, hatte Kerkloh 2016 bei der Präsentation des Bauprojekts erklärt. Seither haben sich dessen Kosten um 55 Millionen erhöht, die der Aufsichtsrat des Flughafens aber bereits genehmigt hat.

Gebaut werden soll das neue Gebäude auf der Höhe des Moduls B des insgesamt fünf Abschnitte umfassenden Terminals eins. Zwölf neue Plätze für Jets direkt am Flugsteig sind vorgesehen, wofür vier Positionen auf dem Vorfeld wegfallen werden. Die Sicherheitskontrollen sollen am Übergang vom alten in das neue Gebäude angesiedelt sein.

Mit dem Anbau will die FMG im Terminal eins mindestens die Standards erreichen, die am von der Lufthansa und ihren Partnern genutzten Terminal zwei schon lange erreicht sind. Dieses ging 2003 in Betrieb. Die nun veröffentlichte Genehmigung der Regierung von Oberbayern ist online (www.regierung-oberbayern.de), bei der Stadt Freising sowie den Gemeinden Oberding und Hallbergmoos einzusehen.

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Quelle:
SZ vom 15.11.2018
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