Süddeutsche Zeitung

Festnahme:Einbrecherbande dank Katzenkamera gefasst

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Von Martin Bernstein

Eine Katzenkamera hat einer europaweit agierenden Einbrecherbande das Handwerk gelegt. Bei einem Einbruch im Würmtal schaute der 37-jährige Bandenchef versehentlich in die Kamera, die eigentlich die putzigen Aktivitäten des Tieres aufzeichnen sollte.

Es war der entscheidende Hinweis für Kriminalhauptkommissar Hans-Peter Chloupek und die Ermittler vom Kommissariat 53. Bereits seit Anfang November waren sie auf der Spur der Bande, die in München binnen vier Monaten mindestens 32 Einbrüche begangen hat. Der Wert der Beute geht in die Hunderttausende. Am Sonntag erfolgte der Zugriff in einem Landsberger Hotel. Beamte nahmen den Bulgaren zusammen mit einem 20-jährigen Landsmann fest.

Die Aufzeichnungen der Kraillinger Katzenkamera hatte die Münchner Polizei ihren Kollegen aus anderen Bundesländern, aber auch aus dem Ausland gezeigt. Die österreichische Gendarmerie kannte den Mann auf dem Video, den 37-jährigen Bulgaren Ivo B.

Allmählich fügten sich die Puzzlestücke nun zusammen. Hans-Peter Chloupek: "Wir wussten jetzt, wer unsere Täter waren." Der Mann hatte bei einem weiteren Einbruch einen Fingerabdruck und an einem dritten Tatort DNA-Spuren hinterlassen. Details über den Einbrecherboss wussten schließlich die bulgarischen Sicherheitsbehörden - dort hatte der 37-Jährige bereits wegen mehrerer Delikte eine zehnjährige Haftstrafe verbüßt.

Bei den Einbrüchen ging alles ganz fix

Die Einbruchserie hatte Anfang November im Münchner Westen begonnen. Meist kamen die Täter in der Dämmerung durch den Garten und schlugen die Terrassentür ein. Sie hatten es ausschließlich auf Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften abgesehen - Objekte also, bei denen sie mit relativer Sicherheit beurteilen konnten, ob jemand zu Hause war oder nicht.

Eine ganz ähnliche Einbruchserie im Münchner Süden in den vergangenen Wochen geht nach Chloupeks Einschätzung jedoch nicht auf das Konto der Bulgaren-Bande. Bei den Einbrüchen ging alles ganz fix. Ivo B. und seine Komplizen rafften zusammen, was sich leicht und schnell mitnehmen ließ und von einigem Wert war: Uhren, Schmuck, Bargeld vor allem, aber auch Elektrogeräte, einen Laptop und in einem Fall sogar ein hundertteiliges Silberbesteck.

Die Bande weitete ihren Aktionsradius immer mehr aus, zunächst auf den gesamten Münchner Stadtrand, dann bis zum Ammersee, wo sie beispielsweise in Dießen einbrachen, und schließlich über Buchloe bis ins südliche Schwaben. Dort geht ein Einbruch in Füssen auf das Konto der Bande.

Auch ein Einbruch in Essen steht nach Erkenntnissen der Münchner Kriminalpolizei im Zusammenhang mit dem Beutezug der Bulgaren. Nach derzeitigem Stand schließen die Ermittler nicht aus, dass sie der Bande mehr als 50 Taten zuordnen können. Zwischen ihren Beutezügen fuhren Bandenmitglieder immer wieder in die Heimat, möglicherweise auch, um dort Gegenstände zu Geld zu machen.

Kurz nach Mitternacht erfolgte der Zugriff in einem Hotel

Außerdem gab es da noch die Wohnung einer 29-jährigen Landsfrau der Einbrecher im Münchner Norden. Die Arbeiterin beherbergte immer wieder Ivo B. und seine Komplizen. Am vergangenen Wochenende jedoch hatte der 37-Jährige sich in einem Hotel in Landsberg am Lech eingemietet.

Sein 20-jähriger Komplize hatte dafür seinen richtigen Namen angegeben. Die Münchner Kriminalpolizei musste nur noch zugreifen. Kurz nach Mitternacht um 0.40 Uhr erfolgte der Zugriff. An den Ermittlungen beteiligt waren auch die Kriminalpolizei in Fürstenfeldbruck sowie örtliche Inspektionen.

Am Montag gelang dann die Festnahme weiterer mutmaßlicher Mittäter, 28 und 34 Jahre alt, und der Quartiergeberin. Ivo B. und zwei weitere Bandenmitglieder sitzen seither in Untersuchungshaft. Doch die Polizei sucht weiter - nach weiteren Hintermännern, nach den Eigentümern zahlreicher gestohlener Wertgegenstände.

Und nach Zeugen, denen in den vergangenen vier Monaten ein dunkelgrüner VW Passat mit Bremer Kennzeichen aufgefallen ist. Mit diesem Auto fuhr die Bande zu etlichen Tatorten. Polizeisprecher Carsten Neubert: "Das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen."

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Quelle:
SZ vom 04.03.2016
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