Süddeutsche Zeitung

Tanz- und Theater-Festival "Rampenlichter":Die Welt und wir

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Zwei Wochen lang sind im Theater Schwere Reiter 14 nationale und internationale Stücke von und mit Kindern und Jugendlichen zu sehen. Dazu bietet das Kreativquartier ein kostenloses Nachmittagsprogramm mit Workshops und Gesprächen an.

Von Barbara Hordych

Bei manchen Dingen tut Veränderung gut, bei anderen ist das Gute, dass sich nichts an ihnen verändert hat. Zumindest nicht im Wesenskern. Letzteres gilt sicherlich für "Rampenlichter", Deutschlands größtes Tanz- und Theaterfestival von und mit Kindern und Jugendlichen. "Aber nicht nur für junges Publikum, sondern für alle Altersklassen", betont Leiter Alexander Wenzlik.

Bei den 14 Stücken aus München, ganz Deutschland, der Schweiz und Italien, die in der Ausgabe von 7. bis 20. Juli gezeigt werden, "stand wieder unser Auswahlkriterium im Zentrum, dass die Aufführungen von den jungen Darstellern künstlerisch mitgestaltet wurden". Weshalb er es auch so wichtig findet, dass die Themen, die die jungen Kreativen in ihren tänzerisch-theatralen Darbietungen auf die Bühne bringen, generationenübergreifend wahrgenommen werden. Welche Schwerpunktthemen beschäftigen sie? "Ganz klar der Klimawandel und seine Folgen, aber auch das Verhältnis zum eigenen Körper", sagt Wenzlik.

In der Inszenierung "Zukunftsträume - Die Letzten räumen die Erde auf" aus dem Next Alphabet Theaterlabor Krefeld kippt etwa gleich zu Anfang ein Mülleimer um. Heraus rollt die Erde, ein giftiges, dreckiges Ding, das keiner anfassen darf, weshalb sie erst einmal abgesperrt wird. Ist da noch etwas zu machen, fragen sich die jungen Darsteller ab sieben Jahren. Und warum wollen die Erwachsenen angeblich das Beste für ihre Kinder und feiern trotzdem eine Abrissparty auf der Erde?

"Geschichten von der Erde" erzählt auch das "Marstheater" des Jugendclubs Basic vom Residenztheater: Da ist die Erde längst unbewohnbar geworden und die Menschen haben sich auf dem fernen Planeten eine neue Heimat gesucht. Alljährlich treffen sie im "Marstheater" aufeinander, um sich festspielartig an die Geschichten der Erde zu erinnern. Auch "Last Dance for Change" thematisiert die Zerstörung der Erde, die Jugendlichen vom Theaterhaus Stuttgart verpacken sie in ein düster-dystopisches Märchen.

Vom Zustand der Welt zum Verhältnis zum eigenen Körper: "Body Image - ein Blick in den Spiegel" ist ein choreografierter Szenenbogen rund um das Thema Selbstakzeptanz, das sechs Spielerinnen zwischen elf und 14 Jahren der Kunstschule Böblingen entwickelt haben. Sie begegnen ihrem Spiegelbild und auf einmal ist die Welt nicht mehr die, die sie vorher war: "Ich habe mich so lange angeschaut, bis sich mein Gesicht zu verformen schien. Meine Nase, meine Brille, meine Augen - da passt nichts", stellt eine von ihnen fest. Um das Gefühl der Unzulänglichkeit, die Blicke der anderen und die sozialen Medien kreist auch das Theaterstück "Addiction" (engl. für "Sucht") aus Italien, das verschiedene Aspekte von Essstörungen beschreibt.

"Body Shaming, die Erfahrung, wegen seines Aussehens gedemütigt zu werden, ist ganz klar ein Thema, das die jungen Menschen beschäftigt, das haben wir an vielen Einreichungen feststellen können", sagt Wenzlik. Es gibt also viel zu besprechen. Gelegenheit dazu bieten Workshops und Künstlergespräche mit den Mitwirkenden, aber auch das kostenfreie Nachmittagsprogramm täglich ab 16 Uhr im Kreativquartier.

Rampenlichter Festival 2023 - Die Bühne als Zukunftslabor, Fr., 7., bis Do., 20. Juli, Theater Schwere Reiter und Kreativquartier München, Programm www.rampenlichter.com

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