Süddeutsche Zeitung

Feldmoching:Konflikte befürchtet

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Da die Mehrzweckhalle an der Georg-Zech-Allee stark von den Schulen belegt wird, soll eine Sportstätte für Vereine her

Von Jerzy Sobotta, Feldmoching

Die Turnhalle an der Georg-Zech-Allee steht dieser Tage meist leer, wer trotzdem in das Gebäude will, muss es über den Seiteneingang vom Parkplatz aus betreten. Das Treppenhaus ist abgesperrt, mit großen Holz- und Pappwänden, die den Sportbereich vom Rest des Gebäudes trennen. Grund dafür ist der Umbau der früheren Gaststätte im Erdgeschoss der Mehrzweckhalle. Von Herbst an soll dort wieder Essen auf die Teller kommen, nun allerdings nicht mehr in einer Gaststätte, sondern in einer Schulmensa, die dort für die Schüler des neuen Gymnasiums "Feldmoching-München" und der Mittelschule an der Eduard-Spranger-Straße errichtet wird. Beide Schulen sind im Pavillongebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergekommen.

Für einen Umbau der Halle ist es kein schlechter Zeitpunkt, denn wegen der Corona-Pandemie steht derzeit der Sportbetrieb ohnehin still. Der Umbau zur Mensa soll laut städtischem Baureferat bis August abgeschlossen sein. Ob die Turnhalle dann wieder für den Sport genutzt werden kann, können derzeit nicht einmal die Virologen sagen. Doch schon jetzt sorgen sich Sportvereine und Lokalpolitiker wegen der Zeit nach der Pandemie. Denn die Hobbysportler befürchten, dass sie allmählich aus der Halle verdrängt werden könnten. Neben dem Sportunterricht der Schüler tagsüber sind da auch noch Klausuren, Elternabende und schulische Infoveranstaltungen in den Abendstunden. Schulen und Vereine sollen sich die Sporthalle aber teilen. Dass es dann zu Konflikten um die Belegung kommen wird, befürchten auch die Stadtviertelvertreter - anders als die Stadt, die solche potenziellen Probleme verneint.

Der Bezirksausschuss (BA) Feldmoching-Hasenbergl tagt selbst derzeit in der großen Turnhalle - allerdings nur so lange, wie Corona keine Treffen in anderen Gebäuden zulässt. In der jüngsten Sitzung verabschiedete der BA eine Resolution zur Unterstützung der örtlichen Sportvereine, die direkt an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) adressiert ist. Die Stadt habe "die Mehrzweckhalle als städtische Schulturnhalle annektiert", heißt es darin, wodurch die Vereine im Viertel ins Hintertreffen gerieten. Die Lokalpolitiker bemängeln, dass trotz großer Neubaugebiete in der Umgebung derzeit keine zusätzlichen städtischen Investitionen in Sportinfrastruktur im Stadtbezirk fließen.

Eine aufblasbare Turnhalle hatte der BA bereits im Winter 2019 gefordert. Ohne Erfolg. Nun bemüht sich das Gremium um neue Vorschläge, auch weil die Stadt nach Informationen von BA-Mitgliedern keine neuen aufblasbaren Hallen mehr aufstelle. So wünschen sich die Lokalpolitiker eine Sporthalle in Leichtbauweise, die einfach aus Holz- oder Metallelementen errichtet wird. Sie könne beispielsweise an der städtischen Sportanlage an der Lerchenauer Straße 270 oder auf dem ungenutzten Grünstreifen hinter dem benachbarten Fußballplatz zwischen Georg-Zech-Allee und Fasanerie-See gebaut werden.

Diesen Ort bringt auch die CSU-Fraktion im Stadtrat ins Spiel. In einem Stadtratsantrag forderte sie "Kauf, Grundstückstausch oder ein Pachtverhältnis" mit dem Besitzer des Grünstreifens. Einen ähnlichen Antrag hatte die CSU bereits im vergangenen Jahr gestellt, ohne dass sich für die Vereine bisher etwas verändert hätte. Das Anliegen soll nun durch die drei parallelen Anträge an die Stadtverwaltung, den Stadtrat und den Oberbürgermeister mehr Durchschlagskraft bekommen. Es scheint, dass bisher nur Corona verhindert hat, dass sich die Vereine mit den Schulleitungen wegen der Belegung der Sporthalle in die Haare kriegen.

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SZ vom 08.04.2021
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