Süddeutsche Zeitung

Zulauf an Volkshochschule:Mehr Lust auf Fortbildung

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Die Zahl der Anmeldungen zu Volkshochschulkursen sind im Landkreis Erding im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gestiegen. Dennoch gibt es Probleme: Es stapeln sich die Rechnungen.

Thomas Daller

Die Volkshochschule zählt zu jenen Institutionen, die sensible Konjunkturbarometer sind: Geht es den Bürgern schlechter, verzichtet man eher auf einen Volkshochschulkurs, sind die Zeiten gut, steigt die Zahl der Anmeldungen. Momentan geht es den Landkreisbürgern offenbar sehr gut, den die Zahl der Anmeldungen für das Herbstsemester ist im vergleich zum Vorjahr von 3085 auf 3380 gestiegen. "Das ist immens", sagte Geschäftsführerin Gertrud Scheffelmann in der Verbandsausschuss-Sitzung des Zweckverbandes Volkshochschule.

Nach wie vor ist die Nachfrage nach Kursen, die den Bereich Gesundheit betreffen, am stärksten. Deshalb hat die Volkshochschule noch einmal aufgestockt und im ersten Halbjahr 2010 insgesamt 230 Kurse aus diesem Spektrum durchgeführt. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 212. Die Sprachkurse sind von 105 auf 116 gestiegen, wobei die Nachfrage nach Integrationskursen mit Deutsch als Fremdsprache "unheimlich zunimmt", erläuterte Scheffelmann. Ein Sorgenkind der Volkshochschule sind jedoch die beruflichen Wiedereingliederungskurse für alleinerziehende Hartz IV-Empfängerinnen.

Die Kurse selbst sind zwar ein großer Erfolg und bei der Volkshochschule ist man auch stolz darauf, dass viele Absolventinnen im Anschluss daran eine Arbeitsstelle finden. Was der VHS zu schaffen macht, ist die schlechte Zahlungsmoral des Europäischen Sozialfonds, der zusammen mit der Arge die Kurse kofinanziert. Es dauere häufig mehr als ein Jahr, bis die Zahlstelle in Bayreuth die Rechnungen begleiche. Momentan sitze die VHS auf einem Stapel von Rechnungen in Höhe von 20.000 bis 25.000 Euro, sagte Scheffelmann. "Wir müssen ja auch unsere Dozenten bezahlen."

Darüber hinaus laufen in der Volkshochschule derzeit die Vorbereitung für die Umstellung auf die sogenannte Doppik: Wie in etlichen Kommunen will sich auch die VHS von dem alten kameralistischen System verabschieden und den Haushalt künftig nach kaufmännischen Regeln führen. Es gibt zwar bundesweit einige Volkshochschulen, die bereits so arbeiten, bayernweit ist die Erdinger VHS bislang aber die einzige. Momentan steht die Aufstellung der Eröffnungsbilanz an, die viel Arbeit erfordert. Auch die Prüfung wird wahrscheinlich teuer, weil es in Bayern noch keine Erfahrungswerte mit Volkshochschulen und Doppik gibt. Allerdings geht man bei der VHS davon aus, dass man danach für die Zukunft "sehr gut aufgestellt" sein wird.

Ferner hat die VHS noch nicht alle Hausaufgaben erledigt, nachdem sie die Rechtsform eines Zweckverbandes angenommen hat. In der Ausschusssitzung wurde deshalb besprochen, wie sich der künftige Programmbeirat zusammensetzen solle, den es bisher nicht gegeben hat. Der Beirat besteht aus acht Mitgliedern und einem Vorsitzenden. Vorschläge für die Besetzung kann der Verbandsausschuss machen, gewählt wird in der Vollversammlung am 25. November. Zweckverbandsvorsitzender Jakob Schwimmer regte an, einen Vertreter des Volksbildungswerkes Forstern für den Programmbeirat zu benennen. Darüber hinaus schlug er Herbert Knur vor, Bürgermeister von Berglern und zudem Geschäftsführer der Akademie der Bayerischen Presse.

Außerdem habe noch Josef Sterr Interesse bekundet, Altbürgermeister von Dorfen. Hans Wiesmaier schlug weiter vor, ein Mitglied des Gemeindetags zu nominieren: "Das muss ja nicht ich selbst sein." Er schränkte jedoch ein, dass der Programmbeirat sich nicht aus lauter Bürgermeistern zusammensetzen sollte, sondern vielmehr Kulturreferenten sowie Vertreter der Schulen und aus dem Bereich Tourismus berücksichtigt werden sollten. "Es hat Charme, Externe hereinzuholen", sagte der Erdinger Bürgermeister Max Gotz: "Man wird sonst betriebsblind." Die Vorschläge sollen in der nächsten Sitzung erörtert werden.

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Quelle:
SZ vom 22.09.2010
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