Süddeutsche Zeitung

Buchsbaumzünsler:Flächendeckender Befall von Buchsbäumen

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Die zweite Raupengeneration des Buchsbaumzünslers hat in vielen Gärten große Schäden angerichtet. Auf den Wertstoffhöfen quellen die Grüngutcontainer über, der Falter ist kaum noch aufzuhalten.

Von Thomas Daller, Landkreis

Der Buchsbaumzünsler hat sich heuer erstmals im Landkreis flächendeckend ausgebreitet. Nach dem Schlupf der zweiten Raupengeneration im Juni und Juli zeigen sich nun die massiven Fraßschäden an den Buchsbaumpflanzen. An manchen Wertstoffhöfen sind zusätzliche Container für Grüngut aufgestellt worden, weil sie überquellen von abgestorbenen Buchsbaumgerippen, an denen Gespinste mit Tausenden Eiern hängen. In vielen Friedhöfen findet man dennoch grüne und vitale Buchsbäumchen. Offenbar wird dort mehr gespritzt, um die teils jahrzehntealten Pflanzen zu schützen.

Vereinzelt trat der Buchsbaumzünsler schon früher im Landkreis auf. 2008 wurde er erstmals in Wartenberg gefunden, dabei handelte es sich um den ersten Fall in ganz Bayern. 2019 warnte das Landratsamt Erding vor einer massiven Ausbreitung der Zünsler. Von Niederbayern aus kommend, fiel der Schmetterling erst im Raum Taufkirchen auf und breitete sich dann rasant in der ganzen Region aus. Experten wie der Kreisfachberater Michael Klinger gehen davon aus, dass Oberbayern schon in ein paar Jahren ganz buchsbaumfrei sein werde.

Der ursprünglich aus Ostasien stammende Falter wurde vermutlich über Containerschiffe eingeschleppt, weil die ersten Befälle in Deutschland stets in der Umgebung von Rhein-Binnenhäfen auftraten. Mittlerweile ist der Zünsler in ganz Bayern fast flächendeckend vorhanden, der Landkreis Erding blieb relativ lange verschont.

Im März, als überwinternde Jungraupen in den Gärten mit dem Fraß begannen, sah es noch danach aus, als würden sich die Schäden in Grenzen halten. Erst mit dem Schlupf der zweiten Raupengeneration zeigt sich mittlerweile die enorme Vermehrungsrate des Buchsbaumzünslers. Jedes Weibchen kann bis zu 150 Eier legen, in befallenen Gärten sind oftmals Tausende Eier zu finden.

Und wenn man sie findet, ist es meist schon zu spät: Meistens beginnt der Befall an den unteren Ästen und setzt sich dann im Inneren der Pflanze fort, was aber aufgrund der dicht bewachsenen Äste und der Verzweigung schwer zu erkennen ist. Erst wenn die Außenbereiche der Pflanze von den Raupen erreicht werden, ist der Schaden ersichtlich. Dann beginnen sich die Raupen auch meist zu verpuppen und Gespinste an der Pflanze zu bilden.

Am Wertstoffhof kam es bei der Entsorgung der Buchsbäume bereits zu Staus

Und genau das ist derzeit der Fall, dass die Schäden nun plötzlich sichtbar werden. Im August verpuppen sich die ausgewachsenen Raupen und hinterlassen einen abgestorbenen Buchs mit welken Blättern und voller Gespinste. Massenhaft werden die toten Pflanzen nun entsorgt, um nicht noch einer weiteren Generation die Möglichkeit zu bieten, sich zu entwickeln. Am Wertstoffhof in Dorfen kam es in dieser Woche bereits zu Staus, weil außergewöhnlich viele Fahrzeuge mit Grüngut auf den Anhängern Buchsbäume zum Entsorgen brachten. Hier wurden bereits drei Grüngutcontainer aufgestellt, um die angelieferten Mengen zu bewältigen.

Im ortsansässigen Fachgeschäft Ziegler ist ein ganzes Schaufenster nur mit Infos zum Buchsbaumzünsler dekoriert. Es gibt Buchsbaumzünslerfallen und ein biologisches Spritzmittel, das nicht bienengefährlich sein soll. Die Nachfrage sei groß, heißt es im Laden, denn die Buchsbäume in der Region seien "böse befallen".

Auffallend ist, dass der Befall des Buchsbaumszünslers in den Gärten stark ausgeprägt ist, aber die Schäden auf den Friedhöfen weitaus geringer sind. Dort liegen zwar schon ein paar Bäumchen in den Kompostcontainern, aber viele der Hunderten Buchsbäume auf den Gräbern wirken noch erstaunlich vital und grün. Denn der immergrüne Baum ist auf Friedhöfen sehr beliebt als Symbol für das ewige Leben. Und wohl auch deswegen kämpft man hier mit Spritzmitteln um jedes Bäumchen; im Sinne des Andenkens an die Verstorbenen.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2019
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