Süddeutsche Zeitung

Bayerischer Bauernverband:Kampfabstimmung um den Vorsitz

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Kreisobmann Jakob Maier wird von seinem bisherigen Stellvertreter Michael Hamburger herausgefordert und mit 25 zu zwölf Stimmen wiedergewählt.

Von Florian Tempel, Erding

Selten war eine Wahl beim Kreisverband des Bayerischen Bauernverbands (BBV) so spannend und so emotional aufgeladen. In einer Kampfabstimmung gegen seinen bisherigen Stellvertreter Michael Hamburger setzte sich Kreisobmann Jakob Maier mit 25 zu zwölf Stimmen durch. Mit einem wütenden Einspruch verhinderte er danach, dass Hamburger erneut zu seinem Vize gewählt wurde: "Das geht nicht, das mach ich nicht mit." Statt Hamburger wurde daraufhin Bernhard Hartl mit 22 zu 14 Stimmen zum neuen Stellvertreter gewählt. Maier entschuldigte sich später für seinen emotionalen Ausbruch gegen Hamburger.

Maier hatte erst weniger als 24 Stunden vor dem Wahlgang erfahren, dass Hamburger ihn herausfordern wollte. Der Kreisobmann war am Sonntag mit der Gerstenernte schwer beschäftigt gewesen. Erst am Abend ging er an sein Handy, auf dem schon viele Male das Whatsapp-Signal geklingelt hatte. Die heiße Nachricht: Hamburger hatte seine Kandidatur auf seiner Facebook-Seite bekannt gegeben, sehr kurzfristig, aber "nach reiflicher Überlegung".

Jakob Maier: "Ich rede mit allen - mit allen Parteien, NGOs und den Medien."

Und so kam es also am Montagabend im Gasthaus Prostmeier in Riedersheim zur Kampfabstimmung. Die Versammlung war vollzählig, alle 37 stimmberechtigten Ortsverbände waren vertreten. Der amtierende Kreisobmann hatte als erster das Wort. Sein Rechenschaftsbericht über die vergangenen fünf Jahre war zugleich seine Bewerbungsrede für eine weitere Amtszeit. Maier betonte die Bedeutung des Bauernverbands, die alle anderen landwirtschaftlichen Interessensvereinigungen überrage: "Der BBV ist die Vertretung für die bayerische Landwirtschaft, da kann kein anderer hinschmecken." Es sei allerdings eine notwendige, aber komplexe Herausforderung, alle Landwirte zu vertreten, da nicht nur die einzelnen Betriebe, sondern auch die Voraussetzungen, Probleme und Anforderungen vielfältig und unterschiedlich seien. Maier hat daraus eine Maxime für sich abgeleitet: "Ich rede mit allen - mit allen Parteien, NGOs und den Medien."

Zwei Veranstaltungen in seiner ersten Amtszeit markieren diesen neuen Stil: Nur wenige Wochen nach seiner ersten Wahl war Jakob Maier im April 2017 einer Einladung der Grünen zu einer Diskussion nach Dorfen gefolgt. Das hatte es zuvor im Landkreis Erding noch nicht gegeben. Vor gerade mal zwei Wochen war dann Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Grünen im bayerischen Landtag, auf Maiers Einladung Hauptredner beim Kreisbauerntag. Dass ein grüner Oppositionspolitiker bei einem bayerischen Bauerntag fast ein Stunde Redezeit bekommt, das war ein Novum im gesamten Freistaat.

Michael Hamburger: "Wir müssen Präsenz zeigen und nicht durch Abwesenheit glänzen."

Und noch etwas: Jakob Maier ist - als Privatperson, wie er stets betont - Mitglied beim lokalen Erdinger Bündnis für Flächensparen, wo er sich mit Umwelt- und Naturschützern insbesondere gegen große Straßenbauprojekte wie die Nordumfahrung von Erding einsetzt. Damit steht er allerdings in Opposition zur Erdinger CSU. Die Nordumfahrung ist für Landrat Martin Bayerstorfer und OB Max Gotz (beide CSU) nicht irgendein Infrastruktur-, sondern ein Prestigeprojekt.

Maier machte deutlich, dass er trotzdem kein grüner Sympathisant ist. 2019 hatte er beispielsweise Martin Häusling, den agrarpolitischen Sprecher der Grünen im EU-Parlament eingeladen. Das sei eine große Enttäuschung gewesen, da dieser "null-komma-null Verständnis für konventionelle Landwirtschaft hat". Auch aktuell ist Maier von der Öko-Partei wirklich enttäuscht: "Wir kriegen von den Grünen nichts."

Sein bisheriger Stellvertreter und Herausforderer kritisierte Jakob Maier vor allem auf persönlicher Ebene. Michael Hamburger warf ihm vor, als Kreisobmann eine "One-Man-Show" aufzuführen, statt "Zusammenarbeit auf Augenhöhe" zu praktizieren. Zudem versäume es Maier, an wichtigen Terminen im Landkreis teilzunehmen, explizit nannte er Jagd-Hegeschauen und Wallfahrten: "Wir als BBV müssen Präsenz zeigen und nicht durch Abwesenheit glänzen." Hamburger versprach, er würde als Kreisobmann den Bauern im Landkreis "ein besseres Gehör in der Politik verschaffen", und machte deutlich, was das konkret bedeute: "Unser Landrat Martin Bayerstorfer hat bereits seine Gesprächsbereitschaft signalisiert." Hamburger ist schon längere Zeit Kreisvorsitzender der CSU-Arbeitsgemeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und seit kurzem auch Vorsitzender dieser CSU-Gruppierung auf oberbayerischer Ebene.

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