Süddeutsche Zeitung

Erneuerbare Energie:Photovoltaik als Gemeinschaftsprojekt

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Die Stadtwerke Dorfen planen den Bau von zwei 5-Megawatt-Solarparks direkt neben der Isentalautobahn A94. Private Geldgeber sollen sich über ein Crowdfunding-Darlehen finanziell beteiligen können.

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Stadtwerke Dorfen planen mit Partnern aktuell den Bau von zwei großen Photovoltaikanlagen mit einer Fläche von jeweils gut fünf Hektar und einer Leistung von je fünf Megawatt. Dass die beiden Freiflächenanlagen bei Unterstollnkirchen sowie östlich von Schwindkirchen unmittelbar an der Isentalautobahn A94 und somit nicht in der freien, sondern einer bereits ziemlich beeinträchtigten Landschaft liegen, sollte ihre Akzeptanz fördern. Es ist noch nicht lange her, da wurde im Dorfener Stadtrat das Vorhaben eines Landwirts, im Dorfener Hinterland fast 19 Hektar seiner Äcker und Wiesen mit PV-Modulen zu bestücken, wegen der Auswirkungen auf das Landschaftsbild sehr kontrovers diskutiert.

Die Stadtwerke Dorfen bemühen sich aber noch mit einem weiteren Aspekt, für ihre geplante Freiflächenanlagen zu werben. Das kommunale Unternehmen will eine Möglichkeit schaffen, wie sich Bürgerinnen und Bürger aus Dorfen und Umgebung finanziell an den Photovoltaikanlagen beteiligen können. Klaus Steiner, der Geschäftsführer der Stadtwerke Dorfen, hatte das bereits öffentlich angekündigt und bestätigt seine Idee nun noch einmal auf Nachfrage der SZ.

Da man bei den Stadtwerken die Gründung einer eigenen Genossenschaft oder andere Beteiligungsformen mit richtigen Unternehmensanteilen für zu aufwändig erachte, habe man sich für einen viel einfacheren Weg entschieden. Die Beteiligung an den Photovoltaikanlagen werde, ganz modern und zeitgemäß, über eine Crowdfunding-Lösung eröffnet.

Konkret soll das so aussehen: Die Beteiligung wird indirekt über ein sogenanntes Nachrangdarlehen möglich gemacht. Die Stadtwerke nehmen das Darlehen nicht bei einer Bank auf, sondern bei interessierten privaten Geldgebern. Damit das Ganze eine lokale Angelegenheit bleibt, sollen nur Bürgerinnen und Bürger aus Dorfen und den Nachbargemeinden berücksichtigt werden. Außerdem solle es eine Höchstgrenze für den finanziellen Beitrag geben, denn die Stadtwerke wollten möglichst viele private Geldgeber. Der Zinssatz soll natürlich attraktiv sein. Die Details werden gerade ausgearbeitet. Das Risiko der Anleger besteht darin, dass sie als nachrangige Darlehensgeber im Fall einer Pleite der Stadtwerke Dorfen wohl ihr Geld verlieren würden.

Die Lage ist sogar doppelt gut, weil das nächste Umspannwerk ganz nahe liegt

In der jüngsten Sitzung des Dorfener Stadtrats war die Bürgerbeteiligungsmöglichkeit nur ein Thema am Rande. Der Stadtrat war mit einer Flächennutzungsplanänderung befasst, die dem Projekt bei Unterstollnkirchen grünes Licht gab. Die Mehrheit im Stadtrat war sich einig, dass der Platz auf zwei Ackerflächen direkt neben der A94 ein "sehr, sehr geeigneter Standort ist", wie Umweltreferent Gerald Forstmaier (GAL) sagte. Die Lage ist sogar doppelt gut, weil das nächste Umspannwerk ganz nahe liegt und somit die Einspeisung ins Stromnetz nicht aufwändig erscheint.

Hier setzten allerdings die Kritiker an. Sie gaben zu bedenken, dass es womöglich bald so viel Solarstrom geben werde, dass man diesen dann nicht mehr ins Stromnetz bringen werde, weil die Photovoltaikanlagen zum Schutz des Netzes vor einer Überbelastung abgeriegelt werden müssten. Heiner-Müller Ermann (SPD), wie Forstmaier ebenfalls Mitglied des Aufsichtsrats der Stadtwerke Dorfen, erwiderte, die Stadtwerke planten zum einen einen Batteriespeicher bei der Anlage. Zum anderen aber sei die Angst davor, dass Solarstrom wegen Überkapazitäten ungenutzt verpuffen würde, bislang ganz unbegründet. Stadtwerkechef Steiner bestätigte, dass in Deutschland nur ein sehr geringer Prozentsatz des Solarstroms ungenutzt bleiben, wie aus den Monitoringberichten der Bundesnetzagentur hervorgehe.

Ein weiterer vermeintlicher Kritikpunkt war, dass das für Dorfen zuständige Umspannwerk in Unterstollnkirchen keine ausreichende Kapazität für so viel zusätzlichen Solarstrom habe. Martin Greimel (CSU) verwies jedoch im Stadtrat darauf, dass die Bayernwerke angekündigt haben, in den kommenden Jahren mit Hochdruck überall in Bayern die Umspannwerke auszubauen. Auch das bestätigt Stadtwerkechef Steiner. Statt bislang fünf pro Jahr, sollen fortan 50 Umspannwerke erweitert werden. Die Mutmaßung, man werde PV-Anlagen bauen, ohne sie anschließen zu können, gehöre sowieso in den Bereich "Mythen und Legenden".

Die beiden geplanten Anlagen seien zudem nur ein Anfang, sagte Steiner. Die Stadtwerke Dorfen erreichten aktuell jede Menge Anfrage und Angebote für weitere große Photovoltaikprojekte: "Da gibt es gerade ein sehr große Dynamik."

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