Süddeutsche Zeitung

Dorfen kauft Luftfilter:120 Geräte für Schulen und Kitas

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Mit breiter Mehrheit, aber unter ebenso großem Protest wird in Dorfen Wunsch und Wille der Staatsregierung erfüllt

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Stadt Dorfen will für ihre Schulen und Kitas circa 120 mobile Luftfiltergeräte kaufen. Das hat der Bauausschuss des Dorfener Stadtrats mit großer Mehrheit, wenngleich auch unter großem Protest beschlossen. Die Anschaffungskosten werde die Stadt schätzungsweise 100 000 Euro kosten, einen ebenso großen Betrag übernimmt der Staat. Bis auf den Dritten Bürgermeister Sven Krage (ÜWG) war niemand im Dorfener Bauausschuss so recht davon überzeugt, dass der Kauf von Luftfiltergeräten für jedes Klassenzimmer und jeden Kita-Gruppenraum wirklich eine gute Sache sei.

Die ÜWG hatte in Dorfen schon vor Monaten vehement die Anschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten gefordert. Vor knapp sechs Monaten formulierten die Freie Wähler-Fraktionen sogar einen Dringlichkeitsantrag dazu. Die ÜWG schrieb damals, alles in allem würden Luftreinigungsgeräte in allen Dorfener Klassenzimmern zwar viel Geld kosten. Doch "wenn es um die Verhinderung einer dritten Corona-Welle und die Gesundheit von Schülern und Lehrern geht, darf die Anschaffung nicht mit einem von der Stadt Dorfen nicht beeinflussbaren Förderprozess zwangsverbunden werden".

Die Stadt Dorfen kaufte nach Rücksprache mit den Schulleitern dann jedoch nur zwölf mobile Geräte, die seitdem in Räumen zum Einsatz kamen, die sich schlecht lüften lassen. Dass der Landkreis Erding derweil die staatlichen Schulen in Dorfen - das Gymnasium und die Förderschule - komplett mit Luftfiltergeräten ausstattete, ließ die Dorfener kalt. Die Zurückhaltung der Stadt wurde mit Verweis auf eine Einschätzung des Umweltbundesamtes und die Meinung der örtlichen Rektorinnen und Rektoren begründet, die unisono wenig von Luftfiltern in allen Klassenräumen hielten. Mittlerweile hat sich die Einstellung des Bundesamtes und der Schulleitungen geändert. Nachdem die Staatsregierung und der Bund die Ausrüstung mit Luftfiltergeräten in Schulen und Kitas dringend fordern und dazu neue Förderprogramme aufgelegt haben, halten das Umweltbundesamt und auch die lokalen Schulleitungen Luftfiltergeräte zumindest nicht mehr für unnütz.

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) war dennoch mächtig sauer. Er fühlt sich gewissermaßen erpresst. Die Stadt habe durch das Förderprogramm des Staats gar keinen eigenen Ermessensspielraum mehr. "Es wird den Kommunen oktroyiert, die Geräte zu erwerben" schimpfte Grundner. Auf diese Weise werde "die kommunale Selbstverwaltung ausgehebelt". Schuld an dem Schlamassel habe das von Michael Piazolo (FW) geführte Kultusministerium, wetterte Grundner - ganz so, als ob die CSU nicht das Geringste mit der Sache zu tun habe.

Michaela Meister (SPD) sagte, "ich bin hin- und hergerissen", und Ursula Frank-Mayer (GAL) meinte, auch sie sei "selbst nicht ganz überzeugt". Josef Wagenlechner (TEG) blieb dabei, dass die Schulleitung der Grundschule Grüntegernbach-Eibach doch vor einem halben Jahr gesagt habe, es brauche keine Geräte, also sei er auch weiterhin dagegen. Wagenlechner stimmte am Ende als einziger gegen den Kauf der Luftfilter.

Michael Oberhofer, CSU-Fraktionsvorsitzender und Kreisvorsitzender des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV), ist hingegen ganz auf die offizielle CSU-Linie eingeschwenkt, die gerade von oben nach unten durchgesetzt wird: "Es ist ein Baustein. Das Ziel muss sein, den Präsenzunterricht zu sichern. Und eines muss man auch sagen: Dauernd lüften ist halt doch ein bisschen schwierig, wenn es Winter ist."

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SZ vom 30.07.2021
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