Süddeutsche Zeitung

1250 Jahre Dorfen:Goethes Faust geht in Phase 2

Lesezeit: 3 Min.

Weit mehr als 100 Mitwirkende sind an der großen Freilichttheater-Produktion zum Stadtjubiläum beteiligt. Nach vielen Einzelproben fügen sich die Teile allmählich zu einem großen Ganzen, das mit Spannung erwartet wird.

Von Florian Tempel, Dorfen

Ernst Bartmann, der musikalische Leiter von Goethes Faust in Dorfen, ist wie immer gut gelaunt. Der Anruf störe ihn gar nicht, sagt er, eine kurze Unterbrechung sei ganz okay für ihn. "Ich bin gerade am Komponieren." In drei Wochen ist Premiere. Den größten Teil der Musik hat Bartmann natürlich schon längst geschrieben. Doch auch für die Übergänge und das Zwischendrin soll es Musik geben, er arbeite nun am "Tortenguss für die ganze Geschichte". Bei den Proben tagsüber improvisiert er mit und sammelt seine Einfälle, "nachts schreibe ich dann die Noten für die Musiker". Bartmann hat eine Band mit neun Instrumentalisten, alle aus Dorfen, zusammengestellt. Eine Large Band mit ihm an den Keyboards, mit Querflöte, Geige, Saxophon, Gitarre, E-Bass, Trompete, Posaune, Tuba und Schlagzeug. Da lässt sich "für alle Stimmungen was machen".

Regisseur Andreas Wiedermann, der seit Jahren mit Bartmann als Musiktheaterteam Opera Incognita zusammenarbeitet, weist noch mal explizit auf den musikalischen Part hin, der nicht zuletzt dazu beitrage, dass die Dorfener Faust-Inszenierung etwas ganz Besonderes wird.

Es ist ja eh ein Theaterprojekt der besonderen Art. Wiedermann und Bartmann packen nicht nur viel Musik, sondern jede Menge theatraler Möglichkeiten hinein. Neben sieben Profis wirken ganz viele Dorfenerinnen und Dorfener als Statisten, Sänger, Tänzerinnen, Requisiteure und Helfer aller Art mit. "Solche Projekte leben ja von der Größe", sagt Wiedermann, "und es geht ja auch um das große Bild".

Peter Breth zum Beispiel ist auch mit dabei. Toni Empl, der das großartige Plakatmotiv für den Dorfener Faust gemalt hat, hat ihn für ein paar ganz spezielle kreative Aufgaben angeworben. Breth hat ein besonderes künstlerisches Händchen für fantastische Tierfiguren und die ausgetüftelte Umsetzung derselben. Er hat nun etwa 20 überdimensionale Motten mit beweglichen Flügeln und farbig leuchtenden Augen gebaut, die auf langen Stangen montiert von Puppenspielern bewegt werden. "Das ist richtig Arbeit gewesen", sagt der 82-Jährige, und es kam noch mehr. Er hat auch ein Dutzend riesiger Katzenköpfe gebastelt, die es bei Goethes Faust in Dorfen eben braucht. Mehr wird nicht verraten. Aber man merkt schon, das wird wohl ein ziemlich buntes und abwechslungsreiches Spektakel.

"Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen."

Der Regisseur zitiert dazu die einschlägige Originaltextstelle aus dem Faust, wo der Theaterdirektor im Vorspiel des ersten Teils dieses sagt: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen." Und das gilt in mehr als einer Hinsicht, nicht nur mit Blick auf das Publikum. Auch für die Mitwirkenden ist ein derartig großes und vielseitiges Projekt ein Erlebnis.

Nach vielen Einzelproben ist man jetzt in Phase 2 angekommen, erklären Wiedermann und Bartmann, wo alle Teilaspekte, Szenen und Abschnitte allmählich zusammenfinden. "Am Anfang steigt man ein und sieht nur einen eigenen Teilausschnitt", sagt Bartmann. Doch wenn sich die Dinge ineinander fügen, "machen sich die Aha-Effekte bemerkbar". Das motiviere alle, "der Spaß nimmt zu und es hat eine ganz eigene Energie, wenn viele Leuten an einem Strang ziehen".

Wiedermann lobt alle Mitwirkenden, "jeder und jede kommt sehr gut vorbereitet zu den Proben". Bislang funktioniere alles sehr gut. Man möge es ihm nachsehen, wenn er beim Zusammenbringen der Einzelteilen wohl bald "relativ feldwebelartig Regie führen" müsse.

Premiere mitten in der Stadt ist am 16. Juni

Das Leitungsteam muss den Überblick behalten, dem ausgetüftelten Probenplan folgen und die Nerven bewahren. Bartmann und Wiedermann sind freilich ein über Jahre eingespieltes Team und haben schon viele Produktionen gemeinsam gemeistert. Bei Goethes Faust in Dorfen werden sie aber auch von einem künstlerischen Produktionsteam unterstützt, das intensiv daran arbeitet, dass nichts vergessen und alles möglich gemacht wird.

Auch nach außen hin wird die Produktion bald in der Stadt sehr sichtbar werden. Am 1. Juni rückt der Tribünenbauer an und montiert mit seinen Mitarbeitern am Unteren Markt eine Tribüne mit fast 800 Sitzplätzen. Danach wird die Bühnenkonstruktion aufgebaut, zuletzt werden Licht und Ton installiert. Eine Woche vor der Premiere beginnen die Proben am Schauplatz, abends unter den realen Bedingungen. Und dann heißt es "Toi, Toi, Toi", Premiere ist in drei Wochen am 16. Juni.

Goethes Faust in Dorfen, am 16., 22., 23., 24., 30. Juni, 1.und 7. Juli; Beginn jeweils 20.30 Uhr, Vorverkauf über Ticket Treff Dorfen, 08081/1393 oder www.faustindorfen.de/tickets .

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