Süddeutsche Zeitung

Dorfen:Was die Eröffnung der A 94 für Polizei und Feuerwehr bedeutet

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Von Gerhard Wilhelm, Erding

Wenn alles klappt, wird zwischen 1. und 5. Oktober der Abschnitt der A 94 zwischen Pastetten und Heldenstein für den Verkehr freigegeben. Während vor allem viele Pendler und Speditionen die Eröffnung herbeisehnen, ist bei der Polizeiinspektion Dorfen sowie den anliegenden Freiwilligen Feuerwehren eine gewisse Anspannung zu spüren, denn auf sie kommt bestimmt mehr Arbeit zu. Zwar bereitet man sich schon stellenweise darauf vor, aber wie es nach der Eröffnung wird, weiß keiner. "Natürlich haben wir uns im Vorfeld damit befasst, aber konkrete Pläne oder mehr Stellen gibt es derzeit nicht. Man will die Entwicklung abwarten", sagt Harald Kratzel, der Leiter der Inspektion Dorfen.

Fest steht, dass zum 1. März 2020 eine eigene Autobahnpolizeistation ins Leben gerufen wird, die in der Zuständigkeit des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd liegt. Zwölf Verkehrspolizisten der Dienstgruppe Mühldorf sollen dann für die 57 Autobahnkilometer zwischen den Anschlussstellen Dorfen und der Bezirksgrenze zu Niederbayern zuständig sein. Betreut wird sie von der Verkehrspolizeiinspektion Traunstein.

Bis nach Dorfen ist weiterhin die Autobahnpolizeistelle Hohenbrunn zuständig, mit der Dienststellenleiter Kratzel in regem Kontakt steht, was mögliche Aufgaben der PI Dorfen nach Eröffnung der Strecke nach Heldenstein betrifft. "Primär sind wir nicht für die Autobahn zuständig, aber den einen oder anderen ersten Zugriff dürften wir wohl haben, da wir einfach näher sind", sagt Kratzel. Immerhin seien etliche Autobahnkilometer zu betreuen.

Zurzeit hat die PI Dorfen ihm zufolge aufs Jahr gerechnet durchschnittlich 33,5 Beamte im Einsatz - bei einer Sollstärke von 37. "Aber wegen Urlauben oder Krankheitsfällen sind nie alle anwesend", sagt der Polizeichef. Man stehe jedoch in ständigem Kontakt zu den verantwortlichen Stellen, die Nöte seien bekannt. "Im September bekommen wir einen weiteren jungen Kollegen, das hilft uns ein wenig. Natürlich wäre ich um jede weitere Stelle dankbar."

Bei Unfällen auf Autobahnen sind meistens aber auch die Feuerwehren entlang einer Autobahn gefragt. Auf die kommt laut Kratzel eine weitaus größere Belastung zu: "Im Gegensatz zu Unfällen auf Landstraßen sind Unfälle auf Autobahnen in der Regel Hochgeschwindigkeitsunfälle." An diesen Unfallstellen benötigten die Helfer oft eine spezielle technische Ausrüstung.

Stefan Beham, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Dorfen, sieht das höhere Tempo auf der Autobahn weniger belastend für die Einsatzkräfte. "Die schweren Unfälle mit zum Beispiel brennenden Fahrzeugen haben wir auch auf der B 15. Das wichtigste ist zuerst die Absicherung der Unfallstelle." Und da sei man schon mittendrin bei den Vorbereitungen. Vom Landkreis habe man bereits einen Verkehrssicherungsanhänger erhalten und übe damit. Sobald man vor Eröffnung der Strecke auf die Autobahn kommen kann, könnten sich die Feuerwehrleute auch vor Ort mit den Gegebenheiten vertraut machen.

Zudem soll der Landkreis noch ein weiteres Löschfahrzeug zur Verfügung stellen. Auch personell sieht Stefan Beham die Feuerwehr Dorfen gut aufgestellt, aber auch der Kommandant ist vorsichtig: "Wir müssen abwarten, wie es sich entwickelt." Die Kollegen aus Eitting müssten jährlich durchschnittlich zu 15 Einsätzen auf der A 92 ausrücken, das sei stemmbar, wenn die personelle Einsatzstärke tagsüber trotz Arbeit zu halten sei. "Wir hoffen, dass auf der A 94 das Verkehrsaufkommen nicht so stark sein wird. Als zweispurige Autobahn spielt sie eine Klasse niedriger als andere nach Nürnberg oder Stuttgart."

Auch bei der Lengdorfer Feuerwehr wird schon das Absichern von Unfallstellen geübt, wie Kommandant Florian Bauer sagt. Der Ort liegt unmittelbar an der Autobahn. Auch die Lengdorfer haben vom Landkreis einen Verkehrssicherungsanhänger erhalten. Ansonsten lässt Bauer die Sache auf sich zukommen. "Im Endeffekt ist ein Unfall ein Unfall, wie wir ihn auf der Landstraße kennen. Und darauf sind wir vorbereitet." Ein paar Kameraden mehr wünscht er sich aber. Man könne nie zuviel haben.

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Quelle:
SZ vom 22.08.2019
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