Süddeutsche Zeitung

5. Isental Open Art:Kunst-Tour durchs Isental

Lesezeit: 3 min

Am Wochenende öffnen neun Künstler im südöstlichen Landkreis ihre Werkstätten für Besucher

Von Sara Maria Behbehani, Isental

Eine Fahrradtour durch das Isental ist schon mal einen Wochenendausflug wert. Am Wochenende vom 21. und 22. September umso mehr. Denn dann öffnen neun Künstler an verschiedenen Orten ihre Werkstatt-Türen und bieten so Besuchern die Möglichkeit, Kunstschaffende, ihre Arbeiten und somit auch verschiedene Kunstrichtungen ganz nah zu erleben.

Beginnt man die Tour durch die Isentaler Ateliers in Loipfing, trifft man auf dem großzügigen Anwesen von Wiebke Kleinschmidt auf sie und Éva Sárosi. Kleinschmidt arbeitet vor allem mit Ton. "Meist ist es ein Kampf mit der Form und dem Ausdruck", sagt sie. "Tiere sind da in ihrer Verletzlichkeit und Würde mein Thema." Sárosi dagegen produziert vor allem farbige, abstrakte Bilder; solche, die mit Kleinschmidts "naturalistischen Skulpturen prima zusammen passen".

Von dort aus geht es zu Uwe G. Kloos nach Isen, wo man schon am bunten, kraftvoll bemalten und geschnitzten Holzzaun erkennt, dass man sich einem Künstlerhaus nähert. Der Vorsitzende des Erdinger Kunstvereins schafft bei sich daheim Bilder, Collagen und Skulpturen.

Weiter führt die Tour nach Höselsthal zu Uschi Strick. Sie malt auf ihrem Hof Bilder, die mal streng konzipiert sind, mal Traumbilder aus unbekannten Bereichen. Ihre Skulpturen, überwiegend in Bronze gegossen, drücken zurückhaltende Stille und Konzentration aus.

In Dorfen laden g drei Künstler zu Besuch und Gespräch ein. Einer unter ihnen ist Albin Zauner. Seine feinfühligen, filigranen Zeichnungen und Skulpturen verweisen stets auf eine inhaltliche Ebene, in die ein reflektierendes, kritisches Moment eingebaut ist. In seinen Arbeiten, die er unter dem Titel "Urbane Schlafwandler" ausstellt, findet sich beispielsweise eine deutliche, tiefgründige, mitunter düstere Gesellschaftskritik. "Es geht mir darum, existenzielle Momente darzustellen", sagt Zauner. "Beispielsweise die Entfremdung des Menschen mit der Natur, die der Klimakrise ja schon vorangegangen ist. Dabei fertige ich aber keine Karikaturen an. Ich frage vielmehr nach den Wurzeln von existenziellen Themen." Der Umgang des Menschen mit der Natur beschäftigt Zauner, der auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und die Entwicklung der Landwirtschaft so mitverfolgen konnte, schon lange. Zunehmend löste die Agrarwirtschaft ein Befremden in ihm aus, sodass er den Bauernhof nicht weiterführte stattdessen Künstler wurde. Besonders am Herzen liegt Zauner die Serie "Faserwelt". Auch hier befasst sich der Künstler mit dem Menschen in der Natur. "Die Figur ist verloren in einem größeren Zusammenhang", sagt Zauner. "Ich zeige eine Odyssee durch seltsame Strukturen. Dabei ist es mir gelungen, die Zeichnungen in der Schwebe zu halten. Das kritische, reflektierende Moment bleibt im Hintergrund."

Ebenfalls in Dorfen stellt Maria Weber ihre Arbeiten in ihrem Atelier in der ehemaligen Ziegelei am Bahnhof aus. Im Zentrum ihres Schaffens stehen Bilder, die sie mit Acrylfarben auf Leinwand gemalt hat und in denen sie sich künstlerisch mit Natur und Landschaften auseinandersetzt.

Die letzte Station in Dorfen findet sich bei Andrea Cordes-Thalmeier. Sie ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und gibt zugleich Mal- und Zeichenkurse für Erwachsene und Kinder. Zwischendurch widmet sie sich dann ihrer eigenen Kunst. "Dabei konzentriere ich mich nicht auf einen bestimmten Stil", erklärt sie. "Mir macht alles, von abstrakt bis gegenständlich, Zeichnung, Malerei oder Mischtechniken, großformatig oder ganz klein, auf Holz, Papier oder Leinwand Spaß." Was ihre oft leuchtenden, kraftvollen Bilder aber gemeinsam haben, ist, dass sie eine Sogkraft entwickeln. Wenn Cordes-Thalmeier beispielsweise das Meer zeichnet, dann hat man als Betrachter beinahe das Gefühl die Wellen hören und den Wind fühlen zu können. "Kunst ist mein Leben", sagt Cordes-Thalmeier. "Kunst gehört zu mir, wie meine Haare oder Schuhe." Einen therapeutischen Aspekt verbindet sie allerdings nicht mit dem Malen. "Das sind für mich zwei paar Schuhe", stellt sie klar. "Ich möchte mit meiner Kunst grundsätzlich erfreuen."

Den Abschluss - oder auch den Beginn der Tour, je nachdem, wo man beginnen möchte - bilden Hannelore Stephani und Peter Breth in Grüntegernbach. Beide führen Kunstinteressierte durch die Kunstwerkstatt Dorfen. "Kunst bedeutet für mich Emotionen in Form zu bringen", erklärt Stephani. Sie widmet sich der Öl- und Acrylmalerei, ebenso aber auch Holz- und Steinbildhauerei."Der Mensch, Menschengesichter, Farben und Formen der Natur sind für mich bis heute immer noch ein besonderer Reiz in der Kunst", sagt sie.

Breth beschäftigt sich seit seiner Pensionierung 1998 intensiv mit künstlerischen Themen und Techniken. Als Bilder- und Figurenmacher verwendet er vorwiegend Recyclingmaterial und Schrottteile. Was ihm und seinen Arbeiten innewohnt, ist ein eigener Witz, ein tiefsinniger Humor.

Am Wochenende also bieten die Isentaler Künstler mit ihren offenen Werkstätten eine abwechslungsreiche Tour an. Sie werden die Besucher durch ihre eigenen Räume führen und ihnen ihre Werke präsentieren. Sie wollen da sein, sagt Zauner - und offen fürs Gespräch.

5. Isental Open Art , Samstag und Sonntag, 21. und 22. September, jeweils 11 bis 18 Uhr; Infos, Bilder, Wegbeschreibungen, Route für Radler und vieles mehr auf www.isental-open-art.de.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4606462
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 19.09.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.