Süddeutsche Zeitung

Verkehrskonzept für Markt Schwaben:Hoffnung im Stau

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Die Marktgemeinde hat seit jeher mit Problemen im Ortszentrum zu kämpfen. Ein Gutachten soll eine Lösung aufzeigen - bis dahin müssen sich Autofahrer und Anwohner weiter gedulden

Von Andreas Junkmann, Markt Schwaben

Um Punkt 19 Uhr müssen die Markt Schwabener Gemeinderäte auf ihren Plätzen sitzen, dann nämlich ist für die politischen Gremien am Ort Sitzungsbeginn. Wer nicht zu spät kommen will, sollte sich allerdings frühzeitig auf den Weg in Richtung Unterbräusaal machen. Denn die Nachwehen des abendlichen Berufsverkehrs sorgen regelmäßig für einen kleinen Verkehrskollaps im Zentrum der Marktgemeinde. Gerade rund um die Kreuzung von Herzog-Ludwig- und Ebersberger Straße geht es dann nurmehr zäh voran. Für Entspannung am Ort soll künftig ein Verkehrskonzept sorgen, bis dieses aber ausgearbeitet ist, muss die Gemeinde selbst an kleineren Stellschrauben drehen.

Eine davon betrifft eben jene Herzog-Ludwig-Straße. Dort soll künftig auf Höhe der Grundschule ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde eingeführt werden, wie Ordnungsamtsleiterin Katrin-Maria de Laporte am Donnerstagabend im Umweltausschuss ankündigte. Eine entsprechende Anordnung habe das Landratsamt, das für die Staatsstraße zuständig ist, bereits getroffen. Man rechne mit einer zeitnahen Umsetzung der Geschwindigkeitsbegrenzung, wie es aus der Rathausverwaltung heißt.

Ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Ebersberger Kreisbehörde wird demnächst die Geh- und Radweg-Regelung an der Herzog-Ludwig-Straße geändert. Der Beginn des gemeinsamen Geh- und Radwegs wird demnach von der Einmündung zur Straße An der Bachleiten hinter die Zufahrt zur Straße Am Erlberg versetzt. Ortsauswärts müssen Radler ab Höhe des Kinderhauses Villa Drachenstein künftig auf der Straße fahren, in die Gegenrichtung dürfen sie dagegen weiterhin den Geh- und Radweg benutzen. Als Grund nannte de Laporte in der Sitzung die Steigung der Fahrbahn in Richtung Ortszentrum. Bergauf seien die Radfahrer schlicht zu langsam, um auf der Straße zu fahren.

Nicht ganz so langsam wie von der Gemeinde und den Anwohner gewünscht, dürfen Autofahrer seit einiger Zeit wieder in der Textorstraße unterwegs sein. Dort hatte der Markt einen verkehrsberuhigten Bereich ausgewiesen, für den es jedoch keine rechtliche Grundlage gebe, wie de Laporte sagte. Entsprechend gilt dort nun wieder Tempo 30 - wie von der Poinger Polizei und dem Landratsamt empfohlen. Und auch de Laporte sagte: "Die Autofahrer fahren da eigentlich ganz vernünftig durch." Dennoch werde man in diesem Bereich nun regelmäßig die Geschwindigkeit kontrollieren. Die Ausweisung einer Einbahnstraße, wie sie Sascha Hertel (ZMS) ins Spiel brachte, lehnte die Verwaltung zunächst ab. "Solche Experimente sollten wir bis zum Verkehrsgutachten zurückstellen", sagte de Laporte.

Dann soll auch die Ödenburger Straße wieder Thema werden, für welche die Marktgemeinde bisher keine zufriedenstellende Lösung gefunden hat. Anwohner beschweren sich regelmäßig über das hohe Verkehrsaufkommen durch die Schulen und über Autofahrer, die den Stau im Zentrum über die Ödenburger Straße umgehen. Der Markt hat bereits diverse Optionen geprüft, zuletzt stand noch ein Anlieger-frei-Schild zur Debatte. "Das ist aber in keinster Weise kontrollierbar", sagte nun de Laporte. Bei einem Verkehrskonzept stehe die Ödenburger Straße deshalb ganz weit oben auf der Liste.

Genauso wie die Ampelregelung im Ortszentrum. Die Wählergruppe Zukunft Markt Schwaben (ZMS) hatte bereits mehrmals eine intelligente Ampelschaltung rund um die Herzog-Ludwig- und Ebersberger Straße gefordert. Nun reichte die ZMS erneut einen Antrag dazu ein. Dort heißt es von der Wählergruppe nach Rücksprache mit dem Landratsamt, dass für die Ampelschaltung nicht extra ein Verkehrsplanungsbüro konsultiert werden müsse. Die Vernetzung der Ampeln könne also zügig umgesetzt werden.

Hier warnte allerdings Bürgermeister Michael Stolze (parteilos) vor einem Schnellschuss. Es bringe nichts, immer kleinteilige Entscheidungen zu treffen. Beim Thema Verkehr müsse man auf die Ursachen schauen. Dies soll mit Hilfe des Verkehrskonzeptes geschehen, bei dem auch die Ampelschaltung überprüft werden wird. Den ZMS-Antrag hielt Stolze deshalb "für verfrüht", zumal man inzwischen auf einem guten Weg sei, das ersehnte Gutachten in Auftrag zu geben.

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SZ vom 19.06.2021
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