Süddeutsche Zeitung

Vaterstetten:Langsamer zur Autobahn

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Die Gemeinde Vaterstetten will ein Tempolimit auf der Straße zwischen Weißenfeld und Wolfesing

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Der Verkehr zwischen Weißenfeld und Wolfesing soll langsamer werden. Das hat nun der Straßen- und Verkehrsausschuss des Gemeinderates mit großer Mehrheit beschlossen. Selbst aktiv werden kann Vaterstetten indes nicht, da es sich um eine Kreisstraße handelt. Die Gemeinde soll sich aber beim Landratsamt dafür einsetzen, dass künftig auf der EBE 4 im Gemeindegebiet ein Tempolimit auf 80 Kilometer pro Stunde gilt. Im Bereich der Kreuzungen zur Parsdorfer und zur Purfinger Straße zwischen Baldham Dorf und Hergolding beziehungsweise Purfing soll sogar auf Tempo 60 begrenzt werden.

Damit erweiterte der Ausschuss einen Antrag der Grünen, die eine solche Geschwindigkeitsbegrenzung eigentlich zunächst nur an der Kreuzung EBE 4 und Purfinger Straße gefordert hatten. Ingrid Otto begründete den Antrag ihrer Fraktion mit der Gefahr, die von den Autos ausgingen, die "mit einem Affenzahn" über die Kreuzung fahren. Gerade im Sommer seien aber auf der Purfinger Straße zahlreiche Radler unterwegs, viele davon Kinder. Außerdem habe es an dieser Stelle bereits einige schwere Unfälle gegeben, die gegenwärtige Situation sei "längst nicht mehr tragbar".

"Wir begrüßen diesen Antrag", sagte Sepp Mittermeier (SPD), "aber das geht uns nicht weit genug." Er schlug daher vor, auf dem gesamten Streckenabschnitt zwischen der Ortsausfahrt Weißenfeld und der Einmündung in die Staatsstraße 2081 bei Wolfesing ein Tempolimit auf 80 und an beiden Kreuzungen der EBE4 von und nach Baldham Dorf auf 60 einzuführen. "Nur so ist es möglich, das Gefahrenpotenzial zum Teil rauszunehmen", so Mittermeier. "Der Verkehr muss hier langsamer werden", warb sein Fraktionskollege Jo Neunert für den Vorschlag und verwies ebenfalls auf zahlreiche schwere Unfälle an den Kreuzungen, einer davon tödlich. "Ein Tempolimit ist die einfachste und kostengünstigste Lösung", so Neunert, um schnell mehr Sicherheit an den Kreuzungen zu erreichen. "Da könnten wir durchaus mitgehen", schloss sich Zweiter Bürgermeister Martin Wagner für die CSU-Fraktion an. Gegenrede kam von Herbert Uhl (Freie Wähler), er hielt ein Tempolimit für unnötig.

Deutlich mehr Diskussionsbedarf als über das Tempolimit gab es zu der Frage, ob auch andere Maßnahmen an der Kreuzung sinnvoll sind. Derzeit sind an der Purfinger Straße große blinkende Warnschilder installiert, die Grünen hatten beantragt, auch an der EBE 4 "große, auffällige Warntafeln" aufzustellen und die Kreuzung umzubauen. Die Warntafeln wurden ohne Gegenstimme beschlossen, beim Umbau gab es aber einige kritische Stimmen. Einen Fahrbahnteiler, wie ihn die Grünen vorschlugen, könne man sich sparen, befanden Mittermeier und Wagner und verwiesen auf die Kreuzung bei Hergolding, wo ein solcher bereits eingebaut wurde. "Wir haben viel Geld dafür in die Hand genommen", so Wagner, "aber es bringt nicht viel". Die einzigen, die dadurch langsamer würden, seien Landwirte, wenn sie mit großen Maschinen oder Anhängern die Kreuzung befahren wollten. Denn sie müssten dazu zunächst die Verkehrsschilder auf den Fahrbahnteilern abmontieren. "Das einzige, was wirklich hilft, sind Kreisverkehre", befand Mittermeier.

Für Uhl hingegen ist jeder Umbau der Kreuzung "maßlos übertrieben", besonders die Variante mit dem Kreisverkehr. "Wir können nicht nur kreuzungsfreie Straßen bauen, da bricht der Verkehr zusammen." Die Mehrheit im Ausschuss sah dies jedoch anders. Gegen die Stimmen von Uhl und seines Fraktionskollegen Roland Meier wurde beschlossen, mit dem Landratsamt Gespräche zu führen, ob und in welcher Form ein Umbau beider Kreuzungen möglich ist und dem Ausschuss darüber zu berichten. Völlig unklar ist derzeit auch noch, wer für den Einbau des Kreisverkehrs wie viel zahlen muss. Denn wie Manfred Weber, im Bauamt der Gemeinde zuständig für Straßenbau und Verkehrsrecht, erläuterte, gibt es eine finanzielle Beteiligung des Landkreises nur, wenn ein Gutachten belegt, dass ein Umbau der Kreisstraße nötig ist.

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SZ vom 30.07.2015
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