Süddeutsche Zeitung

Schloss Zinneberg:Nonnen verklagen das Landratsamt

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Die Ordensschwestern haben den ältesten Teil von Schloss Zinneberg renoviert. Gegen die Auflage, die Arbeiten von einem Bauforscher dokumentieren zu lassen, ziehen sie vor das Verwaltungsgericht

Von Anja Blum, Glonn

"Soll ich nun weinen oder lachen?", fragt Schwester Amica, sonst eine sehr besonnene Frau, und schüttelt den Kopf. Grund ist, dass der Oberin der Schwestern vom Guten Hirten an diesem Mittwoch ein Termin des Verwaltungsgerichts München ins Haus steht, in dem es um Denkmalschutz gehen wird.

Geprüft werden soll der Umgang der Ordensschwestern mit ihrem Zuhause, dem Schloss Zinneberg bei Glonn. "Ich bin absolut dafür, mit der historischen Bausubstanz, die uns umgibt, sorgsam umzugehen und sie so gut wie möglich zu erhalten", sagt Schwester Amica. "Aber wir müssen hier doch auch leben dürfen - das ist schließlich kein Museum."

Fest steht, dass Schloss Zinneberg auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblickt. Über die erste Bebauung des exponierten Platzes hoch über Glonn wird bis heute spekuliert, doch spätestens von Anfang des 14. Jahrhunderts muss hier ein feudales Anwesen gestanden haben.

Im Laufe der Jahrhunderte gaben sich zahlreiche Adelsgeschlechter die Klinke in die Hand, wobei jeder Besitzer das Schloss und seine Ländereien nach seinem Geschmack verändert hat. Im Jahre 1927 schließlich erwarb der Orden der Schwestern vom Guten Hirten Zinneberg und machte daraus eine ländliche Dependance seiner Erziehungsanstalt für Mädchen in München.

Heute ist daraus eine vielschichtige Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe geworden - von der Krippe über Mittel- und Berufsschule bis hin zu einem heilpädagogischen Heim für Mädchen. "Seit Zinneberg dem Orden gehört, wurde und wird es immer wieder dem Bedarf angepasst", erklärt die Oberin. Ohne dabei den Denkmalschutz aus den Augen zu verlieren, wie sie betont.

Auch beim Besuch des Verwaltungsgerichts geht es um einen Nutzungsänderung: Da der Kindergarten, den Zinneberg bis vor zwei Jahren beherbergte, in einen Neubau im Glonner Ortszentrum umgezogen ist, möchten die Schwestern dessen Fläche im Haus Anna ihren Gästen als Tagungsraum anbieten. Ende 2014 erteilte das Landratsamt die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis für die Nutzungsänderung; zugleich wurde den Schwestern auferlegt, den Umbau aus Gründen des Denkmalschutzes durch einen Bauforscher begleiten und dokumentieren zu lassen. "Das Angebot, das uns dann dafür erreichte, betrug 5000 Euro", sagt die Oberin, "aber das haben wir nicht eingesehen".

Also klagten die Nonnen gegen die Auflage - weswegen nun das Verwaltungsgericht über eine mögliche Aufhebung entscheiden wird.

Mittlerweile wurde der Gebäudeteil, dem man nachsagt, der älteste des Schlosses zu sein, bereits renoviert und die Kindergarteneinrichtung entfernt. "Dafür waren nämlich Trennwände eingebaut worden, kleine Toiletten und eine Küche", erklärt Schwester Amica. Dies alles ist nun weg - ein schlichter, heller Raum mit Holzboden und großen, tiefen Fenstern entstand.

Einen denkmalschützerischen Verlust sieht die Oberin nicht: Es sei nichts Historisches zerstört worden, im Gegenteil: Da, wo die Arbeiter auf alte Substanz gestoßen seien, hätten sie diese sogar extra freigelegt. "Unser Hausmeister hat dafür ein ganz besonderes Gespür."

In einer Nische zum Beispiel, die als Garderobe dienen soll, sieht man nun unverputztes Mauerwerk aus Lehmziegeln, überspannt von verrosteten Metallverstrebungen. "Sehen Sie, wie diese hier verschraubt sind? Da wurden Stifte heiß gemacht und dann in das Metall gesteckt. Das muss eine ganz alte Geschichte sein", erklärt Schwester Amica.

Gleich daneben an der Decke kam im Zuge der Renovierung ein alter Gewölbebögen zum Vorschein, der nun inmitten der ansonsten makellos-weißen Mauern einen ganz besonderen Anblick bietet. Ob sich das Verwaltungsgericht davon beeindrucken lässt, ist jedoch ungewiss.

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Quelle:
SZ vom 17.06.2015
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