Süddeutsche Zeitung

Kultur in Vaterstetten:Spaßbad fällt ins Wasser

Lesezeit: 2 min

Der Umbau der alten Schwimmhalle in Vaterstetten zum Veranstaltungssaal ist abgesagt. Die Kosten für die Umnutzung sind der Politik zu hoch.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Ein ganz besonderes Spaßbad sollte die Großgemeinde bekommen - die Gäste sollten nicht mit Wasserrutsche, Sprungturm und Wellenmaschine sondern mit kulturellen Veranstaltungen unterhalten werden. Konkret war der Plan, das seit rund drei Jahren leerstehende ehemalige Schulschwimmbad zu einem Saal etwa für Konzerte umzugestalten. Nun hat der zuständige Ausschuss des Gemeinderates den Stöpsel gezogen: Das alte Schwimmbad an der Gluckstraße wird nicht umgebaut. Dies, so der einstimmige Beschluss, wäre zu teuer.

Denn eigentlich, so der im September im Finanzausschuss beschlossene Prüfauftrag, ging es darum, für möglichst wenig Geld einen wenn auch einfachen Veranstaltungssaal zu bekommen. Schließlich ist es ein altes Problem in Vaterstetten, dass aufgrund der chronisch klammen Finanzen der schon mehrmals geplante Bau einer entsprechenden Veranstaltungsstätte niemals umgesetzt werden konnte.

Ursprünglich hatte man mit knapp 10 000 Euro gerechnet - nun sollen es rund 70 000 sein

Die CSU hatte darum im Herbst beantragt, das Bad mit einfachen Mitteln in einen Saal umzubauen. Dieser wäre auch nur in den Sommermonaten benutzbar, weil der Einbau einer Heizung von Anfang an nicht vorgesehen war. Zudem sind die Tage des Gebäudes, in dem sich auch die Turnhalle der ehemaligen Grund- und Mittelschule befindet, gezählt: Das Grundstück soll in einigen Jahren mit einem Wohngebiet neu bebaut werden. Seine Eignung als Kultursaal hatte das alte Hallenbad bereits Anfang 2021 bewiesen, als die Gemeinde dort eine Konzertreihe veranstaltete - allerdings nicht vor Publikum. Die Konzerte wurden wegen der damals geltenden Corona-Auflagen ins Netz übertragen.

Die Künstler und auch die Kritik lobten damals den ungewöhnlichen Veranstaltungsort, an diesen Erfolg könne man doch anknüpfen, so die Antragsteller damals. Und die ersten Kalkulationen waren durchaus vielversprechend: Demnach brauche es lediglich eine Absturzsicherung, also ein Geländer rund um das Becken, was für etwa 8000 Euro zu haben sei. Zudem sei eine Renovierung der Toiletten nötig, die Kosten dafür wurden in dem Antrag mit rund 2500 Euro beziffert.

Alleine das Geländer am Beckenrand würde sechsmal so teuer wie zunächst gedacht

Bei genauerem Nachrechnen hat sich nun aber gezeigt, dass diese Rechnung nicht aufgeht. Wie Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) nun im Ausschuss erläuterte, werde alleine das Absturzgitter mehr als sechsmal so teuer, wie gedacht: Rund 50 000 Euro würden diese Konstruktion kosten. Auch müssten Fluchttreppen ins Schwimmbecken eingebaut - Kosten: 10 000 Euro - sowie rutschfeste Matten über die Fliesen verlegt werden, was mit weiteren rund 11 250 Euro zu Buche schlagen würde. Im Haushalt seien entsprechende Mittel bislang nicht vorgesehen, die Verwaltung empfahl angesichts der Haushaltslage auch keine einzustellen und den Schwimmbad-Umbau abzusagen.

Dem Vorschlag folgten die Ausschussmitglieder ohne Gegenstimmen, der einzige Wortbeitrag dazu kam von Christl Mitterer (CSU), der Kultur-Referentin des Gemeinderates. Dass man angesichts der zu erwartenden Kosten das Hallenbad nicht umbauen werde, sei natürlich vernünftig - aber eben auch "sehr traurig". An sich nämlich sei die Umnutzung der alten Schwimmhalle "eine supergute Idee" - die nur eben mit mehr Aufwand und Kosten verbunden sind, als geplant.

Ganz die Hoffnung auf einen Umbau aufgeben wollte Mitterer dann doch nicht: "Vielleicht findet sich ja jemand, der dafür spenden möchte." Potenzielle Sponsoren für ein Kultur-Hallenbad könnten sich jederzeit an die Gemeinde wenden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5737508
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.