Süddeutsche Zeitung

Pilotkonzept im Landkreis:Kennenlernangebot auf evangelisch

Lesezeit: 3 min

Bei der "Konfi3" der evangelischen Kirchengemeinde Ebersberg, Hohenlinden, Kirchseeon und Steinhöring können Drittklässler den Glauben erleben. Auch ungetaufte Kinder sind herzlich willkommen.

Von Michaela Pelz, Ebersberg

Taufe, Kommunion, Firmung und Konfirmation sind den meisten Menschen geläufige Begriffe. Seit 2019 gibt es in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Ebersberg, Hohenlinden, Kirchseeon und Steinhöring aber ein Angebot namens "Konfi3". Für wen sich das Konzept eignet, das im Landkreis bisher einzig ist, und was dabei passiert, verrät Pfarrerin Renate Zorn-Traving.

SZ: Was genau ist "Konfi3"?

Renate Zorn-Traving: Es ist ein Angebot für Drittklässler, das wir als Zwischenstation sehen zwischen der Taufe, die man ja in der Regel als Säugling erlebt hat, und dem Konfi-Kurs in der achten Klasse. Alle, die nicht zum Kindergottesdienst, zum Familiengottesdienst oder zum Kinderbibeltag kommen, haben ja kaum Berührungspunkte mit der Kirchengemeinde.

SZ: Warum wenden Sie sich gerade an Drittklässler?

Weil das auch entwicklungspsychologisch gesehen für Kinder normalerweise eine sehr stabile Phase ist, in der sie sehr offen sind für neue Erfahrungen und Begegnungen. Deswegen ist da auch die Erstkommunion. Der schöne Nebeneffekt: Auch die evangelischen Kinder bekommen in der Zeit, in der sich ihre katholischen Freunde intensiv mit dem Glauben beschäftigen, etwas Besonderes von ihrer Kirchengemeinde geboten.

SZ: Es geht darin also um Glaubensfragen?

Jein. Im Vordergrund dieses ganzheitlichen Konzepts steht die Gemeinschaft in der Gruppe und mit der Kirchengemeinde. Die inhaltliche Auseinandersetzung - was ist meine Art zu glauben, was spricht mich an, was sehe ich kritisch und so weiter - kommt erst später, im "richtigen" Konfikurs. Bei Konfi3 geht es darum, Glauben zu erleben.

SZ: Woran orientieren sich die Themen?

Taufe, Kirchengemeinde, Abendmahl.

SZ: Und wie setzen die Teilnehmenden sich damit auseinander?

Wir reden miteinander, erzählen biblische Geschichten, machen Stilleübungen, spielen, basteln und singen - wenn wir dürfen. Alles ganz gemischt. Beim ersten Mal gab es ein gemeinsam vorbereitetes Essen, das kam sehr gut an.

SZ: Wie oft finden die Termine statt?

Normalerweise gibt es sechs Treffen sowie einen Anfangs- und Abschlussgottesdienst, in dem wir uns an die Taufe erinnern und Abendmahl feiern, idealerweise gemeinsam mit den Paten. Da wir im Januar beginnen, laden wir dazwischen noch zum Ostergottesdienst ein. So lief es zumindest beim ersten Mal.

SZ: Das war vor der Pandemie. Und dann?

2020 konnten die ersten drei Treffen noch live stattfinden, dann kam Corona, dann war nix. Im Juli gab es ein Abschlusstreffen plus Gottesdienst gemeinsam mit den Familien, aber ohne Abendmahl.

SZ: Wie sah es 2021 aus?

Da war nochmal alles anders. Wir wollten Anfang Februar beginnen, da war aber Lockdown und es ging gar nichts. Also haben wir uns entschieden, das Experiment "Zoom" zu wagen. Zwar hatten wir mit dem Programm bereits Erfahrung, aber nicht in diesem Kontext. Um kreativ das Beste daraus zu machen, haben wir dann schon mal die Kinder in der Wohnung Sachen zum Thema suchen lassen.

SZ: Welche Rückmeldungen gab es?

Die Teilnehmenden waren durchaus zufrieden. Besser allerdings gefiel ihnen das "echte" Treffen Anfang April, zu dem es alternativ ein Zoom-Meeting gab, weil manche Eltern aus Vorsicht ihre Kinder lieber daheimlassen wollten. Am allerschönsten allerdings war der letzte Termin im Juni. In Präsenz - das schlägt alles. Zumal die Kinder dabei gemeinsam die Konfi3-Kerze gestalten konnten, die vorher unbeklebt bei den Zoom-Meetings vor mir stand. Nun durfte sie bunt werden und von den Kindern erzählen, die dabei waren. Wir lassen ihnen dabei stets freie Hand, die einzige Vorgabe ist: Es muss ein Zeichen darauf sein, das für Kirche und Glauben steht, und jedes Kind muss vorkommen.

SZ: Wenn Sie von "wir" sprechen ...

... sind auch die Ehrenamtlichen gemeint, die mit mir den Konfi3-Kurs gestalten. Bisher waren das alles Konfi3-Kinder-Mütter, die schon im Kindergottesdienst oder beim Kinderbibeltag aktiv waren. Es könnten aber natürlich auch Väter sein, ich bin da total offen.

SZ: Und was machen die Ehrenamtlichen?

Im Grunde ist vorgesehen, dass es eine Mischung aus Gesamttreffen und von Eltern geleiteten Kleingruppen-Treffen gibt. Das habe ich mir aber nicht zugetraut, weil die Vorbereitung der Gruppenleiterinnen sehr zeitintensiv ist. Darum habe ich ein Mischkonzept ausgearbeitet.

SZ: Wie sieht das aus?

Die Angemeldeten - mal zwölf, mal mehr als 20 Kinder - sind in der Regel alle zusammen, werden nur ab und an in kleinere Einheiten aufgeteilt, damit man sich besser austauschen kann. 2021 haben wir von Anfang an zwei Gruppen gebildet, weil klar war, dass im Fall einer Präsenzveranstaltung mit den bekannten Abstandsregeln nur eine begrenzte Zahl Kinder in die Gemeindehäuser gepasst hätte. Und auch bei Zoom wird es schnell schwierig, alle im Blick zu behalten, wenn es zu viele sind.

SZ: Kann man sich für 2022 noch anmelden?

Ja, bis zum 14. Dezember. Und, ganz wichtig: Auch ungetaufte Kinder, die wir natürlich nicht anschreiben können, sind uns von ganzem Herzen willkommen. Jedes Jahr sind welche dabei, die so die Chance nutzen, sich die Sache mal anzuschauen und Kontakt aufzunehmen. Wer dabeibleiben will, kann das in Ruhe hinterher entscheiden.

SZ: Stattfinden wird es in jedem Fall?

Ja klar! Mittlerweile sind wir erprobt und für sämtliche Eventualitäten in der Zukunft gerüstet.

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