Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Zorneding:Erfahrung und frischer Wind

Lesezeit: 2 min

In Piet Mayr (CSU), Bianka Poschenrieder (SPD) und Peter Pernsteiner (FDP) treten bei der Kommunalwahl in Zorneding drei langjährige Lokalpolitiker an. Ramona Baumgartner (Linke) dagegen ist das komplette Gegenteil. Sie will den Etablierten Druck machen

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Lange Zeit hatte es in der Gemeinde so ausgesehen, als würde die Bürgermeisterwahl in Zorneding eine recht spannungsbefreite Veranstaltung werden. Amtsinhaber Piet Mayr (CSU) kündigte bereits im März vergangenen Jahres an, seinen Chefsessel im Rathaus verteidigen zu wollen. Alle anderen Fraktionen hielten sich zunächst zurück und wagten sich erst recht spät aus der Deckung. Inzwischen ist nun aber mit Bianka Poschenrieder (SPD), Peter Pernsteiner (FDP) und Ramona Baumgartner (Linke) ein spannendes Bewerberfeld zusammengekommen, das aus drei erfahrenen Lokalpolitikern und einer echten Newcomerin besteht.

Piet Mayr (CSU)

Wer häufiger mal in sozialen Netzwerken unterwegs ist, der weiß um die Wichtigkeit von Hashtags. Piet Mayr hat sich für seinen Wahlkampf ebenfalls einen solchen zugelegt: #DerBürgerMayr. Das ist zwar einerseits witzig, soll andererseits aber auch eine Botschaft transportieren: "Das für mich immer noch wichtigste CSU-Motto ,Näher am Menschen' sehe ich nicht nur als Auftrag und ständige Verpflichtung, sondern auch als eine gelebte Grundeinstellung von mir", sagt der 63-Jährige. Mayr, der ursprünglich aus Denklingen im Landkreis Landsberg am Lech stammt, in Karlsruhe und Ingolstadt aufgewachsen ist und inzwischen in Parsdorf wohnt, könnte im März bereits in seine dritte und dann definitiv letzte Amtszeit als Gemeindeoberhaupt gehen. Spätestens in sechs Jahren hat der verheiratete Vater eines Sohnes dann also ausgiebig Zeit für seine Hobbys: Lesen, Kochen, Rad- und Skifahren.

Bianka Poschenrieder (SPD)

Zornedinger Ortspolitik ohne Bianka Poschenrieder? Unvorstellbar! Die 65-Jährige hat sich über Jahre als die starke Frau in der Gemeinde etabliert und wagt nun nach 2014 den zweiten Anlauf, als Chefin ins Rathaus einzuziehen. Das Amt wäre für Poschenrieder aber keinesfalls Neuland, schließlich hat sie Mayr seit sechs Jahren als Zweite Bürgermeisterin immer wieder vertreten. Über ihre Vorstellung von Politik sagt Poschenrieder: "Bei mir stehen immer die Menschen im Mittelpunkt." Diese Haltung spiegelt sich auch in ihrem Amt als Zornedinger Seniorensprecherin und den Mitgliedschaften unter anderem beim Helferkreis Asyl und im VdK wieder. Poschenrieder ist in Nordrhein-Westfalen geboren und in München aufgewachsen, inzwischen lebt sie seit 40 Jahren in Zorneding. Die Diplom-Ingenieurin ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Peter Pernsteiner (FDP)

Wie man eine Gemeinderatssitzung leitet, müsste Peter Pernsteiner eigentlich bestens wissen. Nicht nur weil der 60-Jährige seit 2007 in eben jenem Gremium sitzt, sondern auch weil er als ehemaliger Radiomoderator bei Charivari durchaus eine gewisse Sprachgewandtheit und Nervenstärke mitbringt. Wie in der Tonkabine, ist Pernsteiner auch im Sitzungssaal als einziger FDP-Vertreter meist auf sich allein gestellt. Bei anderen anzuecken ist für ihn deshalb nicht weiter ungewöhnlich, er selbst sagt, dass er "wohl kein bequemer Bürgermeister mit Schmusekurs" sein würde. Der verheiratete Familienvater begründet das auch mit seinem beruflichen Hintergrund: Seit 25 Jahren arbeitet er als freier Journalist - ein Job, der analytisches Denken und immerwährendes kritisches Hinterfragen erfordere. Pernsteiner hat den Großteil seines Lebens in München verbracht, seit 1998 wohnt er nun in Zorneding und genießt laut eigener Aussage die etwas ländlichere Struktur.

Ramona Baumgartner (Linke)

Mehr Premiere geht kaum: Die Linke stellt nicht nur erstmals in Zorneding eine Bürgermeisterkandidatin auf, die Partei tritt überhaupt zum ersten Mal bei einer Kommunalwahl in der Gemeinde an. Auch die Bewerberin um das höchste Amt am Ort dürfte vielen Bürgern nicht ganz so bekannt sein wie ihre drei Konkurrenten - und das, obwohl die parteilose Ramona Baumgartner von allen Bewerbern am wenigsten weit von Zorneding aufgewachsen ist. Die 37-Jährige stammt ursprünglich aus Kirchseeon und lebt nun seit etwa zehn Jahren in der Gemeinde. Dort hat die Archäologin auch ihr eigenes Unternehmen aufgebaut, bei dem sie inzwischen 15 Mitarbeiter beschäftigt. Anders als ihre Konkurrenten hat Baumgartner in der Kommunalpolitik noch keine Erfahrung gesammelt - das könnte sich am 15. März ändern. "Bürgernähe, Mitspracherecht und die Unterstützung von Bürgerinitiativen liegen mir besonders am Herzen", sagt sie.

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Quelle:
SZ vom 27.02.2020
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