Süddeutsche Zeitung

Kolumne:Mit dem Rasenmäher zeigt der Ebersberger, wer Chef im Garten ist

Margeriten und Bienen? Ab Mitte Mai wird in Bayern oberhalb der Fünf-Zentimeter-Marke rasiert, dass die Funken sprühen.

Glosse von Korbinian Eisenberger

Da ist es wieder, dieses altbekannte Geräusch, wie Musik in den Ohren. Ein sanftes Summen, zwischen Vogelgezwitscher und Grillenzirpen. Ein Ton, im melodischem Einklang mit der Natur, der aus den Gärten im Landkreis Ebersberg nicht mehr wegzudenken ist. Was wären die Menschen hier nur ohne ihre Rasenmäher.

Gras ist in Bayern akzeptabel, aber eben nur in geringen Mengen. So war das schon immer - was die folgende Nachricht umso erstaunlicher macht: Das Landratsamt in Ebersberg will hier ernsthaft zu einem Sinneswandel anregen. "Warum nicht einen Teil des Rasens erst im Juni mähen und die Entwicklung zu einer artenreichen Blumenwiese fördern", heißt es in einer Mitteilung von der Unteren Naturschutzbehörde. Zum Jahr der Biene. Weil sich Wiesen mit langen Halmen besser als Wohnort für Kleingetier eignen als ein sauber getrimmter Rasen. Summ Bienchen summ.

Bienchen? Welch absurde Idee. Wo doch so viele einheimische Naturliebhaber einen Fuhrpark an Trimmern und Mähern in ihrer Garage stehen haben. Seit Monaten einsatzbereit. Weil es einfach dazugehört, dass man der heimischen Wildnis mit schwerem Gerät zeigt, wer Chef im Garten ist. Da können die Margeriten und Glockenblumen noch so freudig in der Sonne blühen. Von Mitte Mai an wird oberhalb der Fünf-Zentimeter-Marke rasiert, dass die Funken sprühen. Wäre ja noch schöner, wenn man das schöne Summen nicht mehr hört.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3994483
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 29.05.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.