Süddeutsche Zeitung

Kirchseeon:Geldsegen für die Unheimlichen

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Der Markt Kirchseeon unterstützt das neue Perchtenmuseum.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Die Perchten sind in gewisser Weise ein Segen für die Menschen, vertreiben die schaurigen Gesellen dem Brauchtum nach doch die bösen Geister des Winters. Nun revanchieren sich die irdischen Bewohner in Gestalt des Kirchseeoner Marktgemeinderates dafür, der die örtliche Perschtenstiftung mit insgesamt 19 000 Euro unterstützt. Das Geld soll in das erst kürzlich eröffnete Perchtenmuseum "Maskeum" fließen, in dem die Besucher die furchteinflößenden Maskierungen bestaunen können und unter anderem erfahren, warum sich in den Namen der Stiftung ein "s" geschmuggelt hat. Ursprünglich hatten sich die Verantwortlichen gar 22 000 Euro von der Gemeinde gewünscht, diesem Treiben geboten die Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung aber Einhalt.

Als "Aushängeschild" sieht der Bürgermeister die Perchten

Einig war sich das Gremium dennoch, dass sich eine Investition in das neue Schmuckstück am Ort lohnt. "Die Perchten sind unser Aushängeschild", sagte Bürgermeister Jan Paeplow (CSU). Auch das Maskeum werde sehr gut angenommen. "Es gibt eine durchweg positive Resonanz der Besucher. Das Museum stellt einen Mehrwert für den Markt Kirchseeon dar", so der Rathauschef. Damit das so bleibt, müssen die Organisatoren aber weiter in die Ausstellung investieren, wie sie in ihren Budgetplanungen gegenüber dem Rathaus vorrechnen.

Demnach seien rund 37 000 Euro notwendig, um das Museum weiter zu verbessern. So sollen künftig etwa Filmbeiträge selbst produziert und der virtuelle Ausstellungsraum durch ein Mediaguidesystem erweitert werden. Außerdem rechnet die Perschtenstiftung auch mit möglicherweise anfallenden Personalkosten, sollte der Ausstellungsbetrieb nicht vollständig mit Ehrenamtlichen abgedeckt werden können.

Die dafür vorgesehen 3000 Euro waren dem ein oder anderen Gemeinderat aber dann doch zu viel. Die Perchten würden zwar eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben von Kirchseeon spielen, sagte CSU-Fraktionssprecher Paul Hörl, dass die Gemeinde nun aber auch deren Personalkosten trage "geht aus unserer Sicht zu weit". Ähnlich argumentierte Barbara Bittner (SPD). Der Markt habe bei den Perchten bereits viel Unterstützung geleistet. "Das Museum hat gerade erst eröffnet. Vielleicht sollten wir jetzt mal ein, zwei Jahre ins Land gehen lassen und dann schauen, was es wirklich braucht", sagte Bittner zu den Plänen der Organisatoren.

Bürgermeister Paeplow gab zu bedenken, dass es auch noch andere Vereine am Ort gebe, die sich über Unterstützung freuen würden. Dennoch seien die Maßnahmen der Perschtenstiftung aus marketingtechnischer Sicht der richtige Schritt. "Das Geld muss man ausgeben, wenn man will, dass es erfolgreich läuft", sagte Paeplow. Letztendlich einigte sich das Gremium mehrheitlich auf eine einmalige Finanzspritze von 19 000 Euro, die ebenfalls von der Stiftung beantragte Übernahme der Personalkosten dagegen lehnten die Gemeinderäte ab.

Das Museum ist aufgrund der Corona-Auflagen derzeit wieder geschlossen. An den Sonntagen, 5., 12. und 19. Dezember, ist allerdings von 10 bis 12 Uhr der Museumsladen geöffnet.

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