Süddeutsche Zeitung

Bahnschwellengelände Kirchseeon:Autofreies Ortszentrum

Lesezeit: 2 min

Die Grüne Liste in Kirchseeon fordert für die geplante Entwicklung des Bahnschwellengeländes weniger Verkehr und dafür mehr Natur.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Autofrei und mit möglichst viel Natur - so würden sich die Kirchseeoner Grünen das geplante Ortszentrum auf dem Gelände des ehemaligen Bahnschwellenwerks wünschen. Das geht aus einem Positionspapier hervor, das der Ortsverein nun zusammen der Gemeinderatsfraktion vorgelegt hat. "Die Grünen von Kirchseeon wünschen sich im Falle einer möglichen Bebauung ein autofreies Quartier mit vielen Grünzügen, energieautarken Wohn- und Gewerbegebäuden, sowie sozialen Treffpunkten für Jung und Alt", heißt es in dem Schreiben. Und die Verfasser gehen sogar noch einen Schritt weiter: "Aus unserer Sicht wäre eine Teilbebauung absolut ausreichend und würde mehr Platz für Freiflächen ermöglichen." Den zu erwartenden Zuzug von rund 3000 Neubürgern jedenfalls lehne man ab.

Damit stellen sich die Grünen öffentlich gegen die Pläne des Investors, der Hamburger ECE Group, die das 16,5 Hektar große Areal südlich der Bahngleise zu einem florierenden Ortszentrum entwickeln will. In dem neuen Quartier soll der Autoverkehr zwar keinen Vorrang vor Radlern und Fußgängern haben, dass die Siedlung aber komplett für Kraftfahrzeuge gesperrt wird, davon war bisher nicht die Rede. Ebenso wenig davon, nur einen Teil des Areals zu bebauen und dafür mehr Freiflächen einzuplanen. Der Entwurf der ECE Group sieht ohnehin bereits mehrere Grünzüge vor, die die Siedlung durchschneiden und naturnaher gestalten sollen. Den Kirchseeoner Grünen reicht das aber offenbar nicht. "Die mittlerweile schon sehr konkreten Pläne des Investors, der sogenannte Masterplan, stellt Kirchseeon vor viele schwer lösbare Probleme und Herausforderungen", schreiben sie in dem Positionspapier.

Bei der Ökopartei stellt man sich vor allem die Frage nach der verkehrlichen Anbindung des Areals, wo doch die Marktgemeinde durch die überlastete Bundesstraße bereits jetzt am Limit angekommen ist. Es brauche deshalb eine zielgerichtete, überregionale Verkehrsplanung, so die Grünen, die einen in dem Zusammenhang noch nicht diskutierten Vorschlag in den Ring werfen: einen Tunnel für die Marktgemeinde. Bisher drehte sich die Verkehrsdebatte vor allem um ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern auf der B304, Kreisverkehre im Ortsgebiet und stellenweise Linksabbiegeverbote. Auch diese Maßnahmen seien "absolut begrüßenswert und sollten unbedingt und rasch sowie unabhängig von einer möglichen Erschließung des Bahnschwellengeländes vorangetrieben werden", schreiben die Grünen.

Die Bürger sollen sich nicht von der "hochprofessionellen Vermarktung" blenden lassen

Generell müsse sich eine etwaigen Bebauung des Bahnschwellengeländes für den Ort lohnen, ist man bei der Ökopartei überzeugt. "Die Investitionskosten müssten auf jeden Fall wieder zurückfließen und der gesamte Ort von einer Bebauung profitieren", heißt es. Für die Gemeinde entstünden schließlich nicht unerhebliche Kosten, etwa für einen wahrscheinlich notwendigen neuen Trinkwasserbrunnen, eine weitere vierzügige Grundschule, Kindergärten, Krippen sowie Pflegeplätze für Senioren.

Damit das geplante Mega-Projekt aus Sicht der Grünen gelingen kann, brauche es maximale Bürgerbeteiligung. Das Ratsbegehren, das im Herbst zusammen mit der Landtagswahl stattfinden soll, begrüße man daher sehr. Den Kirchseeonern raten Ortsverband und Gemeinderatsfraktion deshalb, im Vorfeld die Vor- und Nachteile des Vorhabens sorgfältig abzuwägen - und sich dabei nicht beeinflussen zu lassen. "Lassen Sie sich nicht von den Hochglanzprospekten und der hochprofessionellen Vermarktung des Masterplans vom Investor blenden."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5771367
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.