Süddeutsche Zeitung

Keime im Wasser:Trinkwasser in Markt Schwaben muss weiter abgekocht werden

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Es ist nach wie vor unklar, wie und warum die Keime ins Wasser gerieten. Für die Bürger heißt das: Abwarten und Tee trinken.

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Es war der Aufreger der Woche: Das Trinkwasser in Markt Schwaben könnte verunreinigt sein, so lautete die Warnung, die am Dienstagnachmittag im Radio kam und auf den Internetseiten der Lokalzeitungen zu lesen war. Das Problem daran: Nicht jeder bekam es über diese Kanäle mit, dass man das Trinkwasser abkochen soll. Und so kam es am Dienstagabend im Gemeinderat zu einem kleinen Eklat: Eine Bürgerin beschwerte sich vor Beginn der Sitzung lautstark beim stellvertretenden Bürgermeister Albert Hones (CSU). Weil sie kein Internet habe und an diesem Tag der Radioapparat ausgeschalten war, habe sie nicht erfahren, dass im Leitungswasser Keime sind.

Ausgestanden ist das Ganze nach wie vor nicht. Uwe Müller vom Bauamt erklärt am Donnerstag, dass die Anordnung weiter gilt. Für die Zubereitung von Essen, zum Trinken, zum Zähneputzen und zum Reinigen von offenen Wunden soll in Markt Schwaben weiterhin nur abgekochtes Wasser verwendet werden. "Bis Ende nächster Woche wollen wir das Problem bereinigt haben", so Müller.

Die Frau, die sich vor der Sitzung beschwerte, wohnt etwas außerhalb des Orts in Richtung Anzing. Ihre Kritik galt der Gemeinde: "Man hätte mich persönlich informieren müssen", sagte sie. Hones, der den krankgeschriebenen Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) vertritt, beschwichtigte. Dass die Gemeinde nicht mit einem Lautsprecher durch den Ort fuhr und Warndurchsagen gab, sei eine bewusste Entscheidung gewesen, die mit dem Landratsamt abgestimmt war, sagte so Hones. "Sonst hätten wir mehr Unruhe als nötig erzeugt", so Hones. Neuralgische Einrichtungen wie Arztpraxen, Zahnärzte, Altenheime, Kindergärten und Schulen habe man hingegen direkt informiert, telefonisch oder mit Handzetteln.

Auslöser für die Warnung war eine Routinekontrolle des Ebersberger Gesundheitsamtes. An sieben Stellen des Markt Schwabener Leitungsnetzes wurden dafür insgesamt 14 Proben entnommen. In acht dieser Proben fanden sich sogenannte coliforme Keime, das sind Bakterien, die für sich zwar nicht schädlich sind. Sie sind allerdings Indikatoren dafür, dass es im Wasser womöglich irgendwo eine Verunreinigung gibt, zum Beispiel, weil sich bei einer älteren Leitung eine Ablagerung gelöst hat. "Mit dem Nachweis von coliformen Bakterien ist ein definitiver Nachweis von Krankheitserregern nicht erbracht, aber auch nicht auszuschließen", heißt es vom Gesundheitsamt.

Die Behörde erklärt, dass es sich um eine Vorsichtsmaßnahme handle. Es bestehe keine nachweisliche Gefahr, weswegen man eine Hysterie verhindern habe wollen, das sagt auch die Gemeinde. Um das Problem zu lokalisieren, wurden nun an 17 Stellen weitere 34 Proben entnommen - mit einem ähnlichen Ergebnis, wie Uwe Müller von der Gemeinde erklärt. Nun werden die vier Kammern im Hochbehälter mit ihrer Gesamtfassung von 3500 Kubiklitern geleert und gereinigt, am Montag wird zudem das Leitungsnetz gespült. "Anschließend wird eine erneute Beprobung der Hochbehälter und des Netzes durchgeführt", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von Gesundheitsamt und Gemeinde. Sind die Proben dann keimfrei, soll es mit dem Abkochen vorbei sein.

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Quelle:
SZ vom 27.04.2018
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