Süddeutsche Zeitung

Glosse:Die Rallye nach Dakar fängt gleich hinter Grafing an

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Wo Autofahrer scheitern, ist der Radfahrer klar im Vorteil. Dachte unsere Autorin - und fuhr nach einem Regenschauer durch eine Baustelle.

Kolumne von Anja Blum

Goldene Zeiten sind dies für Radler. Nicht nur, weil das Wetter meistens mitspielt und es soeben bei der Aktion "Stadtradeln" viele Meriten zu verdienen gab, sondern auch und vor allem, weil ferienbedingt überall die Straßen aufgerissen werden. Gerade im Zentrum des Landkreises, in Ebersberg und Grafing, reiht sich eine Großbaustelle an die nächste. Wie schön ist es da, nicht mit dem Auto allerhand Umwege nehmen zu müssen, sondern mit dem Fahrrad direkt ans Ziel zu kommen.

Mit nur zwei Reifen unter dem Gesäß hält einen schließlich kaum etwas auf, keine weiß-rot-gestreiften Ungetüme, keine Schlaglöcher und auch kein querstehender Bagger. Als wendiger Radler quetscht man sich überall durch. Schier ins Unermessliche steigt die (zugegebenermaßen auch Schaden-)Freude, wenn ein von Schildern unbelehrbarer Autofahrer irgendwann doch wieder umkehren muss, zum Beispiel in Wiesham - und man sich später an anderer Stelle, zum Beispiel in Ebersberg, wiederbegegnet. Da sage noch einer, mit einem Rad ohne elektronische Unterstützung sei man auf jeden Fall langsamer als ein Auto!

Einen herben Dämpfer erhält die neu entfachte Radl-Euphorie nur dann, wenn der mit den Unwägbarkeiten des Zweirads nicht sonderlich vertraute Fahrer die Wetterverhältnisse nicht oder zumindest nicht genügend beachtet. Der Blick aus dem Fenster verheißt zunächst Gutes, denn der Regen hat aufgehört. Alles super. Doch dann stellt sich heraus, dass dieser Gedanke nicht zu Ende gedacht war, denn auch die Nässe von unten kann dem tapferen Radler gefährlich werden.

Zumal, wenn es durch besagte Baustellen geht. Deren Untergrund nämlich hat sich durch den Regen in eine dermaßen rutschige und dreckige Piste voller kleiner brauner Seen verwandelt, dass an ein sauberes Durchqueren trotz Schutzblechen nicht zu denken ist. Es spritzt und matscht nur so, am Ende sind Gefährt, Gepäck und Mensch von unten bis fast ganz oben voller Schlamm. Die Rallye Dakar, das steht fest, ist nichts dagegen! Und so werden aus goldenen Zeiten ganz schnell wunderbar dreckige.

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Quelle:
SZ vom 03.08.2019
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